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Tobuma

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Alle erstellten Inhalte von Tobuma

  1. Liebe Ava, Du hast alles Recht der Welt, deine Angst, deinen Frust, deine Enttäuschung über die Menschenwelt hinauszuschreien, um das , was sich an Emotionen bei dir angesammelt hat loszuwerden. Anderen pauschal vorzuwerfen, sie würden wegsehen oder nichts tun, bzw.die Probleme der Welt seien ihnen egal, halte ich nicht für das richtige Mittel, um Mitstreiter zu gewinnen, solange du nicht zeigen kannst, was du denn selbst ganz konkret tust, um die Ungerechtigkeiten in deinem Umfeld und deinem Leben anzugehen. Der Übersicht was Menschen alles falsch machen und wo sie sich verändern müßten , könnte ich noch eine große eigene Liste beifügen. Die Themenbereiche, die du ansprichst sind allerdings so komplex, dass es Jahre braucht , um die Ursachen und Zusammenhänge soweit zu verstehen, dass man weiss , wann und wie , unter welchen Bedingungen man Veränderungsprozesse angehen, am Leben halten und vielleicht sogar zu einem positiven Ende bringen kann.Wer die Ursachen nicht kennt, der kann auch keine Veränderungen herbeiführen. Man kann sich, was die Beurteilung von Situationen und Themen angeht, leicht verheben. Da reichen auch die 3 Semester Politikstudium von Frau Bärbock nicht: drüber reden kann jeder, machen oder wirklich verändern nur wenige.Die zählt übrigens jetzt auch schon zu den Reichen! Du kannst sicher sein, dass außerordentlich viele Menschen auf der ganzen Welt alltäglich daran arbeiten, bessere Lebensbedingungen für Menschen zu schaffen und ihre ganze Kraft dafür einsetzen.In großen Zeitsträngen ist das Leben in den letzten Jahrhunderten ja auch besser geworden,doch immer noch nicht für alle.Leider sind die Menschen so geartet, daß immer dann , wenn Lösungen geschafft worden sind , irgendwo wieder ein Idiot auftaucht, der neue Löcher aufreißt. Deswegen würde ich mir wünschen,daß Deine Appelle und Forderungen sich sich auf das von dir und mir Beeinflußbare beschränken. Darüber hinaus können wir ja nur durch unsere Wahlentscheidungen Dinge beeinflußen, es sei denn wir hätten dieselben Machtbefugnisse , wie Herr X i , Herr Putin oder Herr Erdogan,die sich einen Teufel darum scheren, was ihre Bevölkerung denkt .Die brauchen keinen Konsens herbeiführen, die ordnen einfach an, basta! Ich weiß wie schwer es ist im Druck der eigenen Gefühle die Geduld zu bewahren.Aber solche Gedanken ,dass, wenn wir die Reichen (ich gehören da glücklicherweise nicht zu) enteignen und was denen gehört, den Armen zu geben,hat schon in der Französischen Revolution und im Kommunismus nicht geklappt. Ich teile deine generelle Besorgnis zu fast allen genannten Themen, über die Wege zur Lösung müssten wir sicher noch streiten oder sie denen überlassen, die die Verantwortung dafür tragen uund die Kompetenz besitzen.(das ist nicht zynisch gemeint) In diesem Sinne wünsche ich dir einen schönen Sonntag Liebe Grüße Tobuma Ps. eigentlich wollte ich garnicht so viel schreiben aber die Themen waren ja auch gross genug.
  2. Liebe Hera, Da kann ich nur sagen: "Hut ab! Eine wirklich tolle Beschreibung und Analyse, die deutlich zeigt , dass ein schwieriges Leben zu mehr Einsicht und Durchblick führen kann. Ich genieße die Klarheit und Direktheit deiner Sprache und folge betroffen, aber auch irgendwie vergnügt deinen Gedanken und Schlussfolgerungen, die soviel Weisheit in sich tragen. Ein Mensch , wie man sich viele wünscht. Geh vorsichtig und nett mit dir um. Einen lieber Gruss zur Abendstunde Tobuma
  3. Tobuma

    Pay Bas

    Hi Carlos, Habe lange in einem NL Konzern gearbeitet und bin viel auch im Urlaub oft dort unterwegs gewesen.Man wird dann mit einer ganz anderen Mentalität , Lebensweise und Lebensgefühl konfrontiert, die ich in einem konzentrierten, inneren Gesamtbild zu beschreiben versucht habe. Natürlich ist auch die Kunst Holländischer Maler einmalig und immer einen Besuch wert. Danke für Deinen Kommentar und die Gedanken dazu.Die Holländer waren mit der Spanischen Herrschaft nicht besonders glücklich, nicht zuletzt wegen der Kultur , die wie Feuer und Wasser aufeinanderpralllte. Liebe Grüße Thomas
  4. Tobuma

    Pay Bas

    Pay Bas Alleen legen Dachgewölbe in Wiesen, die von feuchter Wärme dampfen, geben Kopfsteinpflaster ungeahnte Leichtigkeit torftrübe Gewässer übertünchen seltsam anmutende Phantasiegebilde setzen in wirbelnden Metamorphosen Breughels zeitlose Dorfszenarien frei Plattschiffe treiben gelassen über Kindergesichtern, streunende Köter kläffen laut unter duftigen Reifröcken, über denen die Pracht fülliger Mieder jeder Neugier verschlossen bleibt Nur die Getreidemühlen vom Westwind aus ihrer trägen Selbstzufriedenheit erlöst, brechen die kleinmütige Ordnung auf, entfalten ihre ungehemmte Lebensfreude, die, stoischem Sauberkeitswahn zum Trotz, in malerischen Vorgärten locker Farbe zeigt © Thomas W. Bubeck
  5. Liebe Hera, Vielleicht gelingt es dir ja noch dich selbst so zu lieben, wie du bist und das Urteil anderer zu relativieren. Auf meinem Schreibtisch hatte ich sichtbar immer 2 Leitsätze stehen : 1. " Ich bin nicht auf der Welt , um so zu sein wie andere mich haben wollen". 2. " Ich muss mir von mir selbst nicht alles gefallenlassen". Das hat mir in manchen Situationen geholfen die Forderungen der Umwelt an mich, aber auch die Strenge oder das Mitleid mit mir selbst, im Sinne:"So müßtest du dich eigentlich idealerweise verhalten" in einem anderen Licht zusehen. Wer so schreibt wie du, der hat die Kraft dazu. LG Tobuma
  6. Tobuma

    Traumzeit

    Hallo Juls, Deine wirklich wunderschöne und einfühlsame Geschichte, die bei Kindern sehr gut ankommen wird. Da ich mich von Zeit zu Zeit auch an Kindergeschichten versuche, weiss ich, wie schwer es ist eine gute und interessante Geschichte zu schreiben, die sich Kindern einprägt. Das ist Dir wirklich gelungen!
  7. Hallo Anaxi, Hoffe, dass ich dir keine schlaflose Nacht bereitet habe. Deine Erläuterungen zeigen, wie stark die dichterische Tätigkeit uns antreibt,neue Perspektiven aufdeckt, sich in Bereichen verselbständigt und auch mal ein Eigenleben zu führen beginnt. Ich fühle mich immer hin - und hergerissen zwischen der Konzentration auf die dichterische Form, den Ausdruck und Aufbau, und dem Thema oder Inhalt. Am Ende bewegen mich immer wieder viel stärker die angesprochenen Inhalte , Themen oder Seitaspekte. So wie bei deinem Gedicht jetzt das Thema Kirche die Oberhand über das Dekameron gewonnen hat,wahrscheinlich weil ich das Thema Dekameron wohl auch in deinem Alter gelesen habe, also Jahrzehnte weit weg. Du hast es zumindest wieder ins Bewußtsein gebracht, so dass ich es nochmal lesen werde. Ohne packende und wichtige Inhalte wären Gedichte, auch wenn sie stilistisch gut gearbeitet, sind banal.Der Gedankenaustausch mit dir hat mir Spaß gemacht.Man sieht, wie die Gedanken sich gegenseitig weiterbringen, ähnlich einem Stein, den man ins Wasser wirft und der plötzlich weitere Kreise entwickelt LG Tobuma
  8. Hi Anaximanda, Ein sehr komplexes, wenn auch interessantes Thema, das in diesem Rahmen nur schlecht ausreichend abzuhandeln ist. Vielleicht hilft der Hinweis auf ein Buch von Andreas Englisch (langjähriger deutscher Journalist im Vatikan). Titel: "Der Pakt gegen den Papst". Englisch ist einer der besten Kenner der ganzen "weltlichen" Kirchengeschichte, sehr informativ, kritisch und unterhaltsam. Meine Erkenntnis: "Sobald man anfängt Ideen zu verwalten (das gilt für alle Organisationen), verlieren sie auf merkwürdige Art und Weise ihre Kraft. Es gehört wohl zum Wesen der Bürokratie, dass sie viel Energie für sich selbst braucht, die sie dem Umfeld entzieht." Der Traum vom archaisch,naiven,lustvollen Leben (Decameron) findet sein Ende spätestens da, wo die Gesetze und Regularien der weltlichen oder kirchlichen Organisationen Grenzen setzen, denen wir uns anpassen müssen, ob wir wollen oder nicht. Der Verlust der "Unschuld" wird bewußt von denen betrieben, die im Sinne ihrer eigenen, persönlichen Zielsetzungen Rahmenbedingungen schaffen, die es ihnen erlauben, Macht aufzubauen und dauerhaft zu sichern. Dadurch wird es ihnen möglich, nach persönlichem Belieben all die Dinge selbst auszuleben, die sie anderen verbieten. Siehe Inquisition, Prostitution,Ablasshandel, sexueller Missbrauch von Kindern, übertriebene Prachtentfaltung, Betrug und Verrat ,um nur einige zu nennen. Das Schema läßt sich dann beliebig auch auf die Diktatoren dieser Tage übertragen. Sobald Macht, im Gegensatz zur Demokratie , nicht mehr rechenschaftspflichtig gehalten werden kann, neigt sie dazu zu entarten und missbraucht zu werden. Den lieben Gott können wir leider nicht fragen, was er von dem Treiben seiner weltlichen Vertreter hält.Da sind wir in Bezug auf die weltlichen Diktatoren besser dran , auch wenn wir leider keine (göttliche) Macht besitzen, um ihrem frevelhaften Tun eine Ende zu bereiten. Das kann man eigentlich nur mit bitterer Ironie ertragen. Eine gute Nacht wünscht Dir Tobuma
  9. Liebe Donna, Wut und Verachtung braucht es , um sich befreien zu können und seine Selbstachtung zu bewahren. Deine Abrechnung per Gedicht ist eindrucksvoll. Mit Egomanen darf man kein Mitleid haben. Die wollen sich am Ende noch als Opfer hochstilisieren. LG Tobuma
  10. Lieber Carlos, Das Gesetz, das sich hinter dieser Formulierung versteckt ist natürlich nicht "doof", die Formulierung selbst natürlich ein wenig "tricky". Wenn du das nicht verstehst....etwas macholike.Trotzdem: Alles fließt, alles bewegt sich, alles verändert sich permanent, nichts bleibt länger als der Moment in dem es geschieht. Selbst im Schlaf kommen wir nicht zur Ruhe,weil das Seelische im Träumen weiterarbeitet und unsere Tagesprobleme,die noch nicht gelöst sind,so entstellt, dass wir nicht aufwachen müssen.Alles was wir tun, auch unsere Gedichte, sind Augenblicksproduktionen aus einem sich ständig entwickelnden Gedankenprozess.Solange wir leben produzieren wir , verändern wir uns, manchmal nur marginal. Das ist der Punkt an dem jede Frau mit "doof" reagiert.Was sie nämlich am meisten fürchtet, ist dass der Partner oder ihr Verhältnis zum Partner (und umgekehrt) sich verändert. (Sicherheitsbedürfnis). Ich hoffe das war nicht zu spinnert. LG Tobuma
  11. Hi Joshuan, Schon Heraklit und Platon haben erkannt: „Alles fließt und nichts bleibt; es gibt nur ein ewiges Werden und Wandeln.“ So ist das auch mit dem Dichten. Manchmal kommt es einfach über uns und fließt wie selbstverständlich aus der Feder, dann wieder gurkt es irgendwo im Untergrund, vielleicht im Unterbewußtsein, und will einfach nicht raus, weil anderes wichtiger ist. Dichten ist ein "Können", das manchmal freiwillig in uns wohnt, aber kein "Müssen", weil das lockere "Fließen" sich nicht erzwingen läßt. Da braucht es Geduld ,abschalten,"warten können". Unser Gehirn arbeitet nach seinen eigenen Gesetzen,die wir nur begrenzt beeinflussen können, so wie das "Behalten" und "Vergessen" beim Lernen. In diesem Sinne nicht traurig sein, der nächste Schub kommt irgendwann. LG Tobuma
  12. Lieber Perry, Wir reden viel von den Gefahren für die Umwelt, drohenden Kriegen, materieller Verarmung usw. Viel gefährlicher sind die Gefahren der Inhaltslosigkeit, der Verdummung, der seelischen Verarmung, des Realitätsverlustes, die der hemmungslose Internetkonsum erzeugt und den viele überhaupt nicht mehr wahrnehmen, weil die Krake bereits in unseren Wohnzimmern sitzt. Vielleicht sollten wir statt Gas zu sparen und die Heizung runterzudrehen, einfach mal ein oder 2 Tage Handy bzw. Internetverzicht pro Woche einführen. Ich fürchte nur, dass wir den Aufstand der frustrierten Massen nicht überstehen würden, besonders von denen, die jetzt Verzicht von anderen fordern. Du siehst , dein tolles Gedicht trifft einen zentralen Problembereich, Gratulation. LG Tobuma
  13. Hallo Ostseemöwe, Dein Gedicht ist richtig gut.Wenig Worte, aber viel Inhalt. LG Tobuma
  14. Internet, Hitler und Queen Victoria. Heute ist wieder "High Life", ein ganzer Pulk philippinischer Seeleute kommt. Einer von ihnen setzt sich zu mir an die Theke, trinkt sein Bier, schaut abwechselnd aufs Handy, dann auf mich. Unvermittelt fragt er: "Verstehst Du was von Geschichte?" Ich antworte: "Ich denke schon, wieso, was gibt´s denn?" Er: "Stimmt es, dass Hitler, Euer großer Führer von Queen Victoria abstammt?" Ich: "Und wie soll das gehen?" Er: " Queen Victoria von England, hatte einen unehelichen, missratenen Sohn. Da dieser Fehltritt nicht an die Öffentlichkeit geraten sollte, wurde dieser Sohn erst nach Indien und dann auf die Philippinen verdammt, um dort ausgebildet zu werden und ein Leben unter anderem Namen zu führen. Später heiratete er eine russische Prinzessin. Aus dieser Heirat gingen mehrere Kinder hervor, von denen eins, ein Mädchen, nach Österreich ging und dort den Großvater Hitlers geheiratet hat." Ich: "Wer hat denn diese Geschichte erfunden, das erscheint mir völlig unglaub­würdig. Wo hast Du denn das her?" Der philippinische Seemann: "Du glaubst das nicht? Steht aber so im Internet." Ich: "Wenn man alles glauben sollte, was im Internet steht... natürlich gab es in den damaligen Herrscherfamilien eine Menge an Doppelmoral und Beziehungen außerhalb der Ehe. Viele Heiraten wurden nicht aus Liebe sondern aus staatspolitischen Interessen eingegangen. Wenn dann das Zusammen­leben wegen der fehlenden Liebe zu eintönig wurde, suchte man sich außerhalb der Ehe eine Person zu der man sich hingezogen fühlte und die man lieben konnte. Aber alles nur unter dem Mantel höchster Verschwiegen­heit und in den meisten Fällen überhaupt nicht nachweisbar... was natürlich jede Menge Spekulation zulässt." Er: "Du glaubst die Geschichte also nicht, obwohl sie im Internet nachzulesen ist?" Ich: "Ganz ehrlich, was die da schreiben ist meiner Meinung nach Quatsch. Ich frage gerne nochmal bei meiner Frau nach, die sich in englischer Geschichte viel besser auskennt als ich, aber die wird die Geschichte auch abenteuerlich finden." Er: "Vielen Dank für Deine Mühe, dann komme ich morgen Abend nochmal wieder, dann werden wir es ja sicher wissen." Damit steht er auf und setzt sich zu seinen Kollegen. Natürlich habe ich im Internet mögliche Spuren dieser Geschichte aufzufinden versucht, vergeblich: Es war vorherzusehen, alles Quatsch natürlich. Meinen Seemann habe ich am anderen Tag nicht wiedergesehen. Manchmal können auch Illusionen glücklich machen.
  15. Tobuma

    Packkunst

    Hallo Carlos, Beschreibst du,was deine Freundin über sich sagt, oder, was sie über dich sagt? Ein entscheidender Unterschied. Ich stimme auf jeden Fall Ilona zu: Die wichtigsten Sachen im Leben passen so wieso nicht in einen Koffer.Materielles läßt sich dazukaufen oder ersetzen. Liebe Grüße Thomas /Tobuma Zitieren
  16. Wenn man einsam ist und sich wahrscheinlic nach seiner Familie /Kindern sehnt, ist auch der "Besuch" von Trampern eine willkommene Abwechslung.Wie gut, dass man die Reaktion von Menschen oft nicht vorhersehen kann, zumindest, wenn sie eine positive Überraschung darstellen.
  17. Lieber Carlos ,lieber JoVo, Ich freue mich,dass Euch diese Geschichte gefallen hat. Ich bin froh, dass mein Leben mir soviele interessante Situationen geschenkt hat, die jetzt, wo mein Leben etwas ruhiger geworden ist, meine Fantasie beleben und mein Herz erfreuen. Sie sind ein gutes Gegengewicht zu den vielen fast depressiv wirkenden Beiträgen, die ich immer wieder lese und die das Gefühl erwecken, es gäbe kein schönes Morgen mehr. Dabei geht es uns bei allen Belastungen immer noch sehr gut und ein wenig mehr Optimismus wäre angebracht. Schwierige Situationen gab es schon immer und die wird es weiter geben. Unsere Wahrnehmung läßt sich durch unsere Einstellung beeinflußen.Davon sollten wir mehr Gebrauch machen. Liebe Grüße und nochmals Dank für Eure Kommentare. Thomas /Tobuma
  18. Hallo Onegin, So geht echter Humor in einer eigentlich tragischen Situation. Einfach nur gut. LG Tobuma
  19. Tobuma

    Wahre Liebe

    Hallo Carlos, Der erste Teil spricht mich persönlich nicht so an(soll ja vorkommen). Ab:"Selten gelingt es eine Frau so zu lieben", finde ich deine Beobachtung und Beschreibung außerordentlich gut. Sie zeigt, dass uns oft gerade das "Unwesentliche" aber doch sehr Typische an einem anderen Menschen anspricht und dauerhaft in Erinnerung bleibt oder zur wahren Liebe wird.Klasse! LG Tobuma
  20. Hi Markus, Einfach schön, ein Bild ,das den Leser mitschwingen läßt. LG Tobuma
  21. Hallo Anaximandala, Ich finde Dein Gedicht sprachlich und inhaltlich sehr schön, weil es Ausdruck Deiner Gefühle und Deiner Sichtweise ist. Metrum hin oder her, ich finde, daß Du dichterisch etwas zu sagen hast und eine Begabung für den Umgang mit Sprache besitzt. Ich kenne eine Reihe Leute, die wissen, wie man ein perfektes Gedicht (aus akademische Sicht) gestalten sollte, denen aber die Vorstellungskraft und Innerlichkeit fehlt, um etwas zustande zu bringen, das andere berührt.Ich finde, dass zuviel Analyse den Gedichten ihre Kraft und Originalität nimmt. Aus meiner Sicht orientieren sich echte Künstler nicht an ihren "Kunden".Sie schaffen etwas, was aus ihnen heraus muss, unabhängig davon, ob es anderen gefällt. In diesem Sinne hoffe ich auf weitere Lyrik von dir, die mich anspricht. LG Tobuma
  22. Seltene Gastfreundschaft. Aus: Griechenland/Türkei 1966 - Erinnerungen an eine Reise ins Ungewisse. Kurz nach vier hatten wir eine Reihe von ansehnlichen Villen und Häusern erreicht, die nur durch die Straße und etwas Buschwerk vom Meer getrennt waren. Sie standen auf ziemlich großen Grundstücken, in größerem Abstand zueinander, um sich nicht gegenseitig ins Gehege zu kommen. Alles sehr nobel aussehend und sehr gepflegt. Die zweite der Villen, etwas zurückliegend, deren imposante Fensterfront durch Holzläden verschlossen war, besaß einen großen, gepflegten Swimmingpool, der uns “verheißungsvoll“ anlachte. Das Haus verschlossen, kein Eigentümer zu sehen. Perfekte Lage quasi gegenüber dem Ägäischen Meer, Nachbarn etwas weiter entfernt, was konnte es besseres geben? Ein idealer Platz, um zu übernachten. Das Grundstück, das nur durch eine niedrige Mauer vor der Straße geschützt war, ließ sich durch ein kleines, geschmiedetes Eingangstörchen betreten. Es quietschte nicht einmal, als wir es öffneten. Zwischen dem Haus und dem Swimmingpool gab es einen mit großen Platten gepflasterter Sitzbereich. Auf dem konnten wir ungehindert unsere Schlafsäcke ausbreiten und später unsere Füße zum Abkühlen ins Wasser stecken. Richtiger Luxus für einen Tramper, der den ganzen Tag zu Fuß unterwegs ist. Der Sitzbereich als Liegeplatz war ideal, weil wir dadurch den Rasen und die vereinzelten halbhohen Sträucher nicht unnötig strapazieren mussten. Alles war, ganz gekonnt, in mediterraner Optik um das Haus herum angepflanzt. Schließlich kostete die Pflege einer solchen Anlage vor allem im Sommer, wenn es hier 30 - 40 Grad heiß war, bestimmt eine Menge Geld. Wenn wir das Grundstück schon unerlaubt nutzten, so wollten wir wenigstens auch keinen Schaden anrichten. Gerade hatten wir es uns, gut gelaunt, gemütlich gemacht und waren drauf und dran, die Füße ins Wasser zu stecken, als plötzlich ein einfach gekleideter, älterer Türke, so um die 60 Jahre alt, aus einer Seitentür des Hauses auftauchte. “Verdammter Mist,“ sagte ich zu Danny, “hoffentlich gibt es jetzt keinen Ärger“. Doch anstatt sich auf uns zu stürzen und eine Schimpfkanonade loszulassen, blieb er ganz ruhig und sagte in freundlichem Ton und akzeptablem Englisch: „Please, come with me.“ Das passte eigentlich gar nicht zu seiner Person und so waren wir zuerst unsicher, ob und wohin wir folgen sollten. Vielleicht war das nur ein Trick, um uns irgendwo festzusetzen. Dass Menschen es nicht immer gut meinen, hatten wir ja gerade mit dem Taxifahrer erlebt. Seine Handbewegungen aber machten deutlich, dass wir ihm in das Haus folgen sollten. Drinnen angekommen, machte er zunächst alle Fensterläden auf, so dass wir den prachtvoll eingerichteten Wohnbereich bestaunen konnten, der überall mit dicken, wertvollen Orientteppichen ausgelegt war. An den Fensterseiten fielen rechts und links goldfarbene Brokatschals bis auf den Boden. Über die Wände verteilt hingen in Abständen diverse, wertvoll aussehende Bilder, auch von modernen Künstlern. Im Raum gruppiert standen eine halbhohe, erdfarbene, antike Vase mit künstlichen Gräsern, eine mannshohe Venus aus weißem Marmor, ein speerwerfender Jüngling aus einem grünlichen Metall gearbeitet, sowie der obere Teil einer antiken dorischen Säule, die bis zur Decke reichte und die sicher früher zu einem antiken Tempel gehört hatte. Dazu gab es eine ausladende, aufwändig gepolsterte Couch und drei Sessel in einem satten Dunkelgrün, sowie einen massiven Couchtisch aus hellem Naturholz. An den Seiten des Raumes sahen wir mehrere kleine, aber auch zwei, halbhohe Schränke mit Einlegearbeiten, die teilweise mit Messing beschlagen waren und dicke Bücher, Folianten und kleinere Kunstgegenstände enthielten. Wir waren einfach baff und hatten das Gefühl, so abgerissen wir waren, eigentlich gar nicht hierher zu gehören. Das konnte einem schon die Sprache verschlagen. Unser Gastgeber genoss unser Erstaunen sichtlich. Dann ging er auf eine elegante Tür mit goldenen Verzierungen zu, die in ein repräsentatives Schlafzimmer führte, wie wir es bisher noch nicht gesehen hatten. Das gab es sonst wahrscheinlich nur in orientalischen Palästen oder berühmten internationalen Hotels. Dannys Vater, als Marketingchef, durfte, so hatte ich mitbekommen, von Zeit zu Zeit auf Firmenkosten in so was übernachten. Gleich daneben lag ein geräumiges Badezimmer mit Wanne, Dusche und goldverzierten Wasserhähnen. Natürlich waren auch passende Handtücher vorhanden. Als der alte Mann dann auch noch die Bettdecken aufschlug und mit einer einladenden Geste sagte, dass wir das Bad benutzen und in diesen Betten schlafen dürften, kamen wir uns wie im Märchenland vor. Einfach unglaublich. Was hatte das zu bedeuten? Was bezweckte der Mann damit? Doch die Versuchung war einfach zu groß. Wir nahmen die Einladung an, legten unsere Rucksäcke und Schlafsäcke auf den Boden des Schlafzimmers und verdrängten die Frage nach dem Warum. Die Zeiten des Menschenhandels waren eigentlich vorbei. Was sollte uns schon passieren? Außerdem könnten wir uns später ja immer noch um entscheiden. Wir waren schließlich zu zweit und würden uns schon wehren können, sollte jemand Böses mit uns vorhaben. Als wir den Alten fragten, was wir denn für die Übernachtung zu bezahlen hätten, wehrte er entschieden ab. Wir brauchten nichts zu bezahlen, da wir noch so jung seien und sicher wenig Geld hätten. Das Haus stünde sowieso nur die ganze Zeit leer. Wir nutzten die Gelegenheit, um uns gründlich zu duschen und kamen uns danach wie neugeboren vor. Mein Gott, was für ein Gefühl mal den ganzen Dreck vom Körper zu haben. Inzwischen war es fast sechs Uhr geworden. Da wir noch nichts gegessen hatten, ließ sich Danny von dem Alten den Weg zum nächsten Lebensmittelmarkt in Altinova beschreiben, der nicht sehr weit entfernt sein sollte. Die hatten, so sagte unser Gastgeber den ganzen Tag bis zum späten Abend offen. Während Danny einkaufen ging, unterhielt ich mich in der Küche ganz gut mit dem „alten Herrn“. Er schien froh, einen Gesprächspartner gefunden zu haben: Er erzählte mir, die Villa gehöre einem reichen Teppichhändler aus Izmir, der noch mehr solcher Häuser besitze und, wenn überhaupt, nur einmal im Jahr zu Besuch komme. Er selbst sei fest angestellt, um sich um das Haus, die Kühe, Schafe und den Garten zu kümmern. Das sei eine Menge Arbeit, so dass keine Langeweile aufkäme, aber er fühle sich oft allein, da seine Frau vor ein paar Jahren gestorben sei und seine Tochter Hamiyet jetzt in Antalya lebe. Sie führe dort ein Hotel mit ihrem Mann, so dass sie ihn höchstens ein - bis zweimal im Jahr besuchen könne. Sein Sohn Sadik, der in Zonguldak arbeite und dort verheiratet sei, komme einmal im Jahr mit seinem Enkel Öner zu Besuch. Er arbeite als Ingenieur für ein Bauunternehmen. Er habe immer viel zu viel Stress, da das Unternehmen seine Fertigstellungstermine einhalten müsse. Die Zeiten würden einfach immer schwieriger. Unter diesen Bedingungen sei es nicht leicht die Familienbande aufrecht zu erhalten. Aber er könne seinen Kindern nicht zur Last fallen. Er habe hier einen guten Job, deshalb wolle er auch nicht zu den Kindern ziehen, wie das in der Türkei eigentlich üblich sei. Ich war schon sehr erstaunt, dass in diesem Fall der sonst übliche, mehr als enge, Zusammenhalt, der Türkische Familie nicht mehr gelebt wurde. Aber das moderne Leben, dass kaum jemandem einen Arbeitsplatz in der Nähe des heimischen Dorfes garantiert, ging halt auch an den jahrhundertelang gewachsenen Traditionen nicht spurlos vorüber. Zusätzlich hatte die Emanzipation der Frauen, die es bisher in diesen Bereichen nicht gab, sich doch in dem einen oder anderen Fall ihren Weg gebahnt. Wirtschaftliche Zwänge und überkommene Tradition ließen sich auch damals schon, das wurde mir klar, oft nur schwer miteinander verbinden. In der Zwischenzeit war Danny vom Einkaufen zurück, er hatte Brot, Tomaten, Käse, rohen Schinken, Eier und Obst mitgebracht und zwar so viel, dass es locker für uns drei reichte. „Wenn wir für die tolle Übernachtung schon nichts bezahlen müssen, dann müssen wir uns auf andere Weise erkenntlich zeigen.“ sagte er mir, als unser Gastgeber nach draußen ging, um nach seinen Kühen zu sehen. „Ich habe auch noch zwei eineinhalb Liter Flaschen Rotwein mitgebracht, damit wir später etwas feiern können. Das haben wir uns redlich verdient und unseren Gastgeber wird das sicherlich auch freuen.“ „Das glaube ich nicht,“ gab ich zu Bedenken, „der ist Moslem und darf keinen Alkohol trinken.“ „Verdammt noch mal, daran habe ich nicht gedacht. Das ist wirklich blöd. Vielleicht trinkt er ja doch was, wenn wir in Stimmung sind und der Abend weiter fortschreitet. Allah kann ja nicht überall sein.“ Als der alte Mann zurückkam, hatten wie bereits den Tisch gedeckt. Da wir unseren Gastgeber gerne mit seinem Namen ansprechen wollten, fragten wir ihn vorsichtig, ob ihm das recht sei. Dazu müsste er uns natürlich auch seinen Namen sagen. „Ich heiße Kenan,“ antwortete er mit einem Lächeln „das heißt übersetzt: der Wächter des Tores zum Paradies, passt doch, oder? Eure Namen habe ich ja schon aus euren Gesprächen entnommen: Tom und Danny. Ihr habt ja sicher auch nichts dagegen, wenn ich euch auch mit Vornamen anspreche.“ „Natürlich nicht, das verlangt der Respekt. Du könntest unser Großvater sein.“ Nachdem wir das geklärt hatten, begannen wir mit dem gemeinsamen Abendessen. Kenan fragte, ob wir lieber Cay oder frische Milch trinken wollten. Wir entschieden uns für den Tee. Er holte einen Samowar aus dem Schrank, füllte Holzkohle ein und zündete sie an, damit wir heißes Wasser zur Verfügung hatten. Beim Essen der frisch eingekauften Lebensmittel, die alle einen wunderbaren, natürlichen Eigengeschmack hatten, verging die Zeit wie im Fluge: Gekochte Eier, frisches Brot mit Käse, Schinken oder Tomaten belegt und Früchte, die direkt vom Feld kamen und ausgereift waren, dazu schmackhafter Türkischer Cay, das war ein richtiger Hochgenuss. Als wir so gegen neun mit dem Essen fertig waren, zündete Kenan sich eine Pfeife an. Der Tabak roch süßlich, aber doch würzig und verbreitete gleich eine angenehme Atmosphäre. Kenan bat uns, von den Erlebnissen unserer bisherigen Reise zu erzählen, da er selbst leider noch nicht sehr weit herumgekommen sei. Der Genuss des Tabaks, vielleicht auch unsere Anwesenheit schien ihm gut zu bekommen, denn seine Augen begannen zu leuchten, er wurde lebhafter und wirkte sehr zufrieden. Danny und ich sahen uns an, dachten das Gleiche, wagten aber nicht zu fragen, was dem Tabak, der so offensichtlich zur besseren Stimmung beitrug, beigemischt war. Auch für unsere Nasen war der Tabakgeruch angenehm. Danny traute sich jetzt die Flaschen Rotwein, die er bisher noch in einem Plastikbeutel stehen gelassen hatte, auf den Tisch zu stellen und holte drei Wassergläser aus dem Küchenschrank. „Trinkt ihr mal ruhig Jungens,“ sagte Kenan, ihr seid ja Christen und jung genug, dass Euch der Alkohol nicht gleich den Kopf verdreht. Für mich ist das nichts. Wir Türken sollen das nicht, sagt der Prophet. Ein klarer Kopf ist immer wichtig.“ Und so begaben wir uns in Gedanken nochmal auf die Reise und berichteten, von den interessanten und verrückten Sachen, die wir bereits erlebt hatten. Nach dem dritten Glas Wein waren wir auch ziemlich locker und schmückten unsere Geschichten mit lustigen Details, die Kenan Freude bereiteten. Er wollte alles genau wissen und fragte oft nach, um jede Einzelheit zu verstehen, vor allem die, die seiner Kultur eigentlich fremd waren. Er lernte Griechenland und die Griechen auf eine ganz andere Art kennen, als er es aus der Türkischen Presse gewohnt war. Auch Matala mit den vielen Jugendlichen aus aller Welt, die dort einfach zusammengekommen waren, um dort frei und unbeschwert leben zu können, beschäftigte ihn sehr. Und natürlich die Geschichten über die Kämpfe der Johanniter mit den Türken um Rhodos, von denen er bis dahin noch nichts gehört hatte. Danny, der es immer noch nicht aufgegeben hatte, Kenan an unserem Rotwein zu beteiligen, schob ihm einfach ein randvolles Glas über den Tisch und sagte: „Komm, alter Freund. Trink ruhig ein Glas mit, das erwärmt das Herz. Der Prophet wird dich deshalb nicht gleich ins Fegefeuer verdammen. Stoß mit uns an. Heute sind wir eine lustige Familie.“ Kenan war von den vielen Geschichten so angeregt, dass er das Glas ohne Bedenken nahm, uns zuprostete und einen kräftigen Schluck herunterkippte. Das blieb nicht sein Letzter. Irgendwann um Mitternacht, wir hatten auch Geschichten über unser Leben in Deutschland erzählt und die Flaschen bis auf einen kleinen Rest gemeinsam alle gemacht, stellte Kenan das Radio an und wir lauschten der traurig, melancholischen Türkischen Musik, die wir, jetzt schon ganz schön “angeheitert“, gar nicht mehr so schlimm fanden. Kenan, natürlich auch schon ziemlich berauscht, weil er den Alkohol nicht gewöhnt war, tanzte jetzt selbstvergessen in der Mitte des Raumes, dem Rhythmus der Musik folgend. Wir, die wir auch nicht mehr nüchtern waren, folgten seinem Beispiel und bewegten uns, die Hände über den Kopf haltend und mit den Fingern schnippend mit, während wir uns um uns selbst drehten. Danny, ziemlich aufgekratzt, imitierte anschließend eine Bauchtänzerin während Kenan dazu mit den Händen klatschte. Eine Frau durfte, wenn auch nur in Gedanken, in einer Männerrunde nicht fehlen. Schließlich landeten wir, um uns zu erholen und frische Luft zu schöpfen, vor der Küchentür, die in den Garten führte. Draußen standen, eigentlich in sicherer Entfernung zwei Kühe, ruhig auf der Wiese, die an einer langen Leine angepflockt waren. Der Mond schien relativ hell, so dass man sie gut sehen konnte. Danny, wie immer auf einen Gag aus, jetzt umso mehr, da er ganz schön einen “im Kahn“ hatte brüllte plötzlich: „Auf in den Kampf, Torero. Wer Angst hat, bleibe hinter mir zurück.“ Dann rannte er mit ausgebreiteten Armen, so als wolle er sie umarmen, auf die Kuh zu, stürzte sich auf sie, packte sie an den Hörner und versuchte sie auf den Rücken zu legen, was ihm natürlich nicht gelang. Die Kuh wusste zunächst gar nicht, wie ihr geschah, dann aber muhte sie laut in ihrer Verzweiflung, denn sie war ja angebunden und trat seitlich nach hinten aus. Meinen Freund, der endlich wieder zur Besinnung kam und sie daraufhin in Ruhe ließ, traf sie gottseidank nicht. Das hätte uns gerade noch gefehlt, ihn in seinem Zustand in der Nacht zum Arzt bringen zu müssen. Nachdem er sich wieder eingekriegt hatte, kam er mit der Bemerkung: “Ich wollte immer schon mal Torero werden und auf einer Kuh reiten“ strahlend zu uns zurück. Kenan hatte das “Heldenstück“ glücklicherweise nicht mitbekommen, da er zu sehr mit sich selbst und seinem Zustand beschäftigt war. Jetzt an der frischen Luft zeigte der Alkohol eindeutig Wirkung. Er schwankte hin und her und versuchte sein Gleichgewicht zu bewahren. Wir nahmen ihn von beiden Seiten unter den Arm, sprachen ihm gut zu und brachten ihn in sein Schlafzimmer, das sich neben der Küche befand. Da er nicht mehr in der Lage war, sich seiner Sachen zu entledigen, legten wir ihn in voller Montur ins Bett, nachdem wir ihm wenigstens seine Schuhe ausgezogen hatten. Da er noch immer lächelte und selig vor sich hin brummelte, brauchten wir uns wohl keine Sorgen zu machen. Er war dann auch nach kurzer Zeit laut schnarchend eingeschlafen. Wir hatten das Bett, wie wir, von der frischen Luft ernüchtert, feststellten, auch dringend nötig, zogen uns jedoch noch aus, bevor wir uns in diesen Traum von Bett fallen ließen, das er uns zugeteilt hatte. Kaum zugedeckt, waren wir schon eingeschlafen. Am nächsten Morgen, es war so gegen neun, stellten wir uns unter die Dusche. Ein abwechselnd heißer und kalter Schauer weckte die Lebensgeister. Auch wenn der Kopf sich noch etwas dumpf anfühlte, so hatten wir wenigstens keine Kopfschmerzen und auch der Magen fühlte sich ganz normal an. Wir gingen in die Küche, um nach unserem Gastgeber zu schauen. Da wir ihn nirgendwo finden konnten, deckten wir schon mal den Tisch und füllten den Samowar nach, da wir alle einen guten, starken Cay würden gebrauchen können. Kurz darauf erschien Kenan etwas verkatert in der Schlafzimmertür und schien sich erst orientieren zu müssen: „Muss unbedingt meine Kühe melken. Verdammt, das ist mir noch nie passiert,“ und schüttelte dabei verzweifelt den Kopf, „jetzt muss ich aber sofort los, was sollen die von mir denken.“ Aus einem Abstellraum holte er einen Melkschemel und einen sauberen Eimer, öffnete die Tür zum Garten und machte sich immer noch leicht schwankend auf den Weg zu seinen Kühen. Was wir alle nicht erwartet hatten geschah: Als die Kuh, die Danny in der Nacht erschreckt hatte, Kenan auf sich zukommen sah, brüllte sie laut, riss sich von ihrer Halterung los und galoppierte tiefer in den Garten hinein. Kenan schüttelte fassungslos den Kopf. Den Pflock, an dem die Kuh angebunden gewesen war, hatte sie aus dem Boden gerissen und mitgeschleift. Danny hatte natürlich ein schlechtes Gewissen, fürchtete aber, dass die Kuh auf ihn noch ängstlicher reagieren würde und verschwand deshalb wieder in die Küche. Also ging ich mit Kenan, der der Kuh, um sie zu beruhigen, liebkosende Worte zurief, weiter in den Garten hinein, um sie wieder einzufangen. Es dauerte zwar eine Weile, aber schließlich konnten wir die Leine mit dem Pflock packen und die Kuh langsam und vorsichtig in die Nähe des Hauses zurückführen. Während ich die Kuh festhielt, holte Kenan einen Hammer und schlug den Pflock wieder fest in den Boden. Den Versuch, sie zu melken gab er für diesen Tag auf: „Merkwürdig, wirklich merkwürdig,“ sagte er, „was sie wohl hat, vielleicht hat ein Fuchs oder ein Raubvogel sie erschreckt, die sind hier nämlich schon mal auf Jagd. Tom, ich glaube wir gehen jetzt besser rein und lassen sie in Ruhe. Ein kräftiger Tee und ein Frühstück könnte mir wirklich nicht schaden. Wie ich sehe, habt ihr schon alles vorbereitet, das ist gut.“ Wir setzten uns also gemeinsam an den Tisch und hingen zunächst unseren Gedanken nach: „Vielleicht hat Allah mir das mit dem Rotwein doch etwas übelgenommen,“ sagte Kenan unvermittelt, „aber Wein, den man von Freunden angeboten bekommt, darf man auch nicht einfach ausschlagen, das wäre sehr unhöflich und nicht korrekt“ Wir nickten zustimmend mit den Köpfen und hielten uns ansonsten bedeckt. Nach dem Frühstück ließen wir uns von Kenan erklären, wie wir von hier am besten nach Izmir kommen könnten: „Schade, dass ihr schon wieder aufbrechen müsst. Hätte euch gerne noch etwas bei mir gehabt. Ich habe durch euch wieder gemerkt, wie einsam ich hier bin. Man fühlt sich gleich jünger, wenn Leben im Haus ist. Aber ich verstehe, dass ihr wieder pünktlich zum Semesterbeginn zurück sein wollt. Sonst hättet ihr noch gerne ein paar Tage bei mir bleiben können. Ihr habt noch eine große Strecke vor euch, wenn ihr noch all die Plätze sehen wollt, die ihr euch vorgenommen habt.“ Ganz ehrlich, auch wir taten uns schwer, diesen außergewöhnlichen Ort so schnell wieder zu verlassen. An ein solch angenehmes Umfeld und diesen netten Menschen konnte man sich leicht gewöhnen. Vielleich war es schon deshalb besser, unverzüglich wieder aufzubrechen. Der Bus von Kücükkoy über Aliaga nach Ismir würde für die restlichen 130 km mindestens drei Stunden unterwegs sein. Wir waren, wie wir jetzt feststellten, etwa auf der halben Strecke nach Izmir aus dem Taxi geflohen. Unser Abschied war herzlich, aber irgendwie auch bedrückend. Wir waren uns ein gutes Stück nahegekommen. Kenans Gastfreundschaft und seine freundliche Art waren nicht selbstverständlich. Deshalb musste er es über sich ergehen lassen, dass wir ihn zum Abschied innig umarmten und uns bedankten. Soviel Gefühl zu zeigen, war ihm nicht ganz geheuer. Er wünschte uns viel Glück und bat uns vorsichtig zu sein. Dann winkte er uns hinterher, bis er nach kurzer Zeit im Haus verschwand. Die Fensterläden hatte er wieder komplett geschlossen, sodass das Haus unbewohnt aussah. © Thomas W. Bubeck “Buntes Leben“ 20
  23. Liebe Juls, Ein "anrührendes"Gedicht, das einen leichten Schauer hinterläßt.Das Berühren ist in der öffentlichen Wahrnehmung leider ein wenig aus der Mode gekommen, weil das Taktile dem einen oder anderen fremd geworden ist.Dabei müßten die kleinen Kinder gerade die Berührung als etwas Besonderes als etwas Schönes erfahren, so daß sie als Erwachsene diese Sinneserfahrung weiter geben können. Stattdessen reden die Jugendlichen fast nur noch über" Knutschen oder Petting" als sei das der einzige Ausdruck intensiver Gefühle. Dabei kann das leichte Berühren, so wie du es beschreibst, eine große Gefühlsintensität auslösen und die ganze Person ergreifen. Danke für dein Gedicht. Liebe Grüsse Tobuma
  24. Lieber Carlos, Zur Zeit ist es wirklich manchmal zum "Haareraufen". Deshalb habe ich provokativ die letzten vier Zeilen aufgeschrieben. Natürlich kann ich das "Kämpfen gegen Windmühlenflügel" nicht lassen und schreib dann, wie heute morgen einen Kommentar an eine Zeitungsdame, die behauptete, die Menschen seien ja alle reif genug, um sich wirksam gegen Covid zu schützen. Der Staat solle sich aus dem Thema ganz raushalten, was schon rechtlich garnicht möglich ist. Aber wahrscheinlich ist es die Dialektik des Lebens, das es eine bequeme Sicherung des positiv Bestehenden nicht gibt und wir immer wieder durch Höhen und Tiefen durchmüssen. Die Vorstellung sich einfach mal treiben zu lassen, ist dann durchaus verführerisch.Gut , dass es immer noch denkende Mitstreiter gibt. In diesem Sinne, herzliche Grüße Thomas
  25. Hallo liebe Uschi, Da helfen wohl nur die "Heinzelmännchen von Köln", das sind laut Geschichte von Herrn Kopisch nette Nachtgeister, die nachts immer das erledigt haben, was den Bürgern tagsüber nicht gelungen war.Leider wurden diese jedoch von einer neugierigen Schneidersfrau vertrieben, die diese Wesen unbedingt von Angesicht zu Angesicht sehen wollte , Erbsen auf die Treppen streute und die Geister damit zu Fall brachte.Seitdem müssen die Kölner, genau wie wir ,alles wieder selber machen.Vielleicht erweisen sich ja die Möbelpacker als ausnehmend gute Geister. Wir hatten schon mal das Glück, das alles fast wie von selbst ging.Das wünsche ich dir auch. Liebe Grüße Tobuma
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