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Die Weihnachtsgans (XXL-Gedicht)


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Die Weihnachtsgans

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Zum Weihnachtsfest da liebt der Franz
ne gut gebaute Weihnachtsgans.
Das Tier muss frisch sein, mit viel Schmackes,
drum rennt er hin zum Bauern Backes.

 

Der Bauer Backes zeigt ihm barsch
das Federvieh im Gänsemarsch.
Die Gänse dort, das sind noch viere,
sie schnattern vor des Backes Türe.

 

Die Frieda watschelt stets voran,
weil, da sie jung, noch watscheln kann.
An Alter zählt sie nur ein Jahr,
als Festtagsbraten wunderbar.

 

Dahinter stolpert durch den Dreck
die alte Berta, die muss weg.
Ist 4 Jahr‘ schon und hat auch Dellen,
das langt für Gänsefrikadellen.

 

Als Dritte: Gerda, auch sehr nett,
geeignet nur für’s Gänsefett.
Denn mit 5 Jahren auf den Federn
wirkt sie als Braten etwas ledern.

 

Die Vierte hat nur noch 1 Bein,
drum hüpft sie meistens hinterdrein.
Der Hofhund hatte dienstbeflissen
der Klara eines abgebissen.

 

Und trotz Behinderung beim Waten
kann sie als Braten gut geraten.
Ein halbes Jahr nur alt, die Gute,
schlägt sie so manche fette Pute.

 

Der Bauer Backes meint zum Franz:
„Nimm Klara doch als Weihnachtsgans.
Weil, da ihr fehlt das zweite Bein,
lass‘ ich mich auf ´nen Handel ein.

 

Zum Watscheln ist sie ja zu schwach,
drum lass ich Dir 5 Euro nach.
Ein Schenkel fehlt Dir zwar zum Schmaus,
doch gleicht die Brust das wieder aus.“

 

So wird die Klara auserkoren,
der Festtagsbraten ist geboren.
Der Backes leiht noch für nach Haus‘
dem Franz flugs einen Rollstuhl aus,...

 

...den, den der Bauer kurzerhand
der Oma Backes schnell entwand.
Für Klara wär’s ja ´ne Tortur,
den ganzen Weg zu hüpfen nur.

 

Den Vogel (nun im Rollstuhl sitzend)
schiebt Franz jetzt auf dem Heimweg schwitzend.
Denn durch Morast und nasses Gras
macht Rollstuhl schieben keinen Spaß.

 

Zu Hause endlich angekommen,
fällt Franz doch etwas arg benommen
auf seinen Stuhl am Esstisch nieder,
derweil die Gans putzt ihr Gefieder.

 

Nun hat der Franz, der unbeweibt,
noch nie ein Federvieh entleibt.
Wie stell ich’s an -der Gute grübelt-,
dass mir die Gans das nicht verübelt.

 

Die Klara ist ein stolzes Wesen
und kann sogar Gedanken lesen.
Auch ist der Vogel etwas magisch,
kann sprechen, was nicht weiter tragisch.

 

„Du willst mich schlachten, grober Mann?
Du weißt nicht, was ich alles kann.
Ich beiße Dir in Dein Extrem,
das wird für Dich nicht angenehm!“

 

Der Franz erschrickt ob solcher Rede.
Die Gans ist nicht wie eine jede!
Der Franz fällt schreckensbleich vom Sitz,
wonach die Gans bemerkt recht spitz:

 

„Nun rapple Dich mal wieder auf
und komm vom Boden wieder rauf.
Ich kann Dir besser nützlich sein,
als Braten-Sud mit Gänseklein.

 

Ich kann auch singen, wenn von Nöten;
wenn ich wär Du, würd’ mich nicht töten.
Ich hüpf’ auch atemlos umher
durch jede Nacht im Stadtverkehr.

 

Helene Fischer wird erblassen,
würd‘st Du mich doch nur singen lassen.“
So spricht die Gans, die Klara heißt,
womit sie ihre Kunst anpreist.

 

Der Franz ist nach wie vor perplex
ob diesem komischen Gewächs.
Er denkt kurz nach, wirft sich in Falten:
„Man sollte diese Gans erhalten!“

 

Er schnupft sich und fängt an zu lachen:
„Ich könnt‘ mir auch ein Goulasch machen
zum heil’gen, weihnachtlichen Feste;
ich hab noch tiefgefror’ne Reste.“

 

Erleichtert -möcht‘ ich noch erwähnen-
schaut Klara auf mit Freudentränen.
Sie springt verzückt auf eine Vase
und schnäbelt mit des Franzens Nase.

 

Am Heil’gen Abend sieht man Franz
mit der gehandicapten Gans,
die singend durch die Altstadt hüpft,
derweil ihr „Stille Nacht“ entschlüpft.

 

So findet hier in dem Gedichte
ein gutes Ende die Geschichte,
was in der weihnachtlichen Zeit
ein jedes fromme Herz erfreut.

 

Am Jahresanfang sind die Zwei
dann auch im Karneval dabei.
Dann hebt so manche Katz‘ ihr Schwänzchen,
wenn Klara hüpft zu „Heile Gäns’chen“.

 

Von der Geschichte die Moral:
„Ein Gänsebraten ist fatal,
wenn der Dich anschaut, mit Dir spricht,
dann iss den Vogel lieber nicht!“

 

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@Copyright Text und Bilder: Melda-Sabine Fischer – Näheres zu ihrem Autorenleben siehe Profil
 

 

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Nun ja, lieber @JoVo. Bei uns am Niederrhein gibt es so viele Bauernhöfe auf denen schon frühzeitig die Martins- bzw. Weihnachtsgänse in Scharen zur Schau gestellt werden. Mir war es immer ein Gräuel, die lebenslustigen Tiere zu beobachten und mir dann vorzustellen, wie ich sie dann auf meinem Teller habe. Ich bin zwar keine Vegetarierin, aber einem Tier in die Augen zu schauen und es dann wenig später zu verzehren, ist schon ein klein wenig gruselig. Ich musste die Gefühle in einem etwas überspitzten Gedicht zu Papier bringen, um den armen tierischen Delinquenten auch mal etwas Gehör zu verschaffen.

 

Besten Dank für Dein Feedback - Melda-Sabine

 

 

Lieber @Jimmy Moriarty, besten Dank für Dein Lob. Wenn ich ein Thema aufgreife, laufen so viele Handlungen vor meinen Augen ab, dass ich manchmal gar nicht aufhören kann. Die Presse schrieb einmal, dass es sich bei meinen Werken nicht um Gedichte handele, sondern eher um gereimte Geschichten. Da haben Sie bei dem ein oder anderen Gedicht wohl recht. 

 

Und wie lange ich daran gebastelt habe? Ach das geht manchmal innerhalb von 1-2 Tagen. Manchmal muss ich aber auch den Laptop zuklappen, wenn mich die Kreativität verlässt oder wenn irgendwelche Zeilen sich verflixterweise nicht verreimen lassen wollen. Dann kann es auch schon mal 1-2 Wochen dauern bis die Geschichte "im Kasten" ist. Dieses Gedicht allerdings war nach 3 Tagen fertig - da hatte ich dann wohl "einen Lauf", wie man so schön sagt.

 

Beste Grüße vom Niederrhein - Melda-Sabine

 

 

Danke auch an @Pegasus, @Marc Donis und @anais für weitere Likes

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liebe melda-sabine,

 

eine magische gans zu essen, wäre ja auch wirklich ein verbrechen. :saint:

 

in meiner kindheit (ich bin wie in bullerbü aufgewachsen) haben mich allerdings des öfteren gänse grundlos über die wiesen gejagt, nur weil ich diese überqueren wollte und ich sage dir, das ist nicht schön, wenn du ein kleines mädel bist und dir stürmt eine gruppe von 20 gänsen flügelschlagend, krakeelend und beißend hinterher ... ich war nicht die schnellste ... die können ganz schön zuzwicken und blaue flecke und angst vor den viechern hatte ich danach durchaus. ich bin also kein großer fan dieser tiere. trotzdem gibt es dieses jahr bei mir keinen gänsebraten (da habt ihr glück gehabt, ihr gemeinen, beißenden, angsteinjagenden ... nein, das trauma habe ich inzwischen überwunden :cool:, also glück gehabt, ihr lebenslustigen, weißbeschwingten schönheiten).

 

lange rede, kurzer sinn, dein gedicht war wie immer unterhaltsam, witzig und dadurch, dass sich der franz mit der gehandicapten gans zusammengetan hat, auch irgendwie anrührend. gern gelesen.

 

liebe grüße

sofakatze  

 

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vor 17 Stunden schrieb Jimmy Moriarty:

interessant zu hören, dass es meist nur kurze Zeit dauert, bis du mit einem solchen Machwerk fertig bist.

Hast du denn schon einmal Gedichte in einem Büchlein oder in Zeitschriften veröffentlicht?

Als ich in Ruhestand ging, habe ich mit dem Schreiben angefangen und ab 2017 jährlich ein Buch veröffentlicht. Zur Zeit arbeite ich an meinem 8. Buch, das 2024 rauskommen soll.

 

Liebe Grüße von Melda-Sabine

 

Liebe @sofakatze, dann hast Du ja tatsächlich ein richtiges Gänsetrauma entwickelt 😁. Die darauf folgende Abneigung kann ich gut verstehen, gleichwohl habe ich bei Deiner Schilderung doch ein wenig schmunzeln müssen, als ich mir das Bild Deiner Flucht vor dem Geflügel vor Augen holte. Unser Haustier ist ein Kater, der ganz schön nervig sein kann und uns gerne kratzt und beißt. Aber auch er hat Glück, dass man zum Fest keinen Katzenbraten servieren mag. Aber wie sage ich immer: "Es sind alles Geschöpfe Gottes, sie wissen es nicht besser und verhalten sich eben so!"

 

Danke für Dein Lob und die herrliche Schilderung - Melda-Sabine

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vor 16 Stunden schrieb Thomas Riedisser:

Ganz wunderbares Gedicht und noch wundervollere Versmaße. Du bist super. Danke!

Tausend Dank, lieber @Thomas Riedisser, welch ein schönes Kompliment.

 

Ich wünsche Dir ein besinnliches Weihnachtsfest und ein erfolgreiches neues Jahr - Melda-Sabine

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