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Advent, es weihnachtet wieder (XL-Gedicht)


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Advent - es weihnachtet wieder

 

Bevor ich es total vergess‘,
Adventszeit, das bedeutet Stress.
Das Weihnachtsfest total entgleitet,
bist Du nicht richtig vorbereitet.

 

Das Haus wird festtäglich geschmückt,
was jeden frommen Christ entzückt.
Das Jesuskind wird abgestaubt
und in der Krippe festgeschraubt.

 

In Bälde steht dann um die Krippe
im Lichterglanz die Weihnachtssippe,
um zu speziellen Weihnachtsklängen
den Alltagsmissmut zu verdrängen.

 

Doch vorher ist die Stimmung heikel
bei Otto Schmitz in Wanne-Eickel.
Der Wahnsinn macht sich meist dort breit
in jedem Jahr zur Weihnachtszeit.

 

Die Schmitzens wohnen Souterrain,
da ist’s zur Weihnacht oft sehr eng.
Der Baum, die Krippe, die Verwandtschaft,
die passen knapp nur in die Landschaft.

 

Es wird das Sofa umgestellt,
auf dem der Mops sein Schläfchen hält.
Der Couchtisch wird ins Eck verfrachtet,
wo er dann auf den Christbaum wartet.

 

Des Katers Kratzbaum wird verräumt,
das hat man letztes Jahr versäumt.
Der Kater sprang mit froher Miene
vom Kratzbaum in die Fleischterrine.

 

Jetzt nerven Schmitzens Kinder sehr,
die beiden sind recht pubertär.
Denn Kevin und das Mädel Mandy,
die glotzen stur nur auf ihr Handy.

 

Herrn Schmitzens Eltern wohnen oben,
das ist nicht wirklich hoch zu loben.
Familienzwist ist höchst lebendig,
denn Oma Schmitz, die nörgelt ständig.

 

Die Stimmung ist meist angespannt
in Schmitzens Weihnachtswunderland.
Und die Geschenke, die verpackt,
die hat der Mops oft voll gekackt.

 

Die Plätzchen duften in den Rohren,
die Blagen johlen unverfroren,
die Oma backt den Weihnachtsstollen,
den alle dann verkosten sollen.

 

Doch backt sie den mit Zitronat,
das man dann in den Zähnen hat,
dazu verrührt sie Marzipan
mit einem Gläschen Enzian.

 

Das ekelt Oma Schmitzens Erben,
sie würden deshalb lieber sterben,
statt zu verspeisen dies Gebäck,
der Mops rennt vorsichtshalber weg.

 

Für weihnachtliche Reinlichkeit
sorgt Mutter jetzt mit Peinlichkeit,
sonst tummelt später die Verwandtschaft
sich in ´ner staubdurchwirkten Landschaft.

 

Der Paps, er sucht die Lichterkette,

die er gern aufgehangen hätte.
Die will er um den Christbaum winden,
doch ist die Kette nicht zu finden.

 

Man hört ihn nicht sehr christlich fluchen,
die Kinder helfen jetzt beim Suchen.
Der Mops erschnüffelt ´nen Karton,
den schleift er jaulend zum Salon.

 

Als sie den Inhalt dann beäugen
(ein Konvolut an Sexspielzeugen),
ruft Opa lustvoll in die Gruppe:
„Ich hätte gern die Gummi-Puppe!“

 

Die Kette, sie hing jedenfalls
der Gummi-Puppe um den Hals.
Man hat danach recht unverdrossen
den Pappkarton schnell weggeschlossen.

 

Der Stollen quält sich jammervoll
im Ofen, weil er backen soll.
Er möchte nur -und das beizeiten-
vom heißen Backblech runtergleiten.

 

Doch ließ die Oma sich nicht stressen
und hat den Stollen glatt vergessen.
So wird nun aus dem Stollenteil
ein Fall für Schmitzens Hackebeil.

 

Es ist ein jedermann bereit
für den Advent als schönste Zeit.
Nur manchmal wird es auch sehr teuer,
fängt der Adventskranz plötzlich Feuer.

 

So ist es, wie es immer ist,
erscheint zur Weihnacht Jesus Christ,
bricht sich die Hektik ihre Bahn,
der Mensch erliegt dem Weihnachtswahn.    

 

 

@Copyright Melda-Sabine Fischer – Näheres zu ihrem Autorenleben siehe Profil

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Liebe Melda-Sabine,

 

deine flotten Paarreim-Paraden bringen mich immer wieder zum Schmunzeln, aber bei diesem Gedicht habe ich ein Päckchen Taschentücher für meine Lachtränen verbraucht. Hier glitzert jede Strophe wie Lametta. Das "Konvolut" verdient als besonders feine Wortwahl vermerkt zu werden.

 

Vorweihnachtliche Grüße

Cornelius

 

P. S. Freue mich schon auf ein Silvester- und Ostergedicht von dir...zu gegebener Zeit...

 

P. P. S. Und danke für das verführerische Stollenrezept, darf ich es an meine Lieblingstante weiterleiten?

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Oha, lieber @Cornelius, welch vortreffliches Lob erreicht mich denn da. Besten Dank dafür. Ich versuche einfach immer wieder, meine persönlichen Erlebnisse anlässlich vergangener Feste mit etwas überspitzten Handlungen zu würzen. Wenn ich die Leser zum Schmunzeln, Lächeln oder lauten Losprusten bewegen kann, bin ich glücklich. Und - selbstverständlich kannst Du das Stollenrezept weitergeben. Hierbei hatte es mir der Enzian besonders angetan. Auf Zitronat kann ich persönlich allerdings gerne verzichten. 

 

Gruß an die Lieblingstante und natürlich auch an Dich

 

Melda-Sabine

 

Ein Dankeschön auch für die weiteren Likes, an diejenigen, die sich mit meinem Gedicht vielleicht auf den Advent vorbereiten konnten. Als da wären: @Pegasus, @JoVo und @Marc Donis.

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Liebe Melda-Sabine,

so wie bei dir am End fängt es wohl an - der Mensch erliegt dem Weihnachtswahn. Davon mal abgesehen, dass die Plätzchen oder zumindest die Lebkuchenfertigteile schon bereits Anfang September in den Regalen gestanden haben.

Früher habe ich als leidenschaftliche Bäckerin, an die 15 verschiedene Kekse aber auch köstliches Konfekt selbst fabriziert - es fand immer reissenden Absatz. Ich glaube in Spitzenzeiten waren es so an die 10 Kilo, hernach dann aber auch auf der Waage entsprechend vermerkt.

Also bescheide ich mich nunmehr mit einigen wenigen Standardsorten, wenngleich es mir leichter fällt, wenn ich die Preise dafür in den Geschäften betrachte, die trauen sich doch tatsächlich was verlangen...

Tantchen war wiedermal schlichtweg begeistert, ich ebenso!

 

Liebe Grüße

Uschi

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Danke, liebe @Uschi R., für den Einblick in Deine Weihnachtsbäckerei. Ja, auch ich kenne das. Man versank im Plätzchenteig, um für die Menschen, die uns lieb sind eine oder mehrere süße Köstlichkeit zu fabrizieren. Und man selbst geriet dann leicht unter Stress, von den Kilos mal abgesehen, weil man ja alles auch selber probieren musste und natürlich auch gerne aß. 

 

Der Weihnachtswahn fing wohl mit dem Backen an und setzte sich über den Weihnachtshausputz und das Schmücken der entsprechenden Räumlichkeiten fort. Ich darf gar nicht an die Lichterkette denken, die es immer mehr oder weniger zu entwirren galt. 

 

Ach ja - Weihnachten, gleichwohl eine schöne Zeit.

 

P.S: Im übrigen stehen schon die Schokoladenosterhasen hinter den Weihnachtsmännern in den Regalen. Man muss nur ein wenig suchen 😂. Die Preise lasse ich hier mal außen vor.

 

Liebe Grüße von Melda-Sabine

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Liebe Melda-Sabine,

die Schilderung deiner "Weihnachtsvorbereitung" ist köstlich.

Ich kann mir die Familie bildlich vorstellen und  das macht mich ganz nervös 😪

 

Bei uns gibt es die Schlacht um die Spitzbuben (es sind immer zu wenig).

In meiner Kindheit haben die Frauen den Stollenteig hergestellt und dann zum Bäcker gebracht.

 

Dir ein stressfreies Wochennde

lieben Gruß

Mathi

 

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vor 9 Stunden schrieb Alter Wein:

die Schilderung deiner "Weihnachtsvorbereitung" ist köstlich.

Ich kann mir die Familie bildlich vorstellen und  das macht mich ganz nervös 😪

 

Bei uns gibt es die Schlacht um die Spitzbuben (es sind immer zu wenig).

In meiner Kindheit haben die Frauen den Stollenteig hergestellt und dann zum Bäcker gebracht.

Dankeschön, liebe Mathi. Ja da habe ich wieder einiges verarbeitet, was so in meiner Erinnerung in der Weihnachtszeit ablief. "Spitzbuben" kennen wir allerdings hier am Niederrhein nicht (???). Aber das mit dem Stollenteig kenne ich von unserer Verwandtschaft in Chemnitz, die uns früher aus der DDR Stollen zu Weihnachten sandten. Wir haben diese Stollen immer sehnsüchtig erwartet, weil niemand bessere Stollen buk. Leider gibt es die Verwandtschaft nicht mehr und meine Versuche, einen Stollen zu fabrizieren, verliefen ähnlich wie im Gedicht beschrieben (Stichwort: Hackebeil).

 

Liebe @Alter Wein, auch Dir ein schönes Wochenende und sei herzlich gegrüßt  -  Melda-Sabine

 

P.S.: Vielleicht klärst Du mich wegen der "Spitzbuben" einmal auf 😊.

 

 

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