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  1. Der Tag, als ich auf einem Drachen ritt Geschichten vom Erwachsen werden Teil 3 Dieser Sommer, war der heißeste Sommer den ich je erlebt hatte. Meine Herren. Wir schliefen in einer Sauna, die früher mal unser Kinderzimmer gewesen war und wachten schweißgebadet am Amazonas auf. Duschen brachte nichts. Wir tranken viel und ließen alles wieder raus. Ein ewiger Kreislauf. Die Wiese wurde gelb und die Bäume warfen ihre schlappen Blätter ab. Der Teich in der Nähe trocknete aus und eine Million Mücken nisteten sich an der Uferböschung ein. Wir wurden gestochen und jammerten und kratzten uns. Wir brauchten neue Badehosen. Die Alten klemmten uns alles ab und hoben Es hervor. Wir lachten uns über die anderen Jungs schlapp, weil sie verschämt knapp oberhalb der Grasnarbe entlang krochen, um alles zu verdecken. Das hatten wir nicht nötig. Konnten alles zeigen, was wir hatten. Bis wir merkten, das sich die Anderen auch über uns schlapp lachten. Wir brauchten neue Badehosen, aber keiner bekam das Geld dafür. Wir waren Kinder armer Eltern, aber das wussten wir nicht. Es gab genug zu essen. Unsere Wünsche zum Geburtstag wurden uns erfüllt. Oder auch nicht. Keiner wollte nach Karstadt, um halbe Hähnchen zu essen und Pulloverfabrikanten gingen ein. Wir schleppten uns jeden Tag zur Schule und saßen die Zeit dort ab. Träumten von der Ostsee und Meerjungfrauen. Dachten an Norwegen und das der heilige Thomas sagte, das jeder Junge ab 13 bei der Einreise in dieses wundervolle Land einen Kuss von einem blonden Mädchen bekäme. Noch am selben Tag beknieten wir unsere Eltern in den Ferien genau dort hin zu fahren. Meine Mutter zeigte mir einen Vogel. Norwegen? „Das ist viel zu weit weg, Junge. Wir machen uns das zu Hause schön.“ Zu Hause? Das konnte nur ein Scherz sein. Auf unserem Balkon bekam sogar ein Wellensittich Platzangst. Früher bauten wir einen kleinen Plastik Pool dort auf und ich badete mir, in ihm, die Knie wund. Das war im letzten Jahr, schien aber schon 2 Jahrhunderte oder länger her zu sein. Konnte jetzt natürlich nicht mehr zugeben, das es erfrischend war. Im Gegenteil ich jammerte, das wir die Einzigen in Deutschland, nein der ganzen Welt, waren die nie in Urlaub fuhren. Nicht mal nach Norwegen, denn da hatten selbst die Mücken sagenhafte Namen: A: Emma B: Svenja Hedda Ynavild E: Runa Unser Schuldirektor weigerte sich, uns eine Woche vor Beginn der großen Ferien Hitzefrei zu geben. Typisch. Michaela bekam die Entlassungspapiere früher, weil ihre Oma in Wiesbaden im Sterben lag. Wir hatten keinen der im Sterben lag, obwohl es meinem Wellensittich seit Tagen nicht gut ging. Blähungen. Unglaublich, was in einem solch kleinen Vogel für Luft drin ist. Ich saß am Montagnachmittag zu Hause und paukte Mathe. Den Sinn verstand ich nicht, aber meine Mutter meinte, sie wolle, das aus mir was vernünftiges wird. Keine Ahnung was sie damit meinte. Sie führte immer meinen Onkel an, der zwar keine Haare auf dem Kopf, aber einen langen Ziegenbart hatte. Seine schwarzgeränderten Fingernägel wuchsen kreuz und quer in der Weltgeschichte herum. Er prahlte immer mit seiner 2 im Rechnen und einer 1 in Mathe. Ich bezweifelte stark, das er jemals eine Schule von innen sah. Aufgewachsen ist er in Schlesien, das damals noch zu Deutschland gehörte. Etwas später verlor Adolf nicht nur Schlesien, sondern auch sein Leben. Komisch, das er den gleichen Namen, wie dieser andere Mann, mit dem blöden Bart und den irren Augen hatte. Wie hieß der doch gleich? Na egal. Mein Onkel fand seine Bestimmung, wie er wieder und wieder betonte, in einem Metzgereibetrieb. Dort stellte man ihn als Entbeiner an, das ich immer als Zumutung empfand, weil das für mich nach dem Zwillingsbruder von Freddie Krüger klang. Gruselig. Aber lassen wir das. Ich hatte meinen Berufswunsch mit 10 in das Deutschheft geschrieben: Was ich einmal werden will Ich werde Schauspieler, weil man dann jemand anders sein kann und viel Geld verdient. Mathe brauche ich nicht, weil mein Agent alles für mich regelt. Sowie der Manager von Elvis. Der heißt Colonel Tom Parker und ist sehr dick. Elvis ist mein Lieblingssänger. Er kann toll singen und kriegt jede Frau die er haben will. Ich will einmal meine Traumfrau kennen lernen. Aber heiraten werde ich nie. Das funktioniert nicht, sagt meine Muter. Die Eltern von Bert lassen sich scheiden oder reisen in unterschiedliche Länder. Das weiß ich nicht mehr genau. Heute haben wir für 10 Mark Eis beim Eismann gekauft. Eine ganze Schüssel voll. Nachdem ich Durchfall bekommen habe, schwor ich nie wieder Eis zu essen. Als Schauspieler muss man auf seine Figur achten, damit man nicht so dick, wie die Frau über uns wird. Die heißt Frau Schachtelhalm und ist schwerhörig. Sie kauft ihre Kleidung in der Zeltabteilung. Ich übe jeden Tag, wie andere Menschen zu gehen und zu sprechen. Am einfachsten ist John Wayne. Das ist ein Cowboy aus Amerika. Am liebsten wäre ich wie Elvis, denn der kann alles. Singen und schauspielern. Manchmal wünschte ich mich besser zu kennen, um mich mehr zu mögen. Alex Klasse 4a Schon interessant, was für einen Blödsinn man als Kind verzapft. Kleine Steine flogen durch mein geöffnetes Fenster und trafen meinen Lieblingsteddy der immer noch, inoffiziell, auf meinem Bett saß und auf dicke Hose machte. Jetzt bekam er die Rechnung dafür. Er verlor sein rechtes Auge, als ich letztes Jahr ein berühmter Chirurg werden wollte, bei dem Versuch seinen Blinddarm zu entfernen. Flohklaus assistierte mir und übergab sich zweimal, weil ich ihm den Bauch aufschnitt. Also dem Teddy, nicht Flohklaus. Der nächste Stein, durch mein Fenster flog, war ein roter Backerstein und knockte meinen Teddy aus. Guter Wurf. „Hey Alex, wir wollen ins Schwimmbad. Kommst du mit?“ ,rief Bert. „Muss lernen.“ ,entgegnete ich schleppend und atmete dabei hörbar aus. „Die Neue von Uwe ist auch da.“ „Die mit den Hasenzähnen?“ „Ja und sie bringt ihre Freundin mit.“ „Die mit den großen Dingern?“ ,schrie ich. „Ja.“ ,antwortete Bert ebenso lautstark. „Ich bin gleich da.“ Das durfte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Schwimmbad und dicke Dinger, waren das Non Plus Ultra. Ich würde zurück sein, bevor meine Mutter von der Arbeit kam. Ja, ich würde sogar zurück sein, bevor irgendeiner Schmusebacke sagen konnte, denn ich war das Augenzwinkern, während eines einschlagenden Blitzes. Das las ich in einem Bericht über das Liebesleben der Eichhörnchen und das beeindruckte mich so sehr, das ich es mir gemerkt habe. Ich konnte mir alles merken, außer diesen blöden Formeln, die mich zu einem Mathe Genie machen sollten. Mein neues, altes Fahrrad war in Top Form. Genau wie ich. Bert sang: >Hoch auf dem gelben Wagen< und rülpste zwischendurch so laut, das ein grasendes Reh vor Schreck pupste und die Sonne sich verdunkelte. Wir radelten gemeinsam über einen Feldweg. Rechts und links stand der Raps in voller, gelber Blüte. Das sah klasse aus. Das wollte ich mir merken, um darüber ein Gedicht zu schreiben. Natürlich erzählte ich niemandem davon. Gedichte schreiben, war etwas für Weicheier und das wollte ich auf gar keinen Fall sein, denn ich bildete mir ein eine geheimnisvolle Aura zu haben. Hatte mir angewöhnt bei Erzählungen der Anderen bedeutungsvoll und langsam zu nicken. Dann sah ich in den Himmel und sagte Sätze, wie: Die Kraniche ziehen nach Süden. Oder: Der Weg ist weit, doch die Gedanken sind schnell. Oder: Das Heute ist das Morgen von Gestern. Natürlich war ich meiner Zeit soweit voraus, das mich alle nur mitleidig anschauten und mir einen heftigen Sonnenstich bescheinigten. Oh, diese Ahnungslosen. Also, mal davon abgesehen. das ich dachte entweder der Auserwählte oder ein morsches Stück Holz zu sein, war ich ein ganz normaler Teenager. Ne` nicht ganz, denn ich hatte eine Freundin. Außer dem heiligen Thomas hatte noch nie jemand eine Freundin gehabt. Das Uwe jetzt eine hatte, zählte nicht. Im Freibad roch es nach Chlor und Sonnenmilch und Freiheit. Wir wussten gar nicht wo wir zuerst hinschauen sollten. Diese ganzen wundervollen Mädchen machten uns ganz wuschig. Badeanzüge fanden wir gut, aber Bikinis brachten unsere Fantasien noch mehr auf Touren. In der Schule versteckten sie ihre Brüste unter weiten Pullis. Hier wurden sie nur durch dünnen Stoff zurück gehalten. Da wir uns alle für Profis hielten, wenn es um Girls ging, führten wir ein Benotungssystem ein. 10 war das Beste. 1 das Schlechteste. Als erstes zählten wir alle Mädchen und trugen die Zahl in unser Heft ein. Auf die Vorderseite schrieben wir: Berichte über Blitzeinschläge. Hannes, der gut rechnen konnte und ein Angeber Shirt von Mark Spitz trug, nahm die Zahl mal 2. Logisch. 2 Brüste. Am Ende hatten wir 93, was uns reichlich verwirrte. Wir holten uns erst mal Pommes rot-weiß und taten so, als wären wir die coolsten Kerle auf der ganzen Welt. Wir trugen natürlich Sonnenbrillen. Das gehörte sich so. Ich hatte eine von meinem Onkel geliehen. Die war so groß, wie der Eiffelturm und bedeckte fast das ganze Gesicht. Damit war ich natürlich die Nummer eins. Denn wir alle wussten: Größer ist besser. Auch, wenn die anderen keine Freundin hatten, gaben sie mit ihren Erlebnissen an, das man hätte denken können, sie wären 50 Jahre alt und blickten auf ein erfülltes Liebesleben zurück. Uwe erzählte von einer Magda, die er letztes Jahr in Berchtesgaden, in einem Ort namens Schneizelreuth kennenlernte. Die war 15 und 1,73 groß. Wir lachten uns checkig, weil seine Geschichte schon so unglaubwürdig anfing: A: Berchtesgaden? Das klang viel zu sehr nach einem Tierpark in Schweden. B: Magda? So hießen doch keine Mädchen, höchsten Erdhörnchen. 15 Jahre alt? Warum nicht gleich 35 und Fotomodel aus der Bravo? Schneizelreuth? Wieso nicht gleich Pupshausen? E: 1,73? Jeder wusste, das Mädchen höchstens 1,63 groß werden. Das ist wissenschaftlich bewiesen. Nachdem wir uns leer gelacht hatten, wollte Uwe nicht mehr erzählen und war kurz davor uns die Freundschaft zu kündigen. Wir konnten ihn nur beruhigen, indem wir zusammenlegten und ihm ein Eis spendierten. Er quälte uns, indem er es gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz langsam aß. Dann steckten wir die Köpfe wieder zusammen und Uwe begann mit gedämpfter Stimme zu berichten: „Also, die Magda war die Tochter der Hotelbesitzerin. Sie hatte ganz grüne Augen, so wie die Gesichtsfarbe von Henning, als dem schlecht war und er kotzen musste. Wisst ihr noch? Das kam von dem Auflauf aus der Schulkantine.....“ „Ja. Ja. Ja. Weiter!“ ,meldete sich Bert. „Also, die Magda....“ ,fuhr Uwe fort. „Alter. Das hatten wir schon.“ ,wurde Bert ungeduldig. Uwe holte tief Luft. Wir konnten die Anspannung und die Elektrizität in der Luft spüren. Hoffentlich gab es kein Gewitter. Aber, wenn, wussten wir wer Schuld hatte. „Am dritten Tag trafen wir uns in der Scheune. Sie wollte mir etwas zeigen.“ Wir hielten den Atem an. „Sie trug einen Pullover. Sehr eng. Und einen Overall.“ Bert begann zu sabbern. Ich hielt die Anspannung nicht mehr aus und musste lachen, aber weil alle mich mit bösen Augen anfunkelten, bekam ich mich gleich wieder unter Kontrolle. „Wir standen uns gegenüber und sie sagte ich sei der netteste Junge den sie bisher kennengelernt hatte.“ ,fuhr Uwe fort „Kannst du das überspringen und zum Wesentlichen kommen?“ ,fragte der heilige Thomas ganz sachlich. „Sie nahm meine Hand und legte sie auf ihre Brust.“ „Oh mein Gott. Wahnsinn.“ ,riefen wir aus. Das hatte es noch nie gegeben! Im Urlaub. In einem fremden Land. Wir freuten uns für Uwe und waren furchtbar neidisch. Was für ein Glückspilz. Ich hätte ihnen gern von Michaela erzählt und davon, was wir alles getan hatten, aber es kam mir wie ein Verrat vor, dies zu tun. Also ließ ich es. Thomas fischte aus seiner Hosentasche ein quadratisches, verpacktes Teil. „Das habe ich immer bei mir. Solltet ihr euch auch zulegen.“ sagte er. „Was ist das?“ ,fragte ich. „Präser.“ ,erklärte Bert. „Ahh. Präser.“ ,wiederholte ich. „Weißt du auch wofür?“ ,fragte Bert. „Na klar. Bin doch nicht aus Dummsdorf.“ ,sprach ich ärgerlich. Ich hatte keine Ahnung, was das war. Zum Glück steckte Thomas es gleich wieder weg. Ich nahm mir vor im Lexikon nachzuschauen, um herauszufinden was es damit auf sich hatte. Versuchte an etwas anderes zu denken. Also....am letzten Tag vor ihrer Abreise, nachdem ich Schokokekse und Milch hinter mich gebracht hatte und wir in ihrem Zimmer auf dem Bett lagen, fragte sie mich: „Hast du schon mal mit einem Mädchen geschlafen?“ Sofort kroch die Morgenröte, erst über mein Gesicht und dann über den Rest meines, zu allem bereiten, Körpers. Suchte verzweifelt nach der richtigen Antwort. Wenn das eine Fangfrage war, konnte mich das ganz schön reinreißen. Ich versuchte es mit der Wahrheit. „Nein. Du?“ ,fragte ich bemüht locker. Natürlich war ich meilenweit davon entfernt entspannt und easy darauf zu reagieren. „Nein, aber manchmal träume ich davon, wie es wäre. Ist das merkwürdig?“ „Überhaupt nicht. Es schön mit dir darüber zu reden.“ „Und komisch.“ „Ja. Und komisch.“ Wir lagen eine ganze Zeit angezogen nebeneinander und sie streichelte mich an meiner Lieblingsstelle. Das machte mich reichlich verrückt und freute mich, weil ich jetzt etwas Neues hatte an das ich denken konnte, wenn sie nicht da war. Plötzlich kam ihre Mutter ins Zimmer und wir sprengten auseinander. Damit zerplatze auch diese Erinnerung und mein Gehirn suchte nach anderen Gedanken: So ein Präser war sicher eine gute Sache und während wir in der Sonne dösten und die Haut krebsrot machten überlegte ich was es sein könnte: A: Ein abgepackter Pfefferminz gegen schlechten Atem. B: Überzieher für Straßenschuhe, damit sie bei Regen nicht schmutzig wurden. Ein 5 Mark Schein, um sie zum Eis einladen zu können. Die Telefonnummer eines Sorgentelefons, bei Liebeskummer. E: Getrocknete Rosenblätter zum Kennzeichnen eines romantischen Abends. „Oh Mann. Die habe ich lange nicht gesehen.“ ,rief Uwe ängstlich. „Das riecht nach Ärger.“ ,meinte Thomas „Ja. Nach reichlich Ärger.“ ,fügte Bert hinzu. Die Magnusbande stolzierte über den Platz und verbreitete Angst und Schrecken. Wir hörten von der Liesl, mit der wir uns mittlerweile gut verstanden, das Magnus und Piet bei einem Einbruch erwischt wurden und für ein paar Monate ins Jugendheim mussten. Alle sagten, das sie es verdient hätten und ich war froh meiner angesagten Höllenfahrt entgangen zu sein. Jetzt waren sie wieder da, aber der Mut des Löwen aus Mitternacht, war mit ihrem Auftauchen baden gegangen. Wortlos packten wir unsere sieben Sachen und schlichen uns davon. Oh, wie armselig. Keiner sagte ein Wort. Fühlten uns, wie die letzten Looser. In unserer Schule gab es auch reichlich Nieten und die größten waren die Streber aus dem Grammatik Leistungskurs. Jetzt standen wir sogar noch unter denen. Ist das zu glauben? Oh, Mann. Wie armselig. Jetzt zitierte ich schon wieder Herrn Mewes. Beim Abschied nickten wir uns nur zu. Wie Verurteilte die zu ihrem letzten, endgültigen Gang aufbrachen. Zu Hause saß ich auf unserem Balkon und überlegte, wie wir diese Situation bereinigen konnten. Zwischendurch machte ich Kopfstand, um meine Gehirnzellen anzustacheln, nach einer Lösung zu suchen. „Denk nach. Denk nach.“ ,sagte ich immerzu. Doch es führte nur dazu, das ich tierische Nackenschmerzen bekam und mich übergeben musste. Verabschiedete mich schon mal innerlich und bereitete mich auf das unausweichliche, unabänderliche Ende meines noch so jungen Lebens vor. Einem jämmerlichen, beklagenswerten Tod mit dem Kopf in der Schultoilette am Valentinstag. Ich verlor jedes Zeitgefühl und spielte 100 mal > Long black Limousine < von Elvis. Das zog mich noch mehr runter, weil es um einen Typen ging der aus seiner Stadt wegging und immer damit angab in einem schicken Auto wiederzukommen. Jetzt lag er in einer schwarzen Limousine und alle klagten und weinten. Das zog mich noch mehr runter, also ich drückte ein paar Tränen heraus und schaute mir dabei im Spiegel zu. Um 21:00 rief Michaela an: „Hallo mein Süßer.“ „Hi.“ ,sagte ich. „Alles ok?“ ,fragte sie besorgt. „Oh sicher, sicher.“ „Du klingst aber überhaupt nicht so.“ „Doch. Wir waren schwimmen und Uwe ist auf einer dicken Frau ausgerutscht und Bert hat sich wieder den Kiefer ausgerenkt und Thomas wird nicht mehr Priester, sondern Außenminister, weil man dann auch nach Norwegen fahren kann, um von den hübschen, blonden Frauen geküsst zu werden.“ „Und?“ ,fragte sie. „Uuuuuuuuuuuuuuuund..... die Magnusbande ist wieder da!“ ,gab ich zu Protokoll. Am anderen Ende hörte ich nur ihren Atem. Meine Hände begannen zu schwitzen. Mein Herz ließ sich zu einem Galopp hinreißen. Meine Kehle wurde durch eine unsichtbare Hand zugedrückt. „Ich komme sofort nach Hause!“ ,presste sie keuchend hervor. „Nein. Das bringt doch nichts. Wir kommen schon klar.“ ,sagte ich so dahin. „Ach ja. So, wie mit dem 5 jährigen der dir gegen das Schienbein getreten hat und dann weggelaufen ist?“ ,nörgelte sie. „Oh, Mann. Der konnte wirklich schnell rennen.“ „Genau. Oder der 10 jährige der dir dein Eis geklaut hat.“ „Jaha. Aber, der war wirklich groß für sein Alter und sein 16 jähriger Bruder ist Großmeister im Mikado. Was willst du mir eigentlich sagen?“ „Du musst da verschwinden.“ „Hab schon einen Flug nach Hong Kong gebucht.“ „Es ist jetzt keine Zeit für Witze. Du kommst zu meiner Oma nach Osnabrück“ „Osnabrück?“ ,wiederholte ich mit quietschender Stimme. „Ja. Osnabrück.“ ,wiederholte Michaela. „Aber das ist doch das Dorf der Schlümpfe.“ „Nein. Das heißt Schlumpfhausen und Donald wohnt in Entenhausen und Asterix und Obelix in....“ „Ja, ich weiß, in einem von unbeugsamen Galliern bevölkerten Dorf. Und das passt genau zu mir: Der Unbeugsame!“ ,stellte ich fest. „PPPPPPPFFFFFFFFFFFF.“ ,hörte ich vom anderen Ende der verschwitzten Ohrmuschel. Das wurde mir langsam zu blöd. War ich denn nur ein Clown? Ein Schwächling? „Du musst dir keine Sorgen machen ich hab hier alles im Griff. Ich muss jetzt Schluss machen, also mit dem Telefonat nicht mit dir, mein Hamster will noch den Boden bohnern. Ich liebe dich.“ ,dann legte ich auf. Nach 3 Millisekunden wurde mir bewusst was ich gesagt hatte: Ich liebe dich! Sie musste mich wirklich für einen dummen und verliebten Trottel halten. Das Telefon klingelte abermals. „Ich liebe dich auch. Du machst das schon.“ ,flüsterte Michaela mit ihrer weichen Stimme durch den Hörer und legte dann auf. Oh, mein Gott. Ich sank auf meinen Stuhl, da meine Beine mich nicht mehr tragen konnten. Nach 13 Minuten konnte ich wieder klar denken und schnappte mir das Lexikon: „PPPPPPP.......PPPRRRRR.....PPPPPRRRRÄÄÄÄ...........PRÄSER................ Also: Nach einem französischen oder englischen Arzt Conton (17. Jahrhundert) benannter dünner Überzug aus Gummi für das männliche Glied zur Verhinderung einer unerwünschten Schwangerschaft. Aha. Ich wusste noch nicht genau, wie ich diese merkwürdige Information verarbeiten sollte. Ein dünner Überzug aus Gummi? Für das.....was?......Glied? Natürlich hatten wir alle den totalen Durchblick, was Sex anging. Uwe`s großer Bruder erzählte ihm haarklein, wie das alles zusammenhing und dann erzählte Uwe uns, was er von dem, was sein Bruder ihm erklärte noch wusste und wir hörten genau zu und verstanden nur die Hälfte. Mann und Frau. Im Bett. Nackt. Körper die aufeinander liegen. Hände. Jo! Aber, wie passte ein dünner Überzug während dieser wundervollen Erfahrung menschlichen Zusammenseins dazu? Sollte ich zwischendurch aufhören und zu Michaela sagen: „Jo. Alles klar. Es ist soweit. Fanfare. Ich reiße jetzt diese Verpackung auf und rolle den dünnen Überzug aus Gummi über mein Glied.“ Diese Vorstellung befand sich meilenweit von einem entspannten ersten Mal entfernt auf einem Berg dessen Spitze ich nicht mal sehen konnte: A: Was sollte Michaela in der Zeit machen? B: Waren wir schon nackt? Würde sie meinen Körper schön finden? Half sie mir beim Finden des Eingangs? E: Was sollten wir danach machen? Das Telefon klingelte wieder. Berts Stimme sagte nur: „Um 3. Besprechung“. Machte mich sofort auf den Weg und schwang mich auf meine Rosinante, so hieß mein Drahtesel. Irgendwie bescheuert. Klang nach 3. Klasse. Rutschte manchmal in ein wehmütiges Gefühl. Hauptsächlich, wenn alles so schwierig wurde. Dann wünschte ich mir meine Kindheit zurück. Eine Zeit, wo alles noch einfach war. > Schlafen. Essen. Schreien. < Besonders das Schreien fehlte mir. Aber das ging vorüber und wenn ich die Kontrolle zurückgewann, suchte ich meinen Kiosk auf und kaufte 3 Lakritz Bonbons. Die besonders Harten, weil man die besonders lange lutschen konnte. Herr Schlichting, der Ladenbesitzer, war ein alter, weißhaariger Mann mit freundlichen Augen und einer großen, schweren Brille. Er trug immer viel zu große, graue Anzüge, die um seinen dünnen Körper schlackerten und den Eindruck hinterließen, er wäre ein Außerirdischer und wohnte auf dem Planeten Melmak. An einem Montag vor 4 Wochen las ich, in seinem Laden, gerade in einem Superman Comic, als er der dicken, schwerhörigen Frau Schachtelhalm, von dem Überfall erzählte: „Also, Frau Halterschwamm, diese dummen Jungen kamen doch tatsächlich mit einer Maske über dem Kopf herein und verlangten mein Kassengeld, sonst würden sie den Laden verwüsten und alle Süßigkeiten mitnehmen. Ich sagte ihnen, das ich sofort die Polizei rufen würde, wenn sie nicht mit diesem Unfug aufhören würden. Daraufhin schlug mich der Größere von den beiden mit einem Stock. Hier sehen sie, da ist noch die Narbe. Gott sei dank, kam dann Herr Pumpelmeier und hielt beide solange fest, bis die Gesetzeshüter kamen. Herr Pumpelmeier ist Ringer, wie sie sicher wissen Frau Weiterqualm. Jedenfalls. Ich bin ganz schön überrascht gewesen, das Piet und Magnus unter den Masken steckten.“ Frau Schachtelhalm nickte die ganze Zeit eifrig mit ihrem kleinen, runden Kopf, obwohl sie sicher nicht mal die Hälfte von dem mitbekam was Herr Schlichting ihr erzählte. Das alles hatte sich wieder in meinem Kopf breitgemacht, als ich Flohklaus beim Kiosk traf und ihm einen meiner Riesenkracher, wie die Bonbons bei uns hießen, schenkte. Er bedankte sich höflich und wollte mir unbedingt etwas zeigen. Hinter dem Hochhaus gab es eine große Wiese und dahinter einen kleinen Wald. Unter einer alten Eiche lag eine verrostete Kiste mit einem Adler und einem Hakenkreuz drauf. In dieser Kiste lag.............Nichts. „Da war eine Pistole drin. Ich schwör.“ ,beteuerte Flohklaus. „Mmmmmh.“ ,gab ich zurück. „Wirklich!“ ,blieb er standhaft. Ich untersuchte den Tatort gewissenhaft. Da waren Fußabdrücke von Springerstiefeln und einer geriffelten Sohle sehr teurer Schuhe. Magnus und Piet mussten vor kurzer Zeit hier gewesen sein. Die Spuren waren frisch. „Kennst du die Geschichte von Nepomuck?“ ,fragte ich Flohklaus. „Nein.“ ,antwortete dieser stirnrunzelnd. „Dieser Nepomuck, war ein kleiner, aber pfiffiger Kerl. Er fand eine giftige Pflanze und rief seinen Kumpel Hasra. Doch bevor sie die Pflanze vernichten konnten, wurde sie von den bösen Zauberern Hesikjael und Bodro gestohlen. Die wollten damit das Elfenland auslöschen und die Macht an sich reißen.“ Mit offenem Mund hörte Flohklaus gespannt zu. „Was passierte dann?“ ,fragte er atemlos. „Nepomuck und Hasra liehen sich einen Drachen aus dem Feenland und verfolgten die beiden. Und während Hasra auf dem Drachen ritt und sie mit lautem Gebrüll ablenkte, konnte Nepomuck den beiden Gaunern die Pflanze entreißen und somit das Land retten. Sie bekamen soviel Eis, in jeder Sorte die sie begehrten, wie sie essen konnten.“ „Sollen wir die Polizei rufen?“ ,fragte er. „Ja. Gute Idee Torsten.“ „Torsten?“ „Ja. Der Name Flohklaus ist bescheuert und du bist viel zu groß für so einen Namen.“ ,erklärte ich. „Danke.“ ,sagte er stolz. Bevor sie einen zweiten Überfall im Kiosk, bei Herrn Schlichting, machen konnten, wurden sie gefasst und kamen ins geschlossene Jugendheim. Ich lud alle in Oma´s Schlemmerparadies ein, weil wir doch noch alles zum Guten gewendet hatten. Und da saßen wir dann: Torsten, der früher Flohklaus hieß und jetzt Ehrenmitglied unserer Kumpelei war. Uwe, Bert, der heilige Thomas, der nicht mehr nach Norwegen, sondern nach Berlin wollte, weil da alle Frauen gefärbte, rote Haare hatten und das schon immer ein Zeichen von Leidenschaft war und alle machten sich über das Eis her. Plötzlich stand Michaela in der Tür. Ich sprang auf und stürzte auf sie zu. Meine Hand streifte dabei versehentlich ihren Po. „Du Schlingel.“ ,flüsterte sie mir ins Ohr. „Hast du`s schon gehört?“ ,fragte ich lachend. „Ja. Ihr seid die großen Helden. Habt eine Pistole aus dem 2. Weltkrieg gefunden und einen Überfall verhindert.“ „Ich heiße jetzt Torsten.“ ,meldete sich Torsten. „Das freut mich. Du bist gewachsen, in den 2 Wochen, die ich nicht da war.“ Er reckte seinen Kopf und wurde ein bisschen rot. „Gibt es noch mehr Geschichten von Hasra und Nepomuck?“ ,fragte er mich. „Ich schreibe sie dir auf.“ ,rief ich ihm zu. Ich glaube an jenem Tag entschloss ich mich Geschichtenerzähler zu werden, denn das konnte ich wirklich besser, als alles andere. Michaela kam ganz nah an mein Ohr: „Ich habe dich vermisst.“ ,flüsterte sie. „Ich dich auch.“ „Hab dir eine Hantel mitgebracht.“ ,teilte sie mir freudig mit. „Äh. Super. Wozu?“ ,fragte ich verdutzt. „Naja. Zum Trainieren. Der Achim meint, das wäre wichtig.“ „Der Achim?“ „Ja. Stell dir vor, der hat auch eine Oma in Osnabrück und wohnt auch in Hamburg.“ „Ach was?!“ ,gab ich gereizt von mir. „Ja! Und er ist in einem Sportklub. Toll ne`?“ „Ja. Total toll.“ ,grummelte ich. „Ja und er hat gesagt, ich soll mal vorbeikommen. Im Sportklub.“ „Ach!?“ „Jetzt sag doch nicht die ganze Zeit Ach.“ ,zickte sie mich an. „Das ist erst das zweite Mal, das ich Ach gesagt hab.“ „Ach, du bist doof. Ich geh jetzt nach Haus!“ „Nein warte. Tut mir leid.“ ,sagte ich reumütig. Sie umarmte mich und legte ihre Hand auf meinen Po. Das war ganz schön aufregend. Dachte sofort an den Überzug und an Norwegen und rote Haare und das es Zeit wurde, bis zum Äußersten zu gehen. „Meine Mutter ist übermorgen Abend nicht zu Hause.“ ,flüsterte sie in mein Ohr. „Soll ich Schokokekse und Milch mitbringen?“ ,flüsterte ich zurück. Sie kniff mich in den Po und wir küssten uns. Oh, Mann. Dieser Sommer, war wirklich der heißeste Sommer den ich je erlebt hatte. Der Tag, als ich auf einem Drachen ritt Geschichten vom Erwachsen werden Teil 3 Dieser Sommer, war der heißeste Sommer den ich je erlebt hatte. Meine Herren. Wir schliefen in einer Sauna, die früher mal unser Kinderzimmer gewesen war und wachten schweißgebadet am Amazonas auf. Duschen brachte nichts. Wir tranken viel und ließen alles wieder raus. Ein ewiger Kreislauf. Die Wiese wurde gelb und die Bäume warfen ihre schlappen Blätter ab. Der Teich in der Nähe trocknete aus und eine Million Mücken nisteten sich an der Uferböschung ein. Wir wurden gestochen und jammerten und kratzten uns. Wir brauchten neue Badehosen. Die Alten klemmten uns alles ab und hoben Es hervor. Wir lachten uns über die anderen Jungs schlapp, weil sie verschämt knapp oberhalb der Grasnarbe entlang krochen, um alles zu verdecken. Das hatten wir nicht nötig. Konnten alles zeigen, was wir hatten. Bis wir merkten, das sich die Anderen auch über uns schlapp lachten. Wir brauchten neue Badehosen, aber keiner bekam das Geld dafür. Wir waren Kinder armer Eltern, aber das wussten wir nicht. Es gab genug zu essen. Unsere Wünsche zum Geburtstag wurden uns erfüllt. Oder auch nicht. Keiner wollte nach Karstadt, um halbe Hähnchen zu essen und Pulloverfabrikanten gingen ein. Wir schleppten uns jeden Tag zur Schule und saßen die Zeit dort ab. Träumten von der Ostsee und Meerjungfrauen. Dachten an Norwegen und das der heilige Thomas sagte, das jeder Junge ab 13 bei der Einreise in dieses wundervolle Land einen Kuss von einem blonden Mädchen bekäme. Noch am selben Tag beknieten wir unsere Eltern in den Ferien genau dort hin zu fahren. Meine Mutter zeigte mir einen Vogel. Norwegen? „Das ist viel zu weit weg, Junge. Wir machen uns das zu Hause schön.“ Zu Hause? Das konnte nur ein Scherz sein. Auf unserem Balkon bekam sogar ein Wellensittich Platzangst. Früher bauten wir einen kleinen Plastik Pool dort auf und ich badete mir, in ihm, die Knie wund. Das war im letzten Jahr, schien aber schon 2 Jahrhunderte oder länger her zu sein. Konnte jetzt natürlich nicht mehr zugeben, das es erfrischend war. Im Gegenteil ich jammerte, das wir die Einzigen in Deutschland, nein der ganzen Welt, waren die nie in Urlaub fuhren. Nicht mal nach Norwegen, denn da hatten selbst die Mücken sagenhafte Namen: A: Emma B: Svenja Hedda Ynavild E: Runa Unser Schuldirektor weigerte sich, uns eine Woche vor Beginn der großen Ferien Hitzefrei zu geben. Typisch. Michaela bekam die Entlassungspapiere früher, weil ihre Oma in Wiesbaden im Sterben lag. Wir hatten keinen der im Sterben lag, obwohl es meinem Wellensittich seit Tagen nicht gut ging. Blähungen. Unglaublich, was in einem solch kleinen Vogel für Luft drin ist. Ich saß am Montagnachmittag zu Hause und paukte Mathe. Den Sinn verstand ich nicht, aber meine Mutter meinte, sie wolle, das aus mir was vernünftiges wird. Keine Ahnung was sie damit meinte. Sie führte immer meinen Onkel an, der zwar keine Haare auf dem Kopf, aber einen langen Ziegenbart hatte. Seine schwarzgeränderten Fingernägel wuchsen kreuz und quer in der Weltgeschichte herum. Er prahlte immer mit seiner 2 im Rechnen und einer 1 in Mathe. Ich bezweifelte stark, das er jemals eine Schule von innen sah. Aufgewachsen ist er in Schlesien, das damals noch zu Deutschland gehörte. Etwas später verlor Adolf nicht nur Schlesien, sondern auch sein Leben. Komisch, das er den gleichen Namen, wie dieser andere Mann, mit dem blöden Bart und den irren Augen hatte. Wie hieß der doch gleich? Na egal. Mein Onkel fand seine Bestimmung, wie er wieder und wieder betonte, in einem Metzgereibetrieb. Dort stellte man ihn als Entbeiner an, das ich immer als Zumutung empfand, weil das für mich nach dem Zwillingsbruder von Freddie Krüger klang. Gruselig. Aber lassen wir das. Ich hatte meinen Berufswunsch mit 10 in das Deutschheft geschrieben: Was ich einmal werden will Ich werde Schauspieler, weil man dann jemand anders sein kann und viel Geld verdient. Mathe brauche ich nicht, weil mein Agent alles für mich regelt. Sowie der Manager von Elvis. Der heißt Colonel Tom Parker und ist sehr dick. Elvis ist mein Lieblingssänger. Er kann toll singen und kriegt jede Frau die er haben will. Ich will einmal meine Traumfrau kennen lernen. Aber heiraten werde ich nie. Das funktioniert nicht, sagt meine Muter. Die Eltern von Bert lassen sich scheiden oder reisen in unterschiedliche Länder. Das weiß ich nicht mehr genau. Heute haben wir für 10 Mark Eis beim Eismann gekauft. Eine ganze Schüssel voll. Nachdem ich Durchfall bekommen habe, schwor ich nie wieder Eis zu essen. Als Schauspieler muss man auf seine Figur achten, damit man nicht so dick, wie die Frau über uns wird. Die heißt Frau Schachtelhalm und ist schwerhörig. Sie kauft ihre Kleidung in der Zeltabteilung. Ich übe jeden Tag, wie andere Menschen zu gehen und zu sprechen. Am einfachsten ist John Wayne. Das ist ein Cowboy aus Amerika. Am liebsten wäre ich wie Elvis, denn der kann alles. Singen und schauspielern. Manchmal wünschte ich mich besser zu kennen, um mich mehr zu mögen. Alex Klasse 4a Schon interessant, was für einen Blödsinn man als Kind verzapft. Kleine Steine flogen durch mein geöffnetes Fenster und trafen meinen Lieblingsteddy der immer noch, inoffiziell, auf meinem Bett saß und auf dicke Hose machte. Jetzt bekam er die Rechnung dafür. Er verlor sein rechtes Auge, als ich letztes Jahr ein berühmter Chirurg werden wollte, bei dem Versuch seinen Blinddarm zu entfernen. Flohklaus assistierte mir und übergab sich zweimal, weil ich ihm den Bauch aufschnitt. Also dem Teddy, nicht Flohklaus. Der nächste Stein, durch mein Fenster flog, war ein roter Backerstein und knockte meinen Teddy aus. Guter Wurf. „Hey Alex, wir wollen ins Schwimmbad. Kommst du mit?“ ,rief Bert. „Muss lernen.“ ,entgegnete ich schleppend und atmete dabei hörbar aus. „Die Neue von Uwe ist auch da.“ „Die mit den Hasenzähnen?“ „Ja und sie bringt ihre Freundin mit.“ „Die mit den großen Dingern?“ ,schrie ich. „Ja.“ ,antwortete Bert ebenso lautstark. „Ich bin gleich da.“ Das durfte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Schwimmbad und dicke Dinger, waren das Non Plus Ultra. Ich würde zurück sein, bevor meine Mutter von der Arbeit kam. Ja, ich würde sogar zurück sein, bevor irgendeiner Schmusebacke sagen konnte, denn ich war das Augenzwinkern, während eines einschlagenden Blitzes. Das las ich in einem Bericht über das Liebesleben der Eichhörnchen und das beeindruckte mich so sehr, das ich es mir gemerkt habe. Ich konnte mir alles merken, außer diesen blöden Formeln, die mich zu einem Mathe Genie machen sollten. Mein neues, altes Fahrrad war in Top Form. Genau wie ich. Bert sang: >Hoch auf dem gelben Wagen< und rülpste zwischendurch so laut, das ein grasendes Reh vor Schreck pupste und die Sonne sich verdunkelte. Wir radelten gemeinsam über einen Feldweg. Rechts und links stand der Raps in voller, gelber Blüte. Das sah klasse aus. Das wollte ich mir merken, um darüber ein Gedicht zu schreiben. Natürlich erzählte ich niemandem davon. Gedichte schreiben, war etwas für Weicheier und das wollte ich auf gar keinen Fall sein, denn ich bildete mir ein eine geheimnisvolle Aura zu haben. Hatte mir angewöhnt bei Erzählungen der Anderen bedeutungsvoll und langsam zu nicken. Dann sah ich in den Himmel und sagte Sätze, wie: Die Kraniche ziehen nach Süden. Oder: Der Weg ist weit, doch die Gedanken sind schnell. Oder: Das Heute ist das Morgen von Gestern. Natürlich war ich meiner Zeit soweit voraus, das mich alle nur mitleidig anschauten und mir einen heftigen Sonnenstich bescheinigten. Oh, diese Ahnungslosen. Also, mal davon abgesehen. das ich dachte entweder der Auserwählte oder ein morsches Stück Holz zu sein, war ich ein ganz normaler Teenager. Ne` nicht ganz, denn ich hatte eine Freundin. Außer dem heiligen Thomas hatte noch nie jemand eine Freundin gehabt. Das Uwe jetzt eine hatte, zählte nicht. Im Freibad roch es nach Chlor und Sonnenmilch und Freiheit. Wir wussten gar nicht wo wir zuerst hinschauen sollten. Diese ganzen wundervollen Mädchen machten uns ganz wuschig. Badeanzüge fanden wir gut, aber Bikinis brachten unsere Fantasien noch mehr auf Touren. In der Schule versteckten sie ihre Brüste unter weiten Pullis. Hier wurden sie nur durch dünnen Stoff zurück gehalten. Da wir uns alle für Profis hielten, wenn es um Girls ging, führten wir ein Benotungssystem ein. 10 war das Beste. 1 das Schlechteste. Als erstes zählten wir alle Mädchen und trugen die Zahl in unser Heft ein. Auf die Vorderseite schrieben wir: Berichte über Blitzeinschläge. Hannes, der gut rechnen konnte und ein Angeber Shirt von Mark Spitz trug, nahm die Zahl mal 2. Logisch. 2 Brüste. Am Ende hatten wir 93, was uns reichlich verwirrte. Wir holten uns erst mal Pommes rot-weiß und taten so, als wären wir die coolsten Kerle auf der ganzen Welt. Wir trugen natürlich Sonnenbrillen. Das gehörte sich so. Ich hatte eine von meinem Onkel geliehen. Die war so groß, wie der Eiffelturm und bedeckte fast das ganze Gesicht. Damit war ich natürlich die Nummer eins. Denn wir alle wussten: Größer ist besser. Auch, wenn die anderen keine Freundin hatten, gaben sie mit ihren Erlebnissen an, das man hätte denken können, sie wären 50 Jahre alt und blickten auf ein erfülltes Liebesleben zurück. Uwe erzählte von einer Magda, die er letztes Jahr in Berchtesgaden, in einem Ort namens Schneizelreuth kennenlernte. Die war 15 und 1,73 groß. Wir lachten uns checkig, weil seine Geschichte schon so unglaubwürdig anfing: A: Berchtesgaden? Das klang viel zu sehr nach einem Tierpark in Schweden. B: Magda? So hießen doch keine Mädchen, höchsten Erdhörnchen. 15 Jahre alt? Warum nicht gleich 35 und Fotomodel aus der Bravo? Schneizelreuth? Wieso nicht gleich Pupshausen? E: 1,73? Jeder wusste, das Mädchen höchstens 1,63 groß werden. Das ist wissenschaftlich bewiesen. Nachdem wir uns leer gelacht hatten, wollte Uwe nicht mehr erzählen und war kurz davor uns die Freundschaft zu kündigen. Wir konnten ihn nur beruhigen, indem wir zusammenlegten und ihm ein Eis spendierten. Er quälte uns, indem er es gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz langsam aß. Dann steckten wir die Köpfe wieder zusammen und Uwe begann mit gedämpfter Stimme zu berichten: „Also, die Magda war die Tochter der Hotelbesitzerin. Sie hatte ganz grüne Augen, so wie die Gesichtsfarbe von Henning, als dem schlecht war und er kotzen musste. Wisst ihr noch? Das kam von dem Auflauf aus der Schulkantine.....“ „Ja. Ja. Ja. Weiter!“ ,meldete sich Bert. „Also, die Magda....“ ,fuhr Uwe fort. „Alter. Das hatten wir schon.“ ,wurde Bert ungeduldig. Uwe holte tief Luft. Wir konnten die Anspannung und die Elektrizität in der Luft spüren. Hoffentlich gab es kein Gewitter. Aber, wenn, wussten wir wer Schuld hatte. „Am dritten Tag trafen wir uns in der Scheune. Sie wollte mir etwas zeigen.“ Wir hielten den Atem an. „Sie trug einen Pullover. Sehr eng. Und einen Overall.“ Bert begann zu sabbern. Ich hielt die Anspannung nicht mehr aus und musste lachen, aber weil alle mich mit bösen Augen anfunkelten, bekam ich mich gleich wieder unter Kontrolle. „Wir standen uns gegenüber und sie sagte ich sei der netteste Junge den sie bisher kennengelernt hatte.“ ,fuhr Uwe fort „Kannst du das überspringen und zum Wesentlichen kommen?“ ,fragte der heilige Thomas ganz sachlich. „Sie nahm meine Hand und legte sie auf ihre Brust.“ „Oh mein Gott. Wahnsinn.“ ,riefen wir aus. Das hatte es noch nie gegeben! Im Urlaub. In einem fremden Land. Wir freuten uns für Uwe und waren furchtbar neidisch. Was für ein Glückspilz. Ich hätte ihnen gern von Michaela erzählt und davon, was wir alles getan hatten, aber es kam mir wie ein Verrat vor, dies zu tun. Also ließ ich es. Thomas fischte aus seiner Hosentasche ein quadratisches, verpacktes Teil. „Das habe ich immer bei mir. Solltet ihr euch auch zulegen.“ sagte er. „Was ist das?“ ,fragte ich. „Präser.“ ,erklärte Bert. „Ahh. Präser.“ ,wiederholte ich. „Weißt du auch wofür?“ ,fragte Bert. „Na klar. Bin doch nicht aus Dummsdorf.“ ,sprach ich ärgerlich. Ich hatte keine Ahnung, was das war. Zum Glück steckte Thomas es gleich wieder weg. Ich nahm mir vor im Lexikon nachzuschauen, um herauszufinden was es damit auf sich hatte. Versuchte an etwas anderes zu denken. Also....am letzten Tag vor ihrer Abreise, nachdem ich Schokokekse und Milch hinter mich gebracht hatte und wir in ihrem Zimmer auf dem Bett lagen, fragte sie mich: „Hast du schon mal mit einem Mädchen geschlafen?“ Sofort kroch die Morgenröte, erst über mein Gesicht und dann über den Rest meines, zu allem bereiten, Körpers. Suchte verzweifelt nach der richtigen Antwort. Wenn das eine Fangfrage war, konnte mich das ganz schön reinreißen. Ich versuchte es mit der Wahrheit. „Nein. Du?“ ,fragte ich bemüht locker. Natürlich war ich meilenweit davon entfernt entspannt und easy darauf zu reagieren. „Nein, aber manchmal träume ich davon, wie es wäre. Ist das merkwürdig?“ „Überhaupt nicht. Es schön mit dir darüber zu reden.“ „Und komisch.“ „Ja. Und komisch.“ Wir lagen eine ganze Zeit angezogen nebeneinander und sie streichelte mich an meiner Lieblingsstelle. Das machte mich reichlich verrückt und freute mich, weil ich jetzt etwas Neues hatte an das ich denken konnte, wenn sie nicht da war. Plötzlich kam ihre Mutter ins Zimmer und wir sprengten auseinander. Damit zerplatze auch diese Erinnerung und mein Gehirn suchte nach anderen Gedanken: So ein Präser war sicher eine gute Sache und während wir in der Sonne dösten und die Haut krebsrot machten überlegte ich was es sein könnte: A: Ein abgepackter Pfefferminz gegen schlechten Atem. B: Überzieher für Straßenschuhe, damit sie bei Regen nicht schmutzig wurden. Ein 5 Mark Schein, um sie zum Eis einladen zu können. Die Telefonnummer eines Sorgentelefons, bei Liebeskummer. E: Getrocknete Rosenblätter zum Kennzeichnen eines romantischen Abends. „Oh Mann. Die habe ich lange nicht gesehen.“ ,rief Uwe ängstlich. „Das riecht nach Ärger.“ ,meinte Thomas „Ja. Nach reichlich Ärger.“ ,fügte Bert hinzu. Die Magnusbande stolzierte über den Platz und verbreitete Angst und Schrecken. Wir hörten von der Liesl, mit der wir uns mittlerweile gut verstanden, das Magnus und Piet bei einem Einbruch erwischt wurden und für ein paar Monate ins Jugendheim mussten. Alle sagten, das sie es verdient hätten und ich war froh meiner angesagten Höllenfahrt entgangen zu sein. Jetzt waren sie wieder da, aber der Mut des Löwen aus Mitternacht, war mit ihrem Auftauchen baden gegangen. Wortlos packten wir unsere sieben Sachen und schlichen uns davon. Oh, wie armselig. Keiner sagte ein Wort. Fühlten uns, wie die letzten Looser. In unserer Schule gab es auch reichlich Nieten und die größten waren die Streber aus dem Grammatik Leistungskurs. Jetzt standen wir sogar noch unter denen. Ist das zu glauben? Oh, Mann. Wie armselig. Jetzt zitierte ich schon wieder Herrn Mewes. Beim Abschied nickten wir uns nur zu. Wie Verurteilte die zu ihrem letzten, endgültigen Gang aufbrachen. Zu Hause saß ich auf unserem Balkon und überlegte, wie wir diese Situation bereinigen konnten. Zwischendurch machte ich Kopfstand, um meine Gehirnzellen anzustacheln, nach einer Lösung zu suchen. „Denk nach. Denk nach.“ ,sagte ich immerzu. Doch es führte nur dazu, das ich tierische Nackenschmerzen bekam und mich übergeben musste. Verabschiedete mich schon mal innerlich und bereitete mich auf das unausweichliche, unabänderliche Ende meines noch so jungen Lebens vor. Einem jämmerlichen, beklagenswerten Tod mit dem Kopf in der Schultoilette am Valentinstag. Ich verlor jedes Zeitgefühl und spielte 100 mal > Long black Limousine < von Elvis. Das zog mich noch mehr runter, weil es um einen Typen ging der aus seiner Stadt wegging und immer damit angab in einem schicken Auto wiederzukommen. Jetzt lag er in einer schwarzen Limousine und alle klagten und weinten. Das zog mich noch mehr runter, also ich drückte ein paar Tränen heraus und schaute mir dabei im Spiegel zu. Um 21:00 rief Michaela an: „Hallo mein Süßer.“ „Hi.“ ,sagte ich. „Alles ok?“ ,fragte sie besorgt. „Oh sicher, sicher.“ „Du klingst aber überhaupt nicht so.“ „Doch. Wir waren schwimmen und Uwe ist auf einer dicken Frau ausgerutscht und Bert hat sich wieder den Kiefer ausgerenkt und Thomas wird nicht mehr Priester, sondern Außenminister, weil man dann auch nach Norwegen fahren kann, um von den hübschen, blonden Frauen geküsst zu werden.“ „Und?“ ,fragte sie. „Uuuuuuuuuuuuuuuund..... die Magnusbande ist wieder da!“ ,gab ich zu Protokoll. Am anderen Ende hörte ich nur ihren Atem. Meine Hände begannen zu schwitzen. Mein Herz ließ sich zu einem Galopp hinreißen. Meine Kehle wurde durch eine unsichtbare Hand zugedrückt. „Ich komme sofort nach Hause!“ ,presste sie keuchend hervor. „Nein. Das bringt doch nichts. Wir kommen schon klar.“ ,sagte ich so dahin. „Ach ja. So, wie mit dem 5 jährigen der dir gegen das Schienbein getreten hat und dann weggelaufen ist?“ ,nörgelte sie. „Oh, Mann. Der konnte wirklich schnell rennen.“ „Genau. Oder der 10 jährige der dir dein Eis geklaut hat.“ „Jaha. Aber, der war wirklich groß für sein Alter und sein 16 jähriger Bruder ist Großmeister im Mikado. Was willst du mir eigentlich sagen?“ „Du musst da verschwinden.“ „Hab schon einen Flug nach Hong Kong gebucht.“ „Es ist jetzt keine Zeit für Witze. Du kommst zu meiner Oma nach Osnabrück“ „Osnabrück?“ ,wiederholte ich mit quietschender Stimme. „Ja. Osnabrück.“ ,wiederholte Michaela. „Aber das ist doch das Dorf der Schlümpfe.“ „Nein. Das heißt Schlumpfhausen und Donald wohnt in Entenhausen und Asterix und Obelix in....“ „Ja, ich weiß, in einem von unbeugsamen Galliern bevölkerten Dorf. Und das passt genau zu mir: Der Unbeugsame!“ ,stellte ich fest. „PPPPPPPFFFFFFFFFFFF.“ ,hörte ich vom anderen Ende der verschwitzten Ohrmuschel. Das wurde mir langsam zu blöd. War ich denn nur ein Clown? Ein Schwächling? „Du musst dir keine Sorgen machen ich hab hier alles im Griff. Ich muss jetzt Schluss machen, also mit dem Telefonat nicht mit dir, mein Hamster will noch den Boden bohnern. Ich liebe dich.“ ,dann legte ich auf. Nach 3 Millisekunden wurde mir bewusst was ich gesagt hatte: Ich liebe dich! Sie musste mich wirklich für einen dummen und verliebten Trottel halten. Das Telefon klingelte abermals. „Ich liebe dich auch. Du machst das schon.“ ,flüsterte Michaela mit ihrer weichen Stimme durch den Hörer und legte dann auf. Oh, mein Gott. Ich sank auf meinen Stuhl, da meine Beine mich nicht mehr tragen konnten. Nach 13 Minuten konnte ich wieder klar denken und schnappte mir das Lexikon: „PPPPPPP.......PPPRRRRR.....PPPPPRRRRÄÄÄÄ...........PRÄSER................ Also: Nach einem französischen oder englischen Arzt Conton (17. Jahrhundert) benannter dünner Überzug aus Gummi für das männliche Glied zur Verhinderung einer unerwünschten Schwangerschaft. Aha. Ich wusste noch nicht genau, wie ich diese merkwürdige Information verarbeiten sollte. Ein dünner Überzug aus Gummi? Für das.....was?......Glied? Natürlich hatten wir alle den totalen Durchblick, was Sex anging. Uwe`s großer Bruder erzählte ihm haarklein, wie das alles zusammenhing und dann erzählte Uwe uns, was er von dem, was sein Bruder ihm erklärte noch wusste und wir hörten genau zu und verstanden nur die Hälfte. Mann und Frau. Im Bett. Nackt. Körper die aufeinander liegen. Hände. Jo! Aber, wie passte ein dünner Überzug während dieser wundervollen Erfahrung menschlichen Zusammenseins dazu? Sollte ich zwischendurch aufhören und zu Michaela sagen: „Jo. Alles klar. Es ist soweit. Fanfare. Ich reiße jetzt diese Verpackung auf und rolle den dünnen Überzug aus Gummi über mein Glied.“ Diese Vorstellung befand sich meilenweit von einem entspannten ersten Mal entfernt auf einem Berg dessen Spitze ich nicht mal sehen konnte: A: Was sollte Michaela in der Zeit machen? B: Waren wir schon nackt? Würde sie meinen Körper schön finden? Half sie mir beim Finden des Eingangs? E: Was sollten wir danach machen? Das Telefon klingelte wieder. Berts Stimme sagte nur: „Um 3. Besprechung“. Machte mich sofort auf den Weg und schwang mich auf meine Rosinante, so hieß mein Drahtesel. Irgendwie bescheuert. Klang nach 3. Klasse. Rutschte manchmal in ein wehmütiges Gefühl. Hauptsächlich, wenn alles so schwierig wurde. Dann wünschte ich mir meine Kindheit zurück. Eine Zeit, wo alles noch einfach war. > Schlafen. Essen. Schreien. < Besonders das Schreien fehlte mir. Aber das ging vorüber und wenn ich die Kontrolle zurückgewann, suchte ich meinen Kiosk auf und kaufte 3 Lakritz Bonbons. Die besonders Harten, weil man die besonders lange lutschen konnte. Herr Schlichting, der Ladenbesitzer, war ein alter, weißhaariger Mann mit freundlichen Augen und einer großen, schweren Brille. Er trug immer viel zu große, graue Anzüge, die um seinen dünnen Körper schlackerten und den Eindruck hinterließen, er wäre ein Außerirdischer und wohnte auf dem Planeten Melmak. An einem Montag vor 4 Wochen las ich, in seinem Laden, gerade in einem Superman Comic, als er der dicken, schwerhörigen Frau Schachtelhalm, von dem Überfall erzählte: „Also, Frau Halterschwamm, diese dummen Jungen kamen doch tatsächlich mit einer Maske über dem Kopf herein und verlangten mein Kassengeld, sonst würden sie den Laden verwüsten und alle Süßigkeiten mitnehmen. Ich sagte ihnen, das ich sofort die Polizei rufen würde, wenn sie nicht mit diesem Unfug aufhören würden. Daraufhin schlug mich der Größere von den beiden mit einem Stock. Hier sehen sie, da ist noch die Narbe. Gott sei dank, kam dann Herr Pumpelmeier und hielt beide solange fest, bis die Gesetzeshüter kamen. Herr Pumpelmeier ist Ringer, wie sie sicher wissen Frau Weiterqualm. Jedenfalls. Ich bin ganz schön überrascht gewesen, das Piet und Magnus unter den Masken steckten.“ Frau Schachtelhalm nickte die ganze Zeit eifrig mit ihrem kleinen, runden Kopf, obwohl sie sicher nicht mal die Hälfte von dem mitbekam was Herr Schlichting ihr erzählte. Das alles hatte sich wieder in meinem Kopf breitgemacht, als ich Flohklaus beim Kiosk traf und ihm einen meiner Riesenkracher, wie die Bonbons bei uns hießen, schenkte. Er bedankte sich höflich und wollte mir unbedingt etwas zeigen. Hinter dem Hochhaus gab es eine große Wiese und dahinter einen kleinen Wald. Unter einer alten Eiche lag eine verrostete Kiste mit einem Adler und einem Hakenkreuz drauf. In dieser Kiste lag.............Nichts. „Da war eine Pistole drin. Ich schwör.“ ,beteuerte Flohklaus. „Mmmmmh.“ ,gab ich zurück. „Wirklich!“ ,blieb er standhaft. Ich untersuchte den Tatort gewissenhaft. Da waren Fußabdrücke von Springerstiefeln und einer geriffelten Sohle sehr teurer Schuhe. Magnus und Piet mussten vor kurzer Zeit hier gewesen sein. Die Spuren waren frisch. „Kennst du die Geschichte von Nepomuck?“ ,fragte ich Flohklaus. „Nein.“ ,antwortete dieser stirnrunzelnd. „Dieser Nepomuck, war ein kleiner, aber pfiffiger Kerl. Er fand eine giftige Pflanze und rief seinen Kumpel Hasra. Doch bevor sie die Pflanze vernichten konnten, wurde sie von den bösen Zauberern Hesikjael und Bodro gestohlen. Die wollten damit das Elfenland auslöschen und die Macht an sich reißen.“ Mit offenem Mund hörte Flohklaus gespannt zu. „Was passierte dann?“ ,fragte er atemlos. „Nepomuck und Hasra liehen sich einen Drachen aus dem Feenland und verfolgten die beiden. Und während Hasra auf dem Drachen ritt und sie mit lautem Gebrüll ablenkte, konnte Nepomuck den beiden Gaunern die Pflanze entreißen und somit das Land retten. Sie bekamen soviel Eis, in jeder Sorte die sie begehrten, wie sie essen konnten.“ „Sollen wir die Polizei rufen?“ ,fragte er. „Ja. Gute Idee Torsten.“ „Torsten?“ „Ja. Der Name Flohklaus ist bescheuert und du bist viel zu groß für so einen Namen.“ ,erklärte ich. „Danke.“ ,sagte er stolz. Bevor sie einen zweiten Überfall im Kiosk, bei Herrn Schlichting, machen konnten, wurden sie gefasst und kamen ins geschlossene Jugendheim. Ich lud alle in Oma´s Schlemmerparadies ein, weil wir doch noch alles zum Guten gewendet hatten. Und da saßen wir dann: Torsten, der früher Flohklaus hieß und jetzt Ehrenmitglied unserer Kumpelei war. Uwe, Bert, der heilige Thomas, der nicht mehr nach Norwegen, sondern nach Berlin wollte, weil da alle Frauen gefärbte, rote Haare hatten und das schon immer ein Zeichen von Leidenschaft war und alle machten sich über das Eis her. Plötzlich stand Michaela in der Tür. Ich sprang auf und stürzte auf sie zu. Meine Hand streifte dabei versehentlich ihren Po. „Du Schlingel.“ ,flüsterte sie mir ins Ohr. „Hast du`s schon gehört?“ ,fragte ich lachend. „Ja. Ihr seid die großen Helden. Habt eine Pistole aus dem 2. Weltkrieg gefunden und einen Überfall verhindert.“ „Ich heiße jetzt Torsten.“ ,meldete sich Torsten. „Das freut mich. Du bist gewachsen, in den 2 Wochen, die ich nicht da war.“ Er reckte seinen Kopf und wurde ein bisschen rot. „Gibt es noch mehr Geschichten von Hasra und Nepomuck?“ ,fragte er mich. „Ich schreibe sie dir auf.“ ,rief ich ihm zu. Ich glaube an jenem Tag entschloss ich mich Geschichtenerzähler zu werden, denn das konnte ich wirklich besser, als alles andere. Michaela kam ganz nah an mein Ohr: „Ich habe dich vermisst.“ ,flüsterte sie. „Ich dich auch.“ „Hab dir eine Hantel mitgebracht.“ ,teilte sie mir freudig mit. „Äh. Super. Wozu?“ ,fragte ich verdutzt. „Naja. Zum Trainieren. Der Achim meint, das wäre wichtig.“ „Der Achim?“ „Ja. Stell dir vor, der hat auch eine Oma in Osnabrück und wohnt auch in Hamburg.“ „Ach was?!“ ,gab ich gereizt von mir. „Ja! Und er ist in einem Sportklub. Toll ne`?“ „Ja. Total toll.“ ,grummelte ich. „Ja und er hat gesagt, ich soll mal vorbeikommen. Im Sportklub.“ „Ach!?“ „Jetzt sag doch nicht die ganze Zeit Ach.“ ,zickte sie mich an. „Das ist erst das zweite Mal, das ich Ach gesagt hab.“ „Ach, du bist doof. Ich geh jetzt nach Haus!“ „Nein warte. Tut mir leid.“ ,sagte ich reumütig. Sie umarmte mich und legte ihre Hand auf meinen Po. Das war ganz schön aufregend. Dachte sofort an den Überzug und an Norwegen und rote Haare und das es Zeit wurde, bis zum Äußersten zu gehen. „Meine Mutter ist übermorgen Abend nicht zu Hause.“ ,flüsterte sie in mein Ohr. „Soll ich Schokokekse und Milch mitbringen?“ ,flüsterte ich zurück. Sie kniff mich in den Po und wir küssten uns. Oh, Mann. Dieser Sommer, war wirklich der heißeste Sommer den ich je erlebt hatte. Mai 2020 von Axel Bruss Mai 2020 von Axel Bruss
  2. Atemlose Melodien Muschelklirren einer Gedenkschatulle: eingerollte Raupenträume Lebensfunken verheilter Wunde milchsüße Glasmalerei Tränenleben, federleicht... Schneewittchen, märchenhaft vergiftet im Marmorkleid gefühlskalter Schneehaut bloß seine unberührte Brust bebt sacht vor blauen Nebelwäldern der Untergänge Sonnenblut erscheinen Eisblumen: gehauchte Geistertränen Ikonen blasser Mädchenseelen sie weinen auf Strahlenfenstern: ihr Tanz erblüht, wie Zauberschwäne liebevolle Hälse ineinander flechten mit schweigenden Schwingen die Musik träumender Wimpern so unerhört vertraut das kein Tod sie lässt vergessen im ewigen Schwinden gereifter Seelenhauch . © j.w.waldeck 2010
  3. Metanoia – hinter den Sternen aus dem zerstörenden Urklang einer Protowelt aus den Fugen immer nur redundante Seinsstufen vergängliche Versuche einer universellen Suche so viele besser erfüllt als ich im ewigen Untergang als den Anfang wir suchten verfing sich unser Verstand aufgeteilt in getrennten Schichten einseitige Gegensätze die sich gegenseitig vernichten nicht außerhalb liegt die Antwort nicht fern von deinem Kern ein maximaler Zufallsgott der sich selbstlos manifestiert wo die Omnipräsenz knausriger Herrschaft die bedingungslose Lebenskraft negiert unterliegt jede Einsicht die nur ihr kleines Licht fixiert © j.w.waldeck 2021
  4. Joshua Coan

    6.Mai

    Erweitert das Bewusstsein, die Tür ins Zentrum offen Die Welt fließt in mich ein, darf ich auf Erleuchtung hoffen? Wie ein Kind steh ich im Wald, der Moment in voller Pracht Die Ohren warm, die Füße kalt, Gedanken strömen mit großer Macht Eine Traube schmeck ich, als wär sie nicht bezahlbar mit Geld Als wär sie meine allererste, und die letzte auf der Welt Worte können nicht beschreiben, was ich fühlte, hörte und sah Worte wären nur unnützes bestreichen, und niemals der Wahrheit nah So bleibt auf ewig dies mein Feiertag, als mich die Engel besuchten Egal was da noch kommen mag, bekehrt haben sie mich zum guten
  5. Carolus

    Frühjahrsputz

    Frühjahrsputz Der Frühling ist in meine Seele eingezogen. Mit Macht riß er die Türen auf. Aus allen Stuben kam der Winterstaub geflogen, verschwand im Müll zu Hauf. Drauf warf er aus dem Haus den alten Kram, den Plunder, den ich für`s Wohlergehen nie gebraucht. Ich fühl mich besser, wieder munter, von meinem Ballast nicht geschlaucht. In meinem Haus wohnt jetzt ein frischer Geist, der Musizieren, Tanzen, die Freunde und Geliebte coronafrei willkommen heißt.
  6. Das Geheimnis Geschichten vom Erwachsen werden Teil 1 Diese wundervolle Geschichte, meine Freunde, begann an einem Morgen im Dezember. Um genau zu sein, es war der 24. Ein Weihnachtstag, wie aus einem Bilderbuch. In der Nacht zuvor schneite es und sorgte für saubere Straßen und eisige Gesichter. Der Schnee legte sich auf breite Wege und kleine Äste. Auf Autodächer und Bonbonpapier. Ich wurde froh im Herzen und wusste, das etwas Einzigartiges geschehen würde. Entweder, bekam ich tatsächlich ein neues Fahrrad, oder ich wurde im Football Team angenommen. Doch möchte ich ein paar Wochen vorher beginnen. b Der 6. Dezember war ein Tag, voller Matsch und Regen. Ich war müde und genervt und im höchsten Maße unglücklich. So, wie es sich für einen 13 jährigen gehörte. Seit Wochen arbeitete ich an meiner Weihnachtswunschliste, ganz oben stand ein 10 Gang Rennrad und der Weltfrieden. „Nur eins von beiden geht.“ , lachte meine Mutter. Mir war nicht zum Lachen. Wir konnten nicht mal genug Geld, für einen Urlaub oder Cowboy Stiefel aufbringen. Wie sollte es da für ein 1 A Rennrad reichen? Tja, vielleicht war der Nikolaus früher mal `ne große Nummer, aber nachdem ich herausfand, das der Weihnachtsmann mein Onkel war, hatte sich diese ganze Sache für mich erledigt. Und, ganz ehrlich. Ich glaube, das das nur die Spitze vom Eisberg war. Womit hatten sie uns noch zum Narren gehalten? Was war zum Beispiel mit dem Versprechen, wir könnten werden, was wir wollten, wenn wir uns nur genug anstrengten? Oder, Hunde könnten nicht ins Weltall fliegen, weil die viel zu dumm waren. Ach ja? Und was war mit Spike, dem Astronauten Mops oder Laika? Mir schwirrte der Kopf. Ich brauchte unbedingt Sauerstoff. Wie wäre es mit einer Runde um den Block. Mit dem Fahrrad. Ach ne´! Ich hatte ja keins! Mist. Dann eben Musik hören und ein bisschen leiden. Dachte an Kerstin. Wir waren 7 Jahre alt. Als wir uns, aufgrund einer Wette, in einem Keller küssten, während 10 andere Kinder durch das Fenster zusahen, weil sie meinten, ich würde es sowieso nicht tun. Da hatten sie sich aber geschnitten. Ich küsste sie direkt auf den Mund. Ich erinnerte mich daran, das sie blond war und ihr Gesicht, wie Porzellan schimmerte. So fast durchsichtig. Ich mochte Mädchen sehr, aber sie schienen mir so unerreichbar. Wie der Mond. Manchmal stellte ich mir vor, wie schön es wäre mit ihnen, Hand in Hand, im Sonnenschein unter fallenden, bunten Blättern, zu gehen. Oder mit ihnen meinen Lieblingssänger zu hören. Elvis. Ich legte den Song “Don`t“ auf und hörte ihn mir in einer endlos Schleife an. Als ich morgens erwachte, lief er immer noch. Irgendwie komisch, aber da ich mich gerade so schön down fühlte, schrubbte ich meine Zähne und ging zur Schule. In der Klasse redeten alle Jungs von der Neuen. Ich schaute sie mir an und sie war wirklich verdammt schön. Blonde, lange Haare. Blaue Augen. Alle 5 Sekunden nahm sie, aus ihrer Jeansjacke, eine Bürste und strich damit durch das Haar. Im Neonlicht glänzte es, wie Honigtau und ich sah kleine Feen darauf tanzen. Manchmal warf sie ihren Kopf mit einer lässigen Bewegung nach hinten. Gerade soviel, dass die blonde Mähne einen Schwung vollführte und die Spitzen auf ihren zierlichen Schultern pendelten. Auf ihrer kleinen und geraden Nase, hatten sich ein paar Sommersprossen einquartiert. Und das im Winter. Der Lehrer, Herr Mewes, fragte mich, wohl schon zum xten mal, etwas über Eisberge. Ich bekam es erst mit, als Uwe gegen meinen Stuhl trat und mein Tagtraum ein polterndes und jähes Ende fand. Alle Augen richteten sich auf mich und, weil das Publikum die Show brauchte, sagte ich gutgelaunt: „Darüber kann ich ihnen, in diesem Moment, nicht viel sagen, weil in Spitzbergen grade Frühling ist.“ Die Klasse fiel in lautes Gelächter. Nur nicht die Neue, die saß einfach da und glänzte im grellen künstlichen Licht. Den Rest der Stunde durfte ich beim Direktor sitzen. Es war das erste Mal, denn eigentlich war ich ein Vorzeigeschüler. Bei Lehrern und Klassenkameraden beliebt. Gutes Mittelfeld bei den Zensuren. Klassensprecher. Ihr fragt euch, warum ich mich plötzlich so völlig anders verhielt? Ganz einfach. Ich musste doch irgendwie die Aufmerksamkeit der Neuen bekommen. Einen Blick. Ein Lächeln. Eine Haarlocke. Oder wenigstens, ein Nase rümpfen. Doch ich bekam nichts von alldem. Sie musste mich wirklich abgrundtief hassen. Der Direktor sah hin und wieder zu mir herüber. Er war nicht erfreut über meine Anwesenheit. Nicht, weil mein Fehlverhalten ihn ärgerte, sondern, weil es ihn davon abhielt seinen Roman weiterzulesen. Wir wussten, das er die Geschichten der Sophie Mutzenbacher liebte und es bei ihm zur Tradition gehörte, am Morgen, 10 Seiten darin zu lesen und eine Orange zu essen. Ich vergällte ihm beides. Er fühlte sich unwohl in der Nähe von Schülern und überließ den Ablauf, der täglichen Routine, Herrn Mewes. Unser Direktor kümmerte sich hauptsächlich um Formulare. Dass Ausfüllen. Das Verteilen. Das rechtzeitige Einsenden bei der Verwaltung. Das machte ihm Freude und sehr beliebt und schützte ihn vor unangenehmen Fragen, von oben. Zum Beispiel, warum es keine Bälle zum Spielen gab, oder keinen Barren, oder keine Umkleidekabinen. Wir zogen unsere Sportsachen immer unter unserer normale Kleidung und schwitzten uns im Sommer die Socken nass. Naja, außer Ronald , der kleidete sich immer öffentlich um. Aber der hatte auch nicht alle Latten am Zaun. Unser Direktor verteilte gerne Strafarbeiten. Sein Büroschrank versank in allen möglichen Lernaufgaben, sinnlosen Schreibübungen und dicken Wälzern kryptischer Zeichen, die wir bei Fehlverhalten zu lernen hatten. Meine Strafe bestand darin, 20 Seiten über Eisberge des Nordpolarmeers abschreiben. In Schönschrift. Ich konnte allerdings nur an die makellose Haut der Neuen denken. Ob sie einen Freund hatte? Das war bestimmt so ein Idiot aus der 9ten. Ich besuchte die 7te Klasse in der Hauptschule der Dempwolfstraße. Der Schulhof war groß genug, um sich gegenseitig nicht auf die Füße zu treten und klein genug, seine Kumpels und die Mädchen nicht aus den Augen zu verlieren. Überall auf dem Gelände, gab es kleine Löcher, die sich jedes Jahr vergrößerten, weil das Wasser in die Ritzen des brüchigen Asphalts lief, bei Frost gefror und wieder ein Stück weg sprengte. Wilde Sträucher wucherten, völlig gedankenlos, im Blumenbeet. Das Schulgelände, kam uns immer irgendwie alleingelassen vor. So, als hätte jemand entschieden, jetzt stellen wir eine Schule da hin, aber was machen wir mit dem lästigen Gesocks? Den Schülern. Also, wir wussten darauf auch keine Antwort und lümmelten meistens in der Nähe der riesigen Mülleimer herum. Die standen, strategisch gut verteilt, in den Ecken. Die einzigen, die dort was rein warfen, waren die Streber und Schleimer. Und, seit neuesten, die Neue. Das führte dazu, das alle Jungs sich jetzt extra Müll von zu Hause mitnahmen, um ihn vorschriftsmäßig in der Schule zu entsorgen. Oh, diese, nach Aufmerksamkeit gierenden Penner! Wieso, war mir das nicht eingefallen? Unser Sportplatz wurde meistens von den Idioten der Parallelklasse besetzt. Ihr Anführer hieß Magnus. Klang, wie Löschpapier für Hirnis. Zweimal wiederholte er die Klasse und überragte uns alle, um eineinhalb Köpfe. Seine platte Nase und tiefliegenden Augen machten uns Angst, die wir natürlich nicht zeigten. Seine unreine Haut bevölkerten zahlreiche Pickel und Pusteln. Einige wirkten mit ihren entzündeten Erhebungen, wie kleine purpurne Berge. An anderen Stellen bildeten sich kleine Krater, durch das unfachmännische Ausdrücken, des Eiters in ihnen. Die Gang, bestand aus Olaf. Ein kleiner schmächtiger Knirps mit winzigen, wieselflinken Augen. Sein Vater besaß einen Imbiss, bei dem seine Freunde umsonst essen konnten. Peter, der von allen Piet gerufen wurde, war der Schönling und der Gemeinste von allen. Der nahm sogar den Viertklässlern das Pausenbrot weg. Ralf legte Wert auf saubere Schuhe und vermied es, über den Sportplatz, oder staubige Gehwegplatten zu laufen. Das einzige Mädchen in der Gruppe hieß Liesl. Ihre zwei, krötengrauen Zöpfe trug sie immer akkurat an der Seite geflochten. Habe sie nie anders gesehen. Eigentlich war sie ganz nett, aber wenn die anderen dabei waren, schrie sie immer ganz schlimme Wörter. Wir hatten keine Gang. Wir waren einfach nur Freunde. Der lange Uwe, den wir manchmal Lulatsch nannten, wollte unbedingt Basketball Star werden. Gute Idee. Leider konnte er den Ball überhaupt nicht unter Kontrolle bringen und versemmelte jeden Angriff und jeden Wurf. Sein Körperbau ähnelte dem einer Giraffe. Die spitze Nase übernahm die Funktion eines Zeigefingers. Sobald sie in die Richtung einer Person zeigte, fühlte man sich sofort angesprochen. Seine Freundlichkeit verbreitete sich auf der ganzen Schule. Alle mochten ihn, sogar der Direktor. Seine Mutter, war an Krebs gestorben. Der hatte sich im linken Auge ausgebreitet. Sie trug dann immer eine dunkle Sonnenbrille. Auch im Winter. An einem Regentag wurde Uwe, während des Unterrichts, aus der Klasse genommen und durfte nach Hause gehen. Wir waren sehr neidisch und wünschten, uns wäre das passiert. Doch, als wir erfuhren, das seine Mama gestorben war, erkannten wir, das früher gehen nicht immer das Non Plus Ultra war. Bert hatte Hasenzähne und war mein bester Freund. Manchmal hingen wir bei ihm zu Hause rum, wenn seine Eltern noch arbeiteten. Die geklauten Zigaretten und die Playboy Hefte von seinem Dad, versteckte er unter seiner Matratze. Das war ein guter Platz, bis seine Mutter es herausfand und er drei Monate sein 10 Gang Fahrrad nicht benutzen durfte. In dieser Zeit gingen wir jeden Morgen gemeinsam zur Schule und ich erfuhr alles über Brüste und Mädchen, weil Bert alles darüber wusste. Die Eltern von Hannes besaßen ein eigenes Haus und er war der Schlaueste aus unserer Klasse, aber überhaupt nicht eingebildet. Wir dachten immer, aus dem wird mal was ganz Tolles. Astronaut oder Bankdirektor. Ein paar Jahre später hat er eine Sparkasse überfallen. So kann man sich irren. Der heilige Thomas hieß so, weil er mal Priester werden wollte. Aber nicht für Gott, sondern, wegen der Nonnen. Wir lachten, als er uns das erzählte, aber er meinte es mega ernst. Da haben wir noch mehr gelacht und uns alles Mögliche ausgedacht, was man mit Nonnen wohl alles machen könnte, außer beten. Tja. Und ich heiße Alex und bin ein ganz normaler Typ. Ich habe keinen Papa, mein Bruder ist ein Säufer und ich schaffe es nicht auf meiner Gitarre auch nur einen vernünftigen Ton zu spielen, um die Mädchen zu beeindrucken. Ich glaube, Mädchen mögen mich, aber ich bin viel zu schüchtern, um auch nur eine zum Eis einzuladen. Die könnte ja denken, ich wollte was von ihnen. Eine wirklich, wirklich verzwickte Situation. b Endlich klingelte es zur Pause und ich hatte es irgendwie geschafft, die 20 Seiten niederzuschreiben. Ich raste nach draußen. Dort erwarteten mich schon meine Kumpels. Ich machte auf dicke Hose, indem ich verkündete, das ich demnächst persönlich nach Spitzbergen fahren würde und Herr Mewes sich seine Eisberge ins Nordpolarmeer schieben könnte. Wir lachten alle und kamen dann zu den wichtigen Dingen. Der Neuen. Der heilige Thomas fand heraus, das sie mit ihrer Mutter aus Osnabrück hierherzog, weil die Eltern sich getrennt hatten. Das war großartig. Nein eigentlich war es traurig, aber, da es mir ähnlich ging, war es etwas, das uns verband und mir einen Vorteil gegenüber den anderen gab. In den nächsten Tagen ging ich allein nach Hause. Immer in der Hoffnung sie zu sehen und herauszufinden, wo sie wohnte. Aber immer kam etwas dazwischen. Mal schürfte Hannes sich das Knie auf. Dann zerstach jemand bei Berts Rennrad, die Reifen oder Uwe schlug sich mit einem Typen aus der Magnus Gang. Ich fühlte mich zu alt für diesen Mist. Ich war 13. So gut, wie erwachsen. Ich musste an meine Zukunft denken: Ein eigenes Fahrrad. Eine Villa an der Elbchaussee. Kinder. Am besten nur gemietet, damit man sie zurückgeben konnte. Und die Neue. Am Montag, nach einem einsamen Wochenende, den ich jammernd im Bett vor dem Fernseher mit 5 Tüten Chips und zwei großen Flaschen Cola verbrachte, fasste ich mir ein Herz und nahm meinen ganzen Mut zusammen. Ich schob mir einen Kaugummi in den Mund. Wegen, frischem Atem und so und lungerte außerhalb des Schulgeländes herum, bis sie raus kam. „Hallo Michalea.“ ,rief ich so teilnahmslos wie möglich. „Ja?“ ,fragte sie erstaunt. „Soll ich deinen Ranzen tragen? Ich hab` im Fernehen gesehen, das Mädchen durch schwere Ranzen Haltungsschäden davontragen.“ Diesen Satz übte ich am Sonntag, solange vor dem Spiegel, bis meine Mutter sagte, wenn sie es noch einmal hören müsste, würde sie mich zurückgeben. Das fand ich gemein, denn schließlich sorgte ich für eine Schwiegertochter. Denn wer würde mir in 7 Jahren in den Ohren liegen, von wegen Enkel und so? Genau! Aber ich wusste, das ich meiner Mutter nicht mit diesen Spitzfindigkeiten kommen konnte, deshalb beschränkte mich darauf, nur den Mund zu bewegen und an meiner Mimik zu arbeiten. Es sollte Stärke ausdrücken, aber auch Verletzlichkeit. Geborgenheit und eine Prise Brutalität. Das las ich in einem Buch, mit dem Titel: 1001 Möglichkeiten sich bei Anderen beliebt zu machen. Von Dschingis Khan bis Caligula. Da stand ich also und wartete auf eine Reaktion während die Jahrhunderte an mir vorüberzogen. Schließlich schaute sie in den Himmel und sagte, ebenso teilnahmslos: „Okay.“ An jenem Tag hatte sie ihre Haare in Wellen gelegt. Sie sahen aus, wie ein Ozean voller Glück. Die kleinen Sommersprossen auf ihrer Haut tanzten hin und her, wenn sich ihre Nase kräuselte. Mir wurde ein bisschen schwindelig und ich war kurz davor zu kotzen. Wir sprachen die ganze Zeit kein Wort, aber das sagte alles. Sie hatte sich eindeutig, auch in mich verknallt. Oder? Die beiden Ranzen waren sooooooooooooooooo schwer, das ich dachte jeden Moment zusammenzubrechen. Was hatte sie dabei? Backersteine für unser Eigenheim? Ich begann zu schwitzen und dachte an Uwes Vater. Der arbeitete auf dem Bau und malochte dort 12 Stunden täglich und wenn er nach Hause kam und sein Bier und seine Pantoffeln standen nicht bereit, gab es eine Schelle für ihn und Geschrei, das man bis Kasachstan hören konnte. Ich suchte nach einem Thema, das sie interessieren könnte, aber mein Kopf war so leer, wie der See in der Humboldtstraße. Den hatten sie vor 21 Tagen abgepumpt, weil da angeblich ein Mädchen ertrunken war. Wofür begeisterten sich Mädchen eigentlich? Barbie Puppen? Autorennen? Elvis? Schminken? DDR Fernsehen? Ich hatte keine Ahnung! Na klar. Sie hatte einen Vater, der woanders wohnte, genau wie bei mir. Und gerade, als ich etwas richtig Schlaues sagen wollte, sah ich Olaf. Die Flitzpiepe aus der Magnus Gang. Er lehnte an einer moosbewachsenen Mauer und er erinnerte mich, mit seinem roten Filzhut an einen Fliegenpilz. Sein gichtiger, kleiner Finger zeigte auf uns. Ich bekam es mit der Angst. Sie lief über meine Arme über die Schulter und am Rücken wieder herunter. Wo der war, konnte der Rest nicht weit weg sein. Tatsächlich tauchten sie nacheinander vor auf und versperrten uns den Weg. Piet, der Schöne, stand direkt vor uns und riss, mit seinen aalglatten, bewundernswerten Händen, den Ranzen Michaela`s von meiner Schulter. Mein Körper befand sich in einer Art Schockstarre. Ralf sah wieder mal aus, wie aus dem Ei gepellt. Kein Fussel und kein Staubkörnchen, war an ihm zu sehen. Er trat mir mit seinen blanken Schuhen vor die Brust und ich knallte, vor meiner Angebeteten, auf den Boden. Piet kippte den Inhalt des Ranzens in den Dreck. Ein Pokal fiel heraus. Magnus hob ihn auf und las die Inschrift laut vor: „Meiner geliebten Tochter zum Geburtstag. Ganz schön schmalzig. So ein Blechding wollte ich immer schon mal haben, als Spucknapf.“ „Das dürft ihr nicht, das gehört mir!“ ,schrie Michaela. „Mach die Augen zu und was du dann siehst, das gehört dir.“ , sagte Ralf. „Na los Liesl, zeig der Neuen was ihr gehört.“ Und die Liesl ging hin und stieß auch sie in den Dreck. Genau auf mich. „Ha. Sieh mal da. Sieh mal da. Ein verliebtes Ehepaar.“ ,gab Olaf von sich. Wäre ich nicht so beschämt und gedemütigt worden, hätte es einer meiner schönsten Augenblicke sein können. Michaelas Körper, ganz nah an meinem. Sie gingen einfach weg und ließen uns da liegen. Wir standen auf und waren über und über mit Matsch bedeckt. Ich sammelte ihre Sachen ein und wollte sie nach Hause bringen, aber sie ging lieber allein und ließ mich da stehen. Ich hörte, wie sich ihr Schniefen langsam entfernte. Ich hielt den Druck auf meiner Brust kaum aus, aber noch schlimmer war der Schmerz in meinem Herzen. Ich war ein Feigling. Hatte sie nicht verteidigt. Die Angst saß mir immer noch im Nacken. Genau wie die Scham. Ich würde mich nie wieder im Spiegel anschauen können. Ging am nächsten Tag nicht zur Schule. Würde nie wieder zur Schule gehen. Vielleicht sogar auswandern. Amerika oder Bolivien oder Billstedt. Als Uwe mich besuchte erzählte ich ihm alles und steigerte mich so richtig in eine Wut hinein.. Er legte seine Hand auf meine Schulter und sprach: „Mach dir keine Sorgen Alex. Wir regeln das.“ Nach der Schule passten wir die Liesl ab. „Du hast ja wirklich Mut bewiesen. Ein anderes Mädchen in den Dreck zu stoßen, ist eine Heldentat.“ ,erklärte Bert. „Ihr habt doch keine Ahnung. Magnus wohnt bei mir im Haus. Wenn ich mich gegen ihn stelle, verprügelt der mich auch.“ „Das musst du gar nicht.“ ,bestimmte Hannes. „Wir wollen nur wissen, wo das Hauptquartier ist.“ „Das kann ich euch nicht sagen.“ ,meinte die Liesl zitternd „Das kannst du und das wirst du, oder soll die ganze Schule davon erfahren, was für eine gemeine Kuh du bist?“ Nach weiteren 12 Minuten, drei Kaugummi Packungen, als Bestechung und dem Versprechen Magnus nicht zu stecken, woher wir es wussten, erzählte sie uns alles, was wir wissen wollten. Das Hauptquartier der Gang befand sich in einem Baumhaus. Ich bestand darauf allein in den Garten zu schleichen, um den Pokal zu finden. Magnus hatte einen Hund. Einen schwarzen Dobermann. Saugefährlich. Er hieß Don Alfredo. Allzeit bereit jeden Eindringling in kleine, leicht zu verdauende, Häppchen zu zerteilen. Komischerweise musste ich die ganze Zeit an mein Fahrrad denken und hoffte inständig, das ich es zu Weihnachten bekäme. Meins war total Schrott, seit ich den Todesberg in der Eisendorferstraße runter raste und mich zweimal überschlug. Dabei schlitterte ich mit der rechten Gesichtshälfte elegant über die körnige Straße. Mein Äußeres war das, dem Phantom der Oper nicht unähnlich, worauf ich eine Zeitlang in der Schule nur >Das Monster< hieß. Hab dann immer so getan, als fände ich das total bescheuert und machte auf voll deprimiert, aber in Wirklichkeit fand ich es gut. Machte mich irgendwie zu etwas Besonderem. So, als wäre ich unbesiegbar. Der Dobermann lief in den hinteren Teil des Gartens, also rannte ich in geduckter Haltung zum Baum, als ich ein Knurren und fletschen hinter mir hörte. Schweiß zischte aus allen Poren und bedeckte meinen Körper mit einem Meer voller Angst und Panik. Uwe warf ein Kotelett über den Zaun und die Sache war geritzt. Don Alfredo verbiss sich nicht in meinen Waden, sondern in das Bestechungsfleisch. Manchmal brauchst du halt nur eine gute Idee und keine Muskelkraft. Der Pokal stand in einem Regal über alten muffigen Kissen. Eine Schublade stand halb offen. Darin fand ich eine Fotografie der Magnusbande, wie sie einen Jungen verprügelten. Die nahm ich mit. Hannes beglückwünschte mich für meinen Mut und Bert schlug mir so kräftig auf den Rücken, das ich glaubte, mein Frühstück fiel vorne wieder heraus. Der heilige Thomas gab mir die Nummer von Melanie. „Nur zur Sicherheit, falls es mit Michaela doch nicht so läuft.“ ,flüsterte er. Meine Füße flogen über den Asphalt zu meinem Traummädchen. Mit zerzausten Haaren stand ich vor ihrer Tür. Ihre Mutter, eine kleine, untersetzte Frau, manche hielten sie sicher auch für dick, öffnete mir und ließ mich herein. Michaela`s Tür war rosa gestrichen und ihr Zimmer duftete nach Sommer. Mein trockener Mund, versuchte etwas Spucke zu sammeln, damit er zwei, drei verständliche Worte hervorbringen konnte. Mit zitternden Händen klopfte ich. „Ja.“ ,kam es genervt von der anderen Seite der Tür. „Ich bins. Alex.“ „Oh. Komm rein.“ ,kam eine versöhnliche Stimme. Ich öffnete und trat ein. „Tut mir leid. Meine Mutter kommt alle 2 Minuten in mein Zimmer und nervt mich.“ ,sagte sie entschuldigend. „Ja. Kein Problem. Kenn` ich.“ Ich kannte das überhaupt nicht. Meine Mutter kam nie in mein Zimmer. Wir sprachen auch nicht viel zusammen. Sie interessierte sich nicht besonders für mich. Ich schätze das war ok. Nein. Eigentlich, war es das gar nicht. Es machte mich echt traurig und ich fühlte mich oft, verdammt einsam und allein gelassen. Sie unternahm nicht mal den Versuch mich zu verstehen. Ich kam nach Hause wann ich wollte, machte Schularbeiten oder auch nicht. Erschoss jemanden in Kansas und trank mit dem Sheriff zwei Whisky an der Bar in Dodge City. Sie nahm mich nie in den Arm und sagte immerzu das ich dieses oder jenes nicht könnte, weil ich zu klein oder zu groß oder nicht schlau genug wäre. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb ich kein Fahrrad bekam. Einfach, weil sie mich abgrundtief hasste. Michaela und ich standen ratlos herum und keiner wusste so recht, wie es jetzt weitergehen sollte. „Schöne Vorhänge.“ ,kam es quälend aus meinem Mund. „Danke. Die hab` ich von meiner Oma.“ ,meinte sie. „Es tut mir leid, das ich dir nicht geholfen habe.“ ,entschuldigte ich mich. „Du hast das einzig Richtige getan, sonst wäre es noch schlimmer gekommen.“ „Nein, ich hätte dich verteidigen müssen und ich finde es voll Scheiße das ich so ein Feigling war.“ Vor lauter Wut, über mich selbst, schossen mir die Tränen ins Gesicht. Sie nahm meine Hand und hielt sie ganz fest. Oh Mann. Was war ich bloß für ein Weichei. „Ich will das wieder gut machen. Ich hab` dir den Pokal zurückgeholt.“,sagte ich. Sie nahm ihn wortlos und stellte ihn auf ihr Regal. Naja. Ok. Hatte eigentlich mit einer Belohnung gerechnet. Musste ja nicht gleich das halbe Königreich sein, aber vielleicht.... In diesem Moment kam ihre Mutter mit Keksen und Milch herein. „Mama!“ ,entschlüpfte es Michaela ärgerlich. „Ach Kind. Ich dachte nur, ihr würdet gern was knabbern.“ ,bemerkte sie. „Nein Mama.“ „Tja. Ich muss dann auch wieder los. Mein Hamster muss noch den Küchenboden bohnern und ich sing ihm dabei gern was vor.“ ,brabbelte ich sinnlos vor mich hin. Jetzt machte ich mich also auch noch bei ihrer Mutter zum kompletten Idioten. Wenn jetzt auch noch die Sonne explodierte, wäre der Tag aber völlig im Eimer. Ich trottete nach Hause mit einem Gefühl, das so zwischen Wahnsinn, Kotze und grenzenloser Leichtigkeit lag. Im Grunde, war es gar nicht schlecht gelaufen. Sie hatte meine Hand gehalten! Das war Hammer! Spürte immer noch ihre Haut an meiner. Ihre Wärme. Den Druck. Die Zuneigung. b Voller Freude und Zuversicht ging ich am nächsten Morgen zur Schule. Michaela stand mit ein paar anderen Mädchen zusammen und ignorierte mich völlig. Dann eben nicht, dachte ich so bei mir und ärgerte mich die ganze Geschichtsstunde darüber und erklärte dem Lehrer, wenn der große Alexander schlau gewesen wäre, hätte er auf Persien verzichtet und stattdessen Tomaten gezüchtet. Der Direktor war nicht erfreut mich zu sehen. Ich sagte, mir würde es genauso gehen und fragte, ob die Frau Mutzenbacher aus seinem Roman, etwas interessantes zu berichten hätte. Er meinte, ich solle nicht so frech sein und die 20 Seiten über Alexander dem Großen in Schönschrift abschreiben. Das tat ich dann auch, mehr oder weniger. In der Pause, gerade, als ich dringend das Klo aufsuchen wollte, passte Michaela mich ab. Es täte ihr leid, aber sie wolle nicht, das die anderen über sie tuschelten. Es gab an ihrer alten Schule nur ein großes Hauptthema: Wer mit wem und wo und warum oder warum nicht gehen würde und das konnte sie nicht gebrauchen. Ihr Leben war auch so kompliziert genug. Sie kam ganz nah an mich heran, mir wurde heiß. Sie duftete nach Frühling. „Ich mag dich.“ ,flüsterte sie in mein Ohr und gab mir einen Kuss auf die Wange. Mir wurde ganz heiß und die Knie sackten ein bisschen weg. Mein staubtrockener Mund, brachte keinen einzigen zusammenhängenden Satz zustande. Reichte grad` für ein paar lose Buchstaben „Ghjkhöwuigwgiwevvalglgl-lb.“ ,brabbelte ich. Worauf sie lächelte und verschwand. Wollte nur zu meinem Fahrrad und dann nach Hause. Nach 5 Minuten fiel mir ein das ich keins hatte. Also kein Fahrrad. Ein Zuhause schon. b Uwe und Hannes hefteten das Bild der Magnus Gang ans schwarze Brett. Das, wo sie den Jungen verprügelten. Daraufhin wurden alle ins Lehrerzimmer gerufen, mussten sich bei dem Jungen entschuldigen und Wiedergutmachung leisten. Zuhause gab es bestimmt für alle ein Donnerwetter. Die nächsten Wochen hörten wir nichts mehr von ihnen. Alle hatten Hausarrest. Für mich lief es super. Ein Fahrrad hatte ich zwar immer noch nicht, aber wer brauchte schon ein Fahrrad. Ich traf mich in jeder freien Minute mit Michaela. Wir redeten, gingen ins Kino, aßen Kekse und hielten Händchen und knutschten. Einmal berührte ich versehentlich ihre Brust. Das fand sie nicht so gut. Ich meinte, ich hätte mich nur vertan und wollte eigentlich nur mal checken, ob alles noch da wäre, wo es hingehörte. Darüber lachte sie. Überhaupt lachten wir sehr viel. Mit ihr konnte ich über alles reden. Am Weihnachtsmorgen ging ihre Mutter zum Einkaufen und wir saßen in ihrem Zimmer und hörten Musik. „Ich krieg ein Fahrrad zu Weihnachten.“ ,sagte ich. „Mit 10 Gängen, so wie du es dir gewünscht hast?“ ,fragte sie. „Ne` viel besser. Ich hab` gehört, wie mein Onkel erzählte, das meine Mutter das Gebrauchte von meiner Tante bekommen sollte. Salatgrün. Ohne Querstange. Ist aber spitzenmäßig gepflegt.“ ,erklärte ich stolz, um es selbst zu glauben. Sie streichelte meinen Kopf und alle Haare stellten sich auf. „Wenn ich 18 bin, werd` ich mal ein Superstar.“ ,prahlte ich. „Wenn ich 18 bin zieh ich Zuhause aus.“ ,sagte sie. „Zu deinem Vater?“ ,fragte ich. „Nein.“ ,meinte sie einsilbig. „Wieso nicht?“ „Das geht nicht.“ „Warum denn nicht?“ „Nerv` mich doch nicht mit diesen Fragen.“ ,schrie sie plötzlich. Stille. Sie weinte. Ich nahm sie in den Arm. Ganz leise fing sie an zu sprechen. „Letztes Jahr am heiligen Abend, kam mein Vater früher heim, als sonst. Er meinte, er müsse sich einen Moment hinlegen. Dann ist er eingeschlafen und hat einfach aufgehört zu atmen. Ich habe versucht ihn zu wecken, aber es ging nicht. Meine Mama hat gesagt, Papa ist jetzt in einer anderen Welt und dort hat er seinen Frieden.“ Ich dachte an ihre Traurigkeit und ein Meer voller Tränen. „Ich habe mich dafür gehasst, das ich ihn habe einschlafen lassen und mir gewünscht auch einzuschlafen und nicht mehr aufzuwachen.“ „Das tut mir leid.“ ,sagte ich. „Ich brauche dein Scheiß Mitleid nicht. Genau deswegen, habe ich gesagt, meine Eltern sind getrennt, weil ich ganz normal behandelt werden will und nicht wie jemand der ansteckend ist.“ Sie stieß mich weg. Eine Zeitlang sagten wir nichts. Hörten nur dem Ticken der Uhr zu. Dann nahm ich ihre Hand und hielt sie ganz fest. Ich war froh, das sie mir ihr Geheimnis verraten hatte. „Ich wünsche mir den Frühling.“ ,sprach ich. „Und ich den Weltfrieden.“ ,meinte sie. Wir lachten. Wir lachten, bis wir nicht mehr konnten. Erschöpft lagen wir auf dem Boden. Ich küsste sie und sie mich. Michaela legte meine Hand auf ihre Brust und fragte ganz leise: „Ist alles noch da, wo es hingehört?“ Ich flüsterte zurück: „Ja. Es ist alles, wie es sein soll.“ b November 2019 von Axel Bruss
  7. Quasar

    Eines Tages

    Eines Tages werd' ich dir den Stern mit deinem Namen pflücken, der am Firmament hängt und dich beglücken, dich daran erinnert, wer dir hat das Herz geschenkt. © Quasar (15.01.2021)
  8. The best Frühling ever Geschichten vom Erwachsen werden Teil 2 Eine kühle Sonne kroch schwerfällig an jenem Montag über den Rand und versuchte krampfhaft, so was wie Wärme in die Stadt zu bringen. Erfolglos. Missmutige Menschen schleppten sich, mit hochgeschlagenem Kragen, an meinem jungen, mit ausreichend Sauerstoff und voller Glückshormone versehenen Körper vorbei. Frisch gebügelt und gestriegelt galoppierte ich, wie John Wayne, aus dem Stall und setzte mich an die Spitze der Gequälten und Geschundenen. Fühlte mich unbesiegbar und erkannte die Leichtigkeit der Welt. Fühlte mich imstande alle Probleme und Krankheiten zu lösen. Voller Durchblick! Klare Richtung! Der Anfang der Woche schien für mich nicht mehr eine endlose, verschwendete Zeit, bis zum Wochenende, zu sein, sondern die Möglichkeit Großes zu tun. In mir schlummerte ein großer Dichter und Songschreiber. Das wusste ich genau. Wenn ich mir ein Ziel setzte, kniete ich mich voll rein: Mit 10 wollte ich ein neues Löschmittel erfinden, um Großbrände zu verhindern. Dabei fackelte ich fast die Küche ab. An meinem 11. Geburtstag sprang ich mit einem Sonnenschirm vom Dach, um den Luftwiderstand zu testen. Im Krankenhaus meinten sie in 3 Wochen sei der Bruch des linken Beines verheilt, dann könnte ich mich zum Segelflug anmelden. Fast auf den Tag, ein Jahr später ,erklärte ich meinem Freund Bert, das es möglich wäre, Kühe zuzureiten und wir starteten 1 Woche nach meinem 12 Geburtstag eine Versuchsreihe die wir, „The Cowboy Day`s“ nannten. Drei Minuten später brach ich mir das andere Bein. Gut das ich jetzt viel reifer war. Ich wünschte mir zum Geburtstag eine Gitarre. Leider war der erst im September. Egal. Übte jeden Tag meine Stimme und sang jeden Song von Elvis mit, bis ein Klopfkonzert der Nachbarn mich daran hinderte. Banausen! Englisch? Fand ich gut. Es gab so viele Texte die ich übersetzen wollte. Schule fand ich irgendwie auch ok. Also, nicht wegen der Bücher die wir lesen mussten. Oder, weil Mathe so ein hoch interessantes Spielfeld für Herrn Mewes unserem Lehrer war, der in jeder Stunde meinte, bei uns wären Hopfen und Malz verloren und wenn das so weiterginge, gäbe es bald überhaupt kein Bier mehr. Das verstanden wir genauso wenig wie Mathe und stellten fest, das es nicht an uns lag, sondern an unserem Lehrer, der offensichtlich zu viel Gerstensaft zu sich nahm. Nicht mal die Musik vermochte mich an die Schule zu binden. Letzte Woche sollte ich auf der Trompete die Tonleitern spielen und sagte: So hoch hinaus wolle ich nicht. Könnte ich nicht einfach ein paar Sprossen überspringen und Isabell den Marsch blasen. Die würde sowieso die ganze Stunde nur an ihren Haaren spielen, während wir uns hier die Hände wund spielten? In dieser schweren Zeit saß ich oft beim Direktor und mittlerweile bekamen wir ein gutes Verhältnis. „Wie läuft es mit Frau Mutzenbacher?“ ,fragte ich, sobald meine Füße seine Schwelle überschritten . „Läuft.“ ,sagte er jedes mal. „Weshalb diesmal, Meschke?“ ,fragte er zurück. Aus irgendeinem Grund, der mir fremd war, nannte er mich Meschke. „Zuviel schräge Töne in der Klasse.“ ,antwortete ich gelassen. Ich saß gern beim Direktor. Schrieb meine Seiten ab und hatte meine Ruhe. Diese Zeit nutzte ich zur Vorbereitung für die Englisch Stunde bei Frau Raszikowa. Wir nannten sie nur Mrs. Nightdream. Den dachte ich mir aus. Die ganze Klasse himmelte sie an. Natürlich aus unterschiedlichen Gründen. Die Mädchen, weil sie so einen coolen Style hatte und die Jungs, weil sie einfach immer scharf aussah. Ihre langen Beine schauten aus engen Röcken hervor oder steckten in knalligen Hosen mit Schlag. Wir wetteten an Freitagen immer, welche Farbe ihr Slip wohl haben würde. In der großen Pause diskutierten wir heftig, woran man es wohl erkennen könnte. Uwe meinte, er könne es an ihrem Gang feststellen. „Blau, für gerader Gang, rosa für schleifend und weiß für hinkend.“ ,erklärte er. „Hab sie nie hinkend gesehen.“ ,meinte ich. „Logisch, sie trägt ja auch keine Weißen.“ ,erklärte Uwe. Wir nickten wissend. Logisch. Die Pullover glitten an ihrem Oberkörper, wie auf einer Rollschuhbahn entlang und alle Jungs in der Klasse dachten nur an eins: Ach, einmal, nur einmal Pullover sein. Ihr Gang auf den hohen Stiefeln ließen mich abgleiten in Tagträume, in denen ich derjenige war, der sie vor der Magnus Gang rettete und dafür als Belohnung einen Kuss bekam. Ihre grünen Augen schauten mich in der Englischstunde immer so fordernd und lieb an, das ich sofort meine Antwort vergaß und so eine ganze Note nach unten rutschte. Das besserte sich erst, als sie mit mir redete und ich ihr versprach mich anzustrengen. Für sie stand ich dann bald auf einer 2. Jetzt brauchte ich allerdings kein anhimmeln fremder, englisch sprechender Frauen aus Russland mehr, denn ich war schließlich der Auserwählte. Der Einzige in der Klasse der eine feste Freundin hatte. Seit ich mit Michaela zusammen war, hing die Welt voller Bratschen und Xylophone. Oh Mann, ich war der glücklichste 13 Jährige, den diese Welt je gesehen hatte. Ich war sogar glücklicher als mein Opa und der hatte sich mit 83 scheiden lassen, um eine flotte 64 Jährige zu heiraten. Der neue Taschenkalender brannte mir ein Loch in meine Hosentasche. 46 Tage. 3 Stunden und 22 Minuten. Das war die genaue Zeit, die Michaela und ich zusammen waren. Gezählt ab dem heiligen Abend 1975. Hin und wieder kam mir die Idee, das ich mich ein bisschen zu sehr hinein steigerte, aber ich konnte nichts dagegen tun. Es war einfach zu schön. Füllte meine Taschen mit extra Steinen, um nicht abzuheben. Als nächstes nahm ich mir Liebesgedichte von Novalis vor. Alter Schwede. Dieser Novalis war ganz schön schräg drauf. Was der alles von sich gab. Das war so knapp an der Grenze des Erträglichen. Da kam soviel Schmalz aus den Seiten, das es mir die Finger verklebte. Pure Romantik. Genau das wollte ich auch. An einem Nachmittag. Ein Donnerstag. Immer noch Winter, aber Frühling im Herzen machte ich mich auf den Weg zu meiner großen Liebe. Da ja fast schon Sommer war, zog ich natürlich nur ein T-Shirt und meine Windjacke an. Die blauen Lippen und das Zittern meiner Beine machten sich ganz gut und rundeten das Bild eines Europäers in Alaska ab. Als erstes kaufte ich eine Rose. Logisch. Die Farbe Rot war ja schon immer ein Zeichen der höchsten Gefühle, die man so haben kann. Meine Tante Irmgard sprach auch mal von Gefühlen. Sie begann Engel und kleine grüne Männchen zu sehen. Sie meinte, das wäre das schönste Gefühl das sie je gehabt hatte. Sogar noch besser, als die Mondlandung, denn an dem Tag musste sie meinen Onkel aus der Kneipe holen. Das gab ein Donnerwetter, das man noch bis Houston hörte. Übrigens, war das der Tag an dem sie schwanger wurde. Alle, denen diese frohe Botschaft verkündet wurde freuten sich sehr, denn meine Tante, eine Gottesfürchtige Frau, hatte immer dafür gebetet Kinder zu bekommen. Meine Mutter sagte immer: „Naja, beten allein reicht wohl nicht.“ Das, war ein beliebter Satz bei jeder Feier und wenn alle zu vorgerückter Stunde einen sitzen hatten, wurde dieser alle 10 Minuten erneut aufs Tablett gebracht und wie auf Knopfdruck brach die ganze Bande in schallendes Gelächter aus. Also, wie ich schon sagte. Alle freuten sich, außer meinem Onkel, der wollte sich eigentlich ein kleines Motorboot kaufen. Naja. Daraus wurde wohl nichts, aber so ein Kinderwagen kann ja auch ganz sportlich sein. Mein Onkel ging weiterhin jeden Tag in die Kneipe, bis er am Aschermittwoch in einen Graben fiel, wo frischer Schnee ihn zudeckte. Meine Tante sagte immer: „Wäre dieser dumme Mann nicht in den Graben gefallen und erfroren, hätte ich ihn am nächsten Morgen eiskalt abserviert!“ Auch das war bei jeder Feier, zu vorgerückter Stunde, ein Brüller. Komisch was einem für Gedanken durch den Kopf jubeln, wenn man zu dem Mädchen unterwegs ist, das einen vergöttert. Hatte mich richtig gut auf diesen Tag vorbereitet: A: Rechtzeitig aufgestanden. B: 15 Minuten Zähne geschrubbt. 2 Haarbürsten, bei dem Versuch meine Mähne zu bändigen, vor Wut zerbrochen. Erst mein Gesicht, dann meinen ganzen Körper mit Nivea eingecremt. In der Annahme, das dies meiner Haut noch mehr Spannkraft verleihen würde. E: Beim Zupfen der Augenbrauen geschrien, wie ein Elch und statt dessen Cola getrunken, die mir aus der Nase wieder hervorsprudelte. An jenem Frühlingstag, mit Blumenduft und Finkenschlag, holte ich sie zu einem Spaziergang durch den Park mit anschließendem Kinobesuch ab. Nachdem ihre Mutter die Tür öffnete und die obligatorische Frage nach einem Glas Milch und ein paar Schokokeksen gestellt hatte, bemerkte sie meinen frischen Niveaduft. „Diese Creme benutze ich auch immer. Das macht zarte Haut.“ ,erklärte sie. „Mmmmh.“ ,steuerte ich auf meine unnachahmliche, treudoofe Art bei. „Hast du das denn überhaupt nötig?“ ,fragte sie. „Tja, also ich...das ist wegen der Sonne und dem.........dem Wind.“ ,so damit hatte ich ja wohl alles gesagt. Ja, denkste denn diese schlaue Frau setzte nach. „Wie meinst du das?“ Jetzt saß ich in der Klemme. Suchte nach einem Schlupfloch. Spürte wie eine flammend rote Farbe vom Hals aufwärts kroch und mein Gesicht und mein Selbstwertgefühl verbrannte. In diese Hitze hinein öffnete sich Michaelas Tür. Oh, mein Gott. Sie sah unglaublich aus. Sie trug ihr Haar in Wellen. Das orange-grüne Shirt ließ den Bauchnabel frei und die Jeans Marke Palomino saß wie eine zweite Haut. Die weißen Plateauschuhe hatte sie mit roten Herzen selbst verziert. Die traute sich was. „So gehst du nicht vor die Tür!“ ,sagte ihre Mutter ernst. „MAMA!“,schrie sie und verschwand wieder in ihrem Zimmer. Natürlich warf sie die Tür mit lautem Krachen hinter sich ins Schloss. Na, hier war es ja noch lustiger, als bei mir zu Hause, dachte ich so bei mir und kaute nervös auf meiner Unterlippe. „Vielleicht doch ein Glas Milch mit Schokokeksen.“ ,flötete die Mutter mir zu. „Okay.“ ,sagte ich ganz lapidar. Wir setzten uns in die Küche und unterhielten uns über die Schwerkraft und das das ja irgendwie auch ganz sinnvoll wäre, weil ja sonst alles an der Zimmerdecke hängen würde. Da musste sie laut lachen, aber ich wusste nicht recht warum. Nach zwei Jahrhunderten kam Michaela wieder und hatte sich umgezogen. Diesmal trug sie demonstrativ eine viel zu weite Jeans Latzhose, die aussah, als hätte sie die ihrem Urgroßvater aus Kansas ausgezogen. Ihr Hals zierte ein rotes Tuch und die riesigen Nikolaus Ohrringe hingen wie Christbaumschmuck an ihren süßen, kleinen Ohren. Sie sah zum Anbeißen aus. Konnte gar nicht glauben, das ich so eine coole Freundin hatte. Ihre Mutter schlug die Hände über dem Kopf zusammen und rang nach Luft. Diesmal änderte ihre Tochter die Taktik. „Mami tut mir leid. Ich hab dich lieb. Wir sehen uns später.“ Ich sah wie das Mutterherz schmolz. Das musste ich mir merken. So würde ich das auch machen. Nur ohne Latzhose und Ohrringe. Jedenfalls keine Nikoläuse. Nikoläuse. Lustiges Wort. Genauso wie Flohkläuse. Mehrzahl von Flohklaus. So nannten wir den Bruder von Hannes, weil der so klein war und Torsten hieß. Michaela ergriff meine Hand und zog mich mit aus der Tür. Draußen drückte sie mir einen Kuss auf meine Lippen. „Du bist so süß.“ ,flüsterte sie in mein Ohr. Mein Mund wurde so trocken, das die Zunge auf die doppelte Größe anschwoll und am Gaumen festklebte. „Duhh fiehhhst wunnebr aaaas.“ ,kam es in exzellenter Idioten Sprache aus mir heraus. „Oh. Danke.“ ,tirilierte sie voller Überschwang. Entweder war sie genauso verknallt, wie ich, oder ihr Hörgerät gab den Geist auf oder sie war wirklich dieses wundervolle Wesen aus meiner romantischen Traumwelt, oder bemerkte das ich ein Vollpfosten war und stellte sich geistig mit mir auf die niedrigste Stufe. Musste unbedingt an meinem Selbstbewusstsein arbeiten. Grad gestern las ich in der Bravo, das die Girls großen Wert auf sicheres Auftreten und viel Humor legten. Also witzig war ich. Das sagten alle. Erst letztens traf ich Magnus. Der war wohl an dem Tag nicht so gut drauf, denn er rempelte mich an und fragte, ob ich was auf die Fresse haben wollte. Spürte wieder, wie sich alles in mir zusammenkrampfte und ich auf Zwergen Größe schrumpfte. „In Liliput ist heute wieder Markt.“ ,sagte ich und bereitete mich schon mal auf den ersten Schlag und die Einfuhr ins Paradies vor. Er stutzte. Seine Pickelkrater veränderten die Farbe von rot auf Lila. Sein Körper spannte sich an und dann brach ein übermächtiges, gröhlendes Lachen aus ihm heraus, das die Gletscher in Grönland kalben ließ. Er schlug mir seine Affenhand auf die Schulter und ein paar Knorpel und Knöchelchen verschoben sich in Richtung Houston. Und da wusste ich, das ich ein Problem hatte. Versuchte den Schmerz weg zulächeln und legte nach. „Ja. Ne. Der Nils Holgersson ist jetzt auch bei mir eingezogen. In die Socken Schublade und wenn es Abend wird spielen wir immer Zwergenroulette.“ Jetzt brüllte er vor Lachen. „Ab sofort bist du Ehrenmitglied der Magnus Gang. Wenn es mal Ärger geben sollte, meldest du dich bei mir.“ ,sprach der Trockennasenprimat, schüttelte meinen Oberkörper und brachte damit den Rest meines Skeletts durcheinander. „Tja. Also. Ich muss dann mal.“ ließ ich so aus dem Gehege meiner Zähne fallen. Wieder lachte er. Jetzt wurde es langsam peinlich. „Auch `ne Zippe?“ ,sprach Affenhugo und bot mir eine Zigarette an. „Nein, danke. Bin auf Zigarren umgestiegen.“ Er griente über das ganze Gesicht, krümmte sich und schnappte nach Luft. Dann kam sein Bus und er stieg ein. War auch besser so. Hätte es keine Sekunde länger ausgehalten. Diese Narretei wurde mehr und mehr zu meinem Schutzschild. Zu einem Wall hinter dem ich mich verstecken konnte. Michaela und ich gingen im Stadtpark spazieren. „Ist dir nicht kalt?“ ,fragte sie. „Bin in Grönland aufgewachsen.“ ,meinte ich leicht mit den Zähnen klappernd. „Und in einem Iglu groß geworden.“ ,setze sie nach. „Genau. Käpt`n Iglu war mein Großvater.“ Sie schlug mir mit der flachen Hand auf den Po und lief weg. Ich holte sie an der Busstation ein und wir drängten uns in dem Wartehäuschen aneinander. Das war schön. Fühlte meine Finger kaum noch. Sie klappte den vorderen Teil der Latzhose nach vorne und schob meine Hand unter ihren grünen, gerippten Pullover. Sie schrie kurz auf, weil meine eiskalte Handfläche ihre warme Haut und den BH berührte. Das Leben kehrte in die Fingerspitzen zurück. Jetzt begann ich zu schwitzen. Ich erlebte diesen Moment ganz genau. Nahm alles in mir auf: Den Wind, der sich auf mein heißes Gesicht warf und verzweifelt versuchte es zu kühlen. Ein Bremsenquietschendes Auto. Das lachende Kind von der anderen Straßenseite. Das Rascheln der Blätter. Ein pfeifender Radfahrer. Der zwitschernde Vogel auf dem Dach des gelben Lieferwagens. Wollte nichts vergessen. Wollte mir alles merken. Nun übernahm ich die Führung. Zog sie ganz eng an mich. So, wie ich es bei -Vom Winde verweht- gesehen hatte. Dann drückte ich meinen Mund erst zart, schließlich fordernd auf ihre Lippen. Zwischendurch geriet ich ein bisschen in Panik, weil ich auf einmal vergessen hatte, wie man durch die Nase atmet. Nach einer kleinen Pause hauchte sie: „Du kannst gut küssen.“ „Ich übe viel, wenn ich allein bin.“ ,meinte ich. „Sei still.“ Diesmal küsste sie mich und diesmal blieb mir tatsächlich die Luft weg. Auf dem Weg zur Eisdiele blickten wir uns die ganze Zeit in die Augen und ich erzählte ihr von der Schönheit der Welt und kam mir gar nicht blöd dabei vor. Angekommen, saß sie einfach da und hörte mir zu. Das hatte noch nie jemand gemacht. Einfach zugehört. Dann erzählte ich von meinem Bruder und das er sich erschossen hatte, als ich 11 war und das dies der einzige Moment in meinem Leben war, als meine Mutter mich in den Arm nahm. Sie weinte und hielt mich ganz fest. Ich dachte, so muss Liebe sein. So schön. So ganz und gar. So weit weg von Einsamkeit und Traurigkeit. Es wurde Zeit. Wir schnappten uns die Nachmittagsvorstellung. La Boum. Da ging um eine 13 jährige, die nach langen Wirren ihre große Liebe findet. Das passte. Wir saßen da und lachten und wurden still und unsere Herzen wurden weit. Sie legte ihren Kopf auf meine Schulter. Ich spürte ihre Weichheit und die Hand auf meiner Wange. Fühlte mich ganz alt. Wie eine knorrige Eiche. Erfahren und reich. Gewachsen. Plötzlich trat jemand gegen unsere Stühle. Wir drehten uns um und sahen Piet, der einen zweiten Stoß tat und dabei hämisch lachte. Wir flogen nach vorne. Ich sprang auf und brachte mit meiner Löwenstimme das Kino zum erzittern. „Du Arsch. Wieso musst du jedem auf diesem Planeten den Tag verderben. Ich bin mit meinem Mädchen hier und erwarte das du dich sofort entschuldigst!“ Stille. Dann lautes Gelächter und gerade, als er wieder zutreten wollte spuckte ich ihm einen Brei aus Cola und Popcorn auf seine blankpolierten Schuhe. Er stieß einen spitzen, hohen Schrei aus, der mich an die Liesl erinnerte, wenn sie ihre 5 jährige Schwester nachmachte. Stille. Dann lautes Gelächter. Diesmal vom ganzen Kino. Piets Gesichtshaut änderte sich von Rosa zu weiß und schließlich zu Violett, die dann in ein dunkles Zinnoberrot überging. Stand ihm eigentlich ganz gut, diese Zornesröte und gerade, als er sich auf mich stürzen wollte, kam Magnus mit einem Eis in der Hand die Treppe hinuntergeschlendert. „Bleib sitzen.“ ,sagte er ganz entspannt zu Piet. Der wollte nicht hören und packte mich am Kragen. In diesem Moment gab ihm Magnus eine Ohrfeige, das es nur so knallte. „Bist du taub!“ ,rief er laut. „Ich wünsche euch noch einen schönen Abend.“ ,sagte er zu uns. „Der Film ist scheiße Jungs. Wir verziehen uns.“ Zurück blieben zwei Teenager mit offenen Mündern, die nicht fassen konnten, was da gerade passierte. „Oh, mein Gott.“ ,flüsterte Michaela. „Was war das denn?“ „Tja....ähh....“ ,sagte ich. „Bist du jetzt mit Magnus dicke?“ „Nö. Das ist nur, weil.....“ ,weiter kam ich nicht, denn Michaela grätschte dazwischen. „Das ist sooooooooooo cool.“ ,erklärte sie, tief Luft holend. „Jo. Wenn du mit MIR unterwegs bist, passieren öfter solche Sachen.“ ,prahlte ich. Eine zittrige Aufregung erfasste sie. Als wir uns wieder setzten gab es Beifall von den anderen Kinobesuchern, denn nun konnten sie endlich den Film weiter gucken. Später liefen wir einfach so durch die Gegend und ich fror mir einen Ast ab. Versuchte das Zähneklappern zu unterdrücken, was mir nur teilweise gelang. „Ich muss jetzt nach Hause.“ ,sagte sie wehmütig. „Ich bring dich noch.“ „Das war ein schöner Tag.“ „Du bist schön.“ ,fiel es schüchtern aus meinem Mund. Abrupt blieb sie stehen und schaute mir tief in die Augen. „Du bist der süßeste Junge, den ich kenne. Ich habe mich in dich verliebt.“ ,sagte sie gaaaaaaaaaanz leise. Wenn Glück die Sonne und Liebe Schwerelosigkeit war, konnte ich nun schwebend Stahl schmelzen. Nachdem wir uns mit einem laaaaaaaaaangen Kuss verabschiedeten, ging ich gleich mal zu Bert, um ihm von meinem Schweineglück zu erzählen. Leider hatte der sich den Kiefer, beim Sprung von der Teppichkante ausgerenkt und fühlte sich nicht in der Lage mir zu sagen, was für ein toller Typ ich war. Naja, da blieb mir nichts anderes übrig, als eine halbe Stunde in jeder Einzelheit zu erzählen, was ich erlebt hatte. Seine Mutter brachte Milch und Kekse. Die futterte ich alle auf, das es nur so staubte. Bert durfte ja nicht. Wir teilten uns eine Cola, die er für besondere Momente gebunkert hatte. In dieser Nacht schlief ich unruhig. Eine riesige Ameise besuchte mich auf Wolke 7 und fütterte mich mit Popcorn und wir sprachen über die Rettung der Welt. Ich meinte, heute würde es nicht so passen, aber mein Kalender sagt das ich morgen noch Termine frei habe. So zwischen 13:00 Uhr und dem 5 Uhr Tee könnte ich das noch dazwischen schieben. Dann stolperte ein grüner Kobold herein und wusch mir die Haare. Eine kleine, weiße Ziege fraß die Orchideen von der Fensterbank und mein grüner Kaktus sang eine Arie aus Mozarts >Entführung aus dem Serail<. Wurde mit einem wahnsinnigen Durst wach, den ich mit 20 Liter Wasser aus der Leitung bezwang. Im zweiten Traum flogen Michaela und ich über ein Tal in dessen Mitte ein riesiger, schwer mit roten Äpfeln beladener, Baum stand. Ein klarer Bach floss an ihm vorbei. Fliegende Fische balgten sich um gelbe Tennisbälle und Biber bauten sich ein Luftschloss aus rotem Granit. Wir landeten auf der grünen, saftigen, mit zahlreichen bunten Blumen geschmückten, Wiese. Michaela trug ein Gewand aus weißen Satin und ich einen Frack mit Zylinder. Ich hob sie auf meine Arme und brachte sie über den, zum reißenden Fluss angeschwollenen, Bach. „Alex. Alex“ ,drang eine Stimme aus weiter Ferne an mein Ohr. „Ja. Liebste.“ ,antwortete ich. „Schläfst du noch?“ ,kam die Stimme wieder. „Nein. Ich schwebe mit dir.“ „Aufwachen! Du musst zur Schule.“ ,stach mir die scharfe Stimme meiner Mutter ins Mittelohr. Sie schlug die Decke zur Seite und ich schleppte meinen Körper ins Bad und machte mich fertig. Die Haare wollten wieder mal nicht so wie ich, also setzte ich meinen neuen, schwarzen Hut, Marke Al Capone, auf. Zog meine schwarze Stoffhose und die spitzen Schuhe meines Opas an. Fand auch eine weiße Krawatte und ein dunkles Hemd. Musste mir in der Schule natürlich das komplette Arsenal der Sprüche anhören, aber das stand ich drüber: A: Altkleidersammlung geplündert? B: Hat deine Mama dir wieder die Haare geschnitten? Falsche Farbe. Anstaltskleidung ist weiß. Ist schon wieder Karneval? E: Jetzt dreht er völlig durch. Aus der Ferne sah ich Michaela, wie sie mit ihren Freundinnen quatschte. Diesmal kam sie direkt auf mich zu und gab mir einen Kuss vor allen anderen. „Du traust dich was.“ ,sagte sie anerkennend. Da merkte ich, das dieser Novalis genau wusste wovon er schrieb: Die Liebe erhöht uns und macht uns zu einem besseren Menschen. Die Englischstunde zog an mir vorüber und ich schaute die ganze Zeit auf Michaelas Nacken. Stellte mir vor, wie ich sie da küsste. Das kam mir ziemlich seltsam vor, also schob ich diesen Gedanken zur Seite und küsste ihre Haare. Das war aber noch merkwürdiger und ich ließ das mit dem küssen und stellte mir vor, wie ich ganz nah bei ihr stand und ihre Wange streichelte. Plötzlich flog ein Papierknäuel auf meinen Tisch und holte mich aus meinem Tagtraum. Boah. Kaum hatte man eine Freundin, gehörte man schon zu den Aussätzigen. Es war halt schwierig alles unter einen Hut zu bekommen. Schule, Freundin, Englischlehrerin, Hausaufgaben, Essen, Schlafen, Atmen. Ich knüllte das Papier zusammen und warf es mit einem eleganten Schwung nach hinten zu Uwe. Direkt vor die Füße von Frau Raszikowa. Die hob ihn auf und las ihn laut vor. Dann sagte sie: „Ich würde gern kommen Alex, aber da bin ich schon verabredet.“ Schwankte zwischen im Erdboden versinken und einem Wutanfall. Ich ließ beides und meinte: „Kein Problem. Bringen sie die Verabredung mit und wir spielen zusammen blinde Kuh. Die Augenbinde können sie weglassen.“ Der Direktor empfand meine Frechheiten, als überdurchschnittlich frech und wies mich an das schwere Buch über Marco Polo`s Reise zu entstauben und Kapitel 1-18 in Schönschrift abzuschreiben. Nach den ersten drei Sätzen erklärte ich: „Dieser Marco hat tolle T-Shirts gestaltet, wieso musste er unbedingt nach China reisen?“ „Auch, wenn sein Nachnahme Polo ist, bedeutet das nicht, das er T-Shirts in Peking herstellt, oder Polo Reitsport in Dubai macht.“ zickte der Direktor. „Aha. Und hat Marki auf dieser Reise auch etwas Tolles erlebt, oder alle nur mit seinen Anekdoten über Kublai Khan gelangweilt?“ Damit hatte ich ihn. „Er hat wundersame Dinge dort gesehen. Als er nach 20 Jahren heimkehrte hielten die Leute ihn für einen Lügner, aber noch auf dem Sterbebett sagte er: Ich habe nicht einmal die Hälfte von dem erzählt, was ich gesehen habe.“ „Dieser Marco Polo muss ein standhafter Mann gewesen sein.“ „Wahrlich, das war er. Gegen alle Widerstände ist er bei seiner Meinung geblieben und hat seine Aussagen und sein Wissen verteidigt.“ „Ich wünschte, das könnte ich auch.“ ,sagte ich leise. „Das kannst du. Jeder kann das. Du musst nur deine Angst überwinden. Aber wir müssen auch verstehen, das wir in all unserem Streben, das Leben und die Liebe nicht vergessen sollten. Im neuen Testament der Bibel steht: Und wenn ich weissagen könnte und wüsste alle Geheimnisse und Erkenntnisse und hätte allen Glauben, also das ich Berge versetzte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts.“ Musste schlucken. Ich spürte diese Wahrheit in mir. Sie berührte mich. So, wie Michaela mich berührt hatte. So ganz verstand ich die Worte nicht, aber sie brachten mich zum Nachdenken. Ich reichte ihm, in einer etwas zu wichtig geratenen Geste, meine Hand und bedankte mich. „Sorry. Muss los.“ ,rief ich im Rausstürmen. Kam gerade rechtzeitig mit dem Beginn der großen Pause. Irgendwas hatte sich verändert. Das Licht schien heller und die Farben waren intensiver. Uwe, Thomas und Bert standen zusammen. Ging direkt auf sie zu und reichte auch ihnen meine Hand. „Eure Freundschaft ist mir wichtig.“ ,sprach ich mit belegter Stimme. Dann wussten wir eine Zeit lang nichts zu sagen, bis Bert unter schmerzverzerrtem Gesicht erklärte: „Nur Brei durch den Strohhalm zu saugen ist auch Scheiße.“ Wir lachten und schlugen uns gegenseitig auf die Schultern, das es nur so krachte. Wir würden noch Freunde sein, wenn die Welt ihr Alltagsgesicht wieder aufsetzte und das war ein gutes Gefühl. Dann stießen sie mich weg und entließen mich zu Michaela. Wir standen nebeneinander und unsere Finger berührten sich. Aus den Augenwinkeln sah ich den Schlag kommen, doch es war zu spät, um auszuweichen. Piet zimmerte mir eine und ich ging zu Boden. „Bleib liegen!!!“ ,schrie er. Was sollte ich tun? Einfach eins werden mit dem Boden und einen Knock out simulieren? Oder aufstehen und kämpfen? Mein Körper und ich standen auf. Sofort klatschte eine Ohrfeige auf mein Gesicht. Ich flog zur linken Seite und knallte wieder hin. Komischerweise spürte ich keinen Schmerz. Der würde sicher später kommen. „An deine Freundin hat schon jeder Hand angelegt.“ ,rief Piet. Ich sprang auf und rammte ihm meinen Kopf in den Bauch. Er schleuderte mich weg. Ich stand wieder auf. Er wehrte mich abermals ab. Nun kamen Uwe und Thomas dazu. Sie packten Piet und hielten ihn fest. „Entschuldige dich.“ ,schrie ich ihn, völlig außer mir, an. „Bei der Schlampe?“ ,keuchte er. „Lasst ihn los!!!!!!!“ ,brüllte ich. Nachdem er frei war, gab ich ihm einen Schlag und legte meine ganze Wut und Traurigkeit und Angst hinein. Sein Körper krachte, wie ein Berg, in sich zusammen. Michaela fiel mir in um den Hals und umarmte mich. Wir gingen hinaus. In den nächsten Wochen hieß ich in der Schule: Der Löwe aus Mitternacht. Das würde die Magnus Gang nicht auf sich sitzen lassen und selbst meine Narrenkappe könnte mich diesmal nicht vor dem kommenden Sturm bewahren. Aber, das war mir egal, denn diesen Moment konnte mir niemand mehr nehmen. Diesen Moment der Freundschaft und der Liebe. Mai 2020 von Axel Bruss
  9. Letreo71

    Hab Dich

    Ich lese die Liebe in all deinen Worten und ahne ein Lächeln, als du sie verfasst, wir leben getrennt an verschiedenen Orten, nur manchmal da bin ich dir Wochenendgast. Dann spüre ich Liebe und wärmende Hände, die kosenden Lippen, ein kosmisches Glück, doch geht diese Zeit wie im Fluge zu Ende und kaum bin ich da, muss ich wieder zurück. Zuhause dann sehne ich mich nach der Liebe, die mich stets umfängt, wenn du neben mir weilst, erfreu mich des Daseins der lüsternen Triebe und weiß, dass du dieses Gefühl mit mir teilst.
  10. Besuch... Der kleine Junge stand in der Zimmermitte und war ganz ruhig. Normalerweise wippte er sanft hin und her und summte irgendetwas. Er war ein Autist und lebte in seiner Welt. Wenn ihm irgendwas nicht passte, machte er unkontrollierte Dinge die das Zusammenleben mit ihm erschwerte. Dagegen bekam er jetzt Medikamente. Er wurde sehr ruhig. Seine Persönlichkeit war kaum noch sichtbar. Außer den Eltern beachtete ihn keiner mehr. So stand er also wie immer in der letzten Zeit in der Zimmermitte und machte nichts. Es klingelte unten an der Haustür. Jemand wurde herein gebeten. Ein kleines Nachbarmädchen ging zielstrebig auf das Zimmer des Jungen zu. Sie kannte den Weg von früheren Besuchen her. Sie klopfte. Als sie nichts hörte ging sie einfach hinein. Das Mädchen ging auf den Autisten zu und fasste seine Hand. Der ließ sich das gerne gefallen. So standen sie und fingen Beide an zu wippen und schwiegen miteinander. Sie nahm den Jungen wieder zu sich in ihre Welt und er spürte das es dort sehr schön war. Für eine kurze, wertvolle Zeit. Bernd Tunn - Tetje
  11. Verklungene Uhr! Im alten Raum stand die Luft. Sie war durchzogen mit muffigen Duft. Durch ein kleines Fenster brachen sich Sonnenstrahlen und erhellten die Holzdiele. Die Frau stand sehr berührt. Es war lange her als Mutter hier nach Familiensinn strebte. In der Wohnzimmerecke stand tatsächlich noch die alte Uhr. Sie schlief unter einer dicken ,grauen Staubdecke. Eine bemalte Kommode trotzte der Zeit in einer dunklen Ecke. Sie hütete damals vertraute Dinge. Durch die geöffnete Tür zum Garten sah sie in Gedanken Vater Holz sägen. Er lächelte ihr zu. Sie stand noch eine Weile. Dann löste sie sich aus ihrer Befangenheit und wollte gehen. Endlich konnte sie nach langer Zeit Abschied nehmen von ihrem Elternhaus. Das war damals nicht mehr möglich gewesen in den Kriegswirren. Still trat sie aus dem maroden Haus und drehte sich nicht mehr um als sie ging. Bernd Tunn - Tetje
  12. Quasar

    Illusion und Vision

    Das Leben ist doch eine Illusion, obwohl, jeder hat doch eine Vision. Klettere auf einen Baum, will festhalten diesen wegfliegenden Traum. Könnt' die Hände falten. Fliegt in den Himmel, in jede Richtung um zu gucken renn' zur Lichtung. Die Erkenntnis ist Faszination! Erhalte von anderen keine Reaktion. Gewiss, für einen Cocktail braucht jeder seine eigene Mischung. Alles ist verdreht, im ewigen Siechtum. Es fehlt die Übersetzung. Jeder hat so seine Probleme und sein Päckchen zu tragen, stell' aber um Himmelswillen keine weiteren Fragen. © Quasar (05.01.2021)
  13. Axel

    Liebe

    Some Kind of wonderful Du bist der Wind auf meiner Haut. Ich bin der Regen der Dich füllt. Du bist mir nah. Ich berühre Dich. Du bist da. Ich bin Deine Sehnsucht. Du bist in meinem Kopf. Ich wandere durch Deine Gedanken. Es ist schön in Dir zu sein. Es ist schön Dich bei mir zu wissen. Ich sehe Dich wie Du bist. Und Du siehst mich. Du bist die Sonne auf meiner Haut. Ich bin der Atem in Deinem Nacken. Keine Worte. Kein Gestern. Kein Morgen. Nur das Jetzt. Nur das Wissen. Nur das Sein. Ich bin der Fluss. Du bist nackt. Ich halte Dich. Du bist in mir. Ich bin der Atem auf Deiner Haut. 10.05.2016 von Axel Bruss
  14. Quasar

    Nachts liegt man wach

    Nachts liegt man im Bett und wacht, wenn einer der Partygäste lacht. Wenn es denn gleich kracht, bedenkt, es liegt in euerer Macht. Der Kopf sich in das Kissen quält, vielleicht doch gleich die Nr. 110 wählt. Weil so laut es ist im Hof, das ist doch wirklich nur noch doof. Und das an einem Wochentag, mich trifft bald hier ganz schnell der Schlag. Die halbe Stadt muss morgen früh raus, bei dem Krach versteckt sich jede Maus. Im Sekunden Takt die laute Musik, gegessen wird Eisbein in Aspik. Durch Mark und Bein, im Kopf es hämmert, schon früh morgens, es jetzt dämmert. Doch was ist das, ein LKW, ein Fünftonner? Nein ein Blitz und ein langer Donner. Alle werden ergiebig nass, im Garten füllt sich schnell das Regenfass. Gottlob es ist nur Gewitter und ein Regen, morgen braucht keiner mit dem Besen fegen. Ein unglaubliches Jahrhundert Gewitter, wird natürlich gepostet in Twitter. © Quasar (05.01.2021)
  15. Querdenker, Nichtdenker, AbLenker das nicht alle Querdenker Nazis sind favorisiert man nicht sonst schwindet das gelackmeierte Gesind und sie glauben dich in konformistischen Reihen wie in alten Zeiten, auf dem Straßenstrich der Einwandfreien keine Vordenker, keine 3D-Denker die alle Spuren nachvollziehen können schwenken Etiketten altgediente Wortketten auf der ideologischen Zielgeraden wie es eine manipulative Regierung erlaubt: was sich dort zum Haufen staubt glaubt jeden Dreck im Schützengraben Hauptsache, hübsch bedeckt! rechts stehen verlogene Versteher links lauern abgerichtete Aufseher; Seiten sind zum wenden da sonst verkommen sie zur einseitigen Rolle: zum Klopapier einer Agenda © j.w.waldeck 2021
  16. Quasar

    Ein wunderbarer Lebenslauf

    Geboren in diesem Ort, bin hinweg und alsbald fort. Auch im Nachbarort, da geschah leider gleich ein Mord. Das war nicht schön, deshalb zog ich weiter mit dem Wind, dem Föhn. Auch in Giessen, ein Lehrer, einer der ganz, ganz Fiesen. Ließ mich einfach stehen, musste eine extra Runde drehen. Auch in der Lehrzeit, war nicht alles so gescheit. Mit Ach und Krach alles gerade so geschafft, viel der Firma nur zur Last. Ständig unterwegs von einer zur anderen Firma, nichts wurde besser und rauer das Klima. Nach Jahrzehnten jetzt verrentet, aber niemals etwas gespendet. Es langt hinten und vorne nicht! Würde noch mal anfangen, alles dagegen spricht? © Quasar (11.01.2021)
  17. Quasar

    Ein Stück vom Paradies

    Möchte auch ein Stück von dieser Erde, ein kleines Stück, ein Paradies, ein schöner Fleck, mit viel grün darauf. Dazu in der Mitte einen Lebensbaum, der dann hoch hinaus wächst, weit über die Wolken hinaus. Und über dem Abendhimmel, die Äste am Firmament, mit den Blättern, die Sterne streichelt und zum leuchten bringt. © Quasar (05.01.2021)
  18. J.W.Waldeck

    Virus West

    Dystopisches Szenario aus den Maschinenträumen. I. Konsumenten Woher soll isch das wissen, du Kaltgewichster? Du nervst Alter, echt strenggläubig! „gib mir mein Membran zurück!“ - äffte er seinen Kumpel an, der ziemlich benebelt auf einer fetzigen Imitatcouch im zwanzigsten Stock einer Wohnanlage für Tätigkeitsbefreite hypnotisch auf seinen Cooler blickte. Eine eishaltige Flüssigkeit, die durch die Wärme des Leichtbauzimmers stimuliert, leicht kondensierte und ihren fluoreszierenden Dampf in seine von der Umwelt isolierten Filternüstern wogte. Sein Blick war leicht benebelt und Glück breitete sich aus wie ein Flächenbrand in einem Waldgebiet, der für Normalos unzugänglichen Naturreservate. „Isch habe mein richtigen Namen samt Gendaten eingespeist, es freizuschalten“, ächzte er nun wesentlich milder. Ja, weil die sonst keinen Unifier an einen feuchten Furz wie disch verschwenden, du abgelassener Mutterfick! Dein Account bei Violent Star ist längst gelöscht. Du musst erst deine Schulden durch Sozialdienste wett machen, sonst beschneiden sie deine Zuteilung vom öffentlichen Warenreplikator. Ohne dies glibberige, eiförmige Nahrungskonzentrat nimmst du gar nichts mehr an disch, wie diese Schwarzmarkt-Cooler. Der dreifach ausgeklappte Bildschirm ergab ein Miniprojektor, aus dem ein Bericht des amtierenden Bürgermeisters die Gemüter der Gangs seit Tagen erregte. Gerade war Werbepause und einer der jüngsten Crash-Dummy-Stars legte los, wie friedensstiftender Krieg seinem Leben Wert verlieh. „Die haben's echt drauf“ - grinste Silicon Monkey und nickte anerkennend. „Ja, cooler Bluebeat und von denen selbst geschrieben. Die singen echt selbst, weißt du, ohne virtuelles Overclocking!“ Und isch sage dir, die bescheißen uns wie sie schon mein Opa beschissen, als sie ihm hier Wohnraum auf Lebenszeit versprachen, für Zwangsarbeit und Verzicht auf Weiterbildung. Gepanzerte Berufsämter schienen damals unrealistisch. Doch mittlerweile gab es viele, die nachts Angriffe auf Funktionäre versuchten. Wer in den Unterwasserkolonien als Landwirtschafter malocht, hat es geschafft! Du Pisspfanne! Kennst nicht mal Nahrungsalgen, geschweige Ernteroboter warten! Unser Leben hat kein Erwarten, du Opfer! Wir sind hier, uns nach deren Ansage einzuschalten! II. Drohkulissen kontinentale Bollwerke neue Ressourcenkriege verticken verseuchtes Recyclingwasser verkehrt zur Umwelt ausgewertet als Schrottgebirge Kilometer seit dem ersten Jahrhundert der Planetenstadt M-Erde! je tiefer desto primitiver... Einbruchslawinen treffen auf fünfzig Untersektionen hochelastische Biofasergerüste intelligentes Programmmaterial die letzten Tagebenen Privilegierter den Rest füllen Roboterheere die Wohngitter stabilisieren was sich dort rumtreibt genießt den Abfallverwerter verschlissener Mi(e)tbewerber den Irsinnsflug nach oben schaffst du nie ohne Genpass und Konzernausweis! wer keine Credits verdient und betrügt wird keinem Kreislauf eingefügt "voneinander abhängig sein festigt Sicherheit!" die Wahlplakate in den U-Schächten informieren die Gendeffekten eingebettet im Reality-Konzil der Traktwaben und Statuseingaben erübrigt sich die Frage wem totale Sicherheit dient dieses System abgeschafft sehen der Reichen, die einem Freiheit einreden dabei nur die Freiheit ihres Geldes - der Konzerne ohne Grenzen meinen doch verspekulierte Staaten durch Schuldenfallen abtreiben © j.waldeck 18.12.2013 The perfect automated city
  19. Überall wird doch Werbung geschaltet, unsere Daten werden gut verwaltet. In der Zeitung, Fernsehen, Radio und Internet, das findet unsere Bevölkerung nett. Alle wollen nur das Beste, eine fein gestrickte kleine Weste. Wir entscheiden über unser Geld, auf der Straße, ein kleiner Hund der bellt. Billig, billig, super günstig, wirst du in den Regalen fündig. Nur Gutes wird dir angepriesen, und hier sollst du noch schnell was leasen. Die Verpackung ist dann mega groß, und dazu noch ein buntes Los. Öffnet du den Inhalt, musst du suchen, aus Verzweiflung jetzt die nächste Reise buchen. Jetzt zum Mitschreiben, was ist drin? Keiner weiß es, dass ist schlimm. Trotzdem musst du alle Tage, einkaufen, einkaufen, was für 'ne Plage. © Quasar (05.01.2021)
  20. Man sagt im Walde leben kleine Klabautermänner, nein, kugelrunde Kobolde, kleiner als einen Klafter Holz. Die alten Seefahrer hatten sie vor Jahrhunderten mitgebracht, einfach ausgesetzt und ihrem Schicksal überlassen. Die Kobolde veranstalten im dunklen Dickicht ein Kladderadatsch. Eigentlich sieht man nur ihre Schatten im schwerfälligen klabasternden Tanz. Diese Spezies findet man nur in dünn besiedelten Gegenden, wo sich nicht mal mehr ein Fuchs oder Hase hin traut. Bei denen gibt es Seen, wo die Kobolde mit einer kleinen Dredsche unsagbar viele Fische fangen. Da gibt es Quellen aus denen Bier, Wein und auch Snaps fließt. Das Brot anscheinend von den Bäumen fällt, geräucherte Wurst in einer Hölle hängt. Und Milch und Honig jeden morgen wie von Zauberhand aus Töpfen quillt. Wenn es dunkel wird und die Kobolde müde werden kommen Kolibris angeflogen, die im Schnabel eine leichte Quiltdecke tragen und damit die Wichtel-Kobolde betten. Das Geheimnis dieser Kobolde wurde bis heute nicht gelüftet, keiner hat sie gesehen oder gefunden und das ist gut so. © Quasar (26.01.2021)
  21. J.W.Waldeck

    Aufbruch der Silbersterne

    Aufbruch der Silbersterne Sternenaufruhr im Kreislauf verbundener Kanäle ferne Formen vertrauter Nähe erregter Sinne unsichtbare Haut windbewegte Sonnenherzen die heimatlose Horizonte spalten das ätherische Blau entwerfen einen Leuchtmoment innehalten als Herbstbaum vor dem Winter verstrahlte Blätter abwerfen über vereiste Schuppenbäche sich spiegelnde Abgründe überwinden das Indigoblut: ein Tintenfischherz implodiert zu verflochten Erz Welten(T)raum-Forscher begeistern wo Klangschalen aufatmen die Muscheldome: Neptunfrequenz und irisierte Geistreise als gewundene Strandpfade entgleisen am Liebesschoß zur Unterwelt © j.w.waldeck 2021
  22. Quasar

    Der Mensch

    Der Mensch ist von Geburt an nicht dumm, er muss aber lernen, mit viel, viel Schwung. In den ersten zehn Jahren wird geturnt und gelesen, erstellt dann selbst Theorien und Thesen, der Mensch, ein seltsames Wesen. Fragen über Fragen die uns durch den Alltag tragen, vieles schlägt uns sofort auf den Magen. Es tut sich Neues auf, Altes wir zugeschüttet, jeder baut sich seine eigene Hütte und ist wohl behütet. Wenn der Mensch Theorie und Praxis unterscheiden kann, das Paradoxe ist, er fängt dann wieder von vorne an. © Quasar (05.01.2021)
  23. Gast

    Täuschung

    T Ä U S C H U N G Noch einmal bäumt sich auf das Schlechte, spielt sich ins Licht, als das Gerechte. Täuscht Menschen, täuscht die Welt, das Leben, will sich im Wahn zu Gott erheben. Zeigt sich in allen möglichen Facetten, in bösen Menschen, wie in netten. Läßt liebe Menschen sich entzwei'n und lacht ins Fäusten sich, geheim. Wahr ist bereits seit Alterszeiten, dass sich der Dritte freut, wenn zwei sich streiten. Getarnt, als edler, aller Retter, täuscht uns der finstere Verräter. Sehr schwer für uns, zu unterscheiden, was zu suchen, was zu meiden ist und was zu tun, wann zu handeln, wann zu ruh'n. Es greift um sich nach allen Seiten und läßt von Unschuld sich begleiten. Ein kleiner Teil nur, der versteht, dass uns're Welt in Not gerät. So wächst aus einem kleinen Gnom ein monsterähnliches Phantom, das sich durch uns're Seelen frisst, während der Mensch dabei vergisst, wer eigentlich, er wirklich ist. Nur so gelingt der Plan des Bösen: solange wir im Halbschlaf dösen, wird die Kraft in uns vernichtet, die GOTT für uns einst hat gerichtet. Abgelenkt vom Weltgescheh'n, Dank uns'rer Einfalt, überseh'n wir Menschen, dass wir GÖTTLICH sind und nicht des Wahnsinn's kleines Kind. U.P. unused_signature
  24. Harmonie! Der Blätterwald rauschte als der kleine Wind sich zwischen sie drängte. Er spielte weiter auf den Wanderwegen und wirbelte die restlichen braunen Herbstblätter hoch. Hin und wieder hielt er inne und wurde ganz ruhig. Die Vögel zwitscherten weiter ihren Part. Sie wollten kein Duett mit dem Wind. Nach kurzer Zeit war der Wind wieder da. Er war kräftiger geworden. Am Himmel zogen dunkle Wolken. Sie öffneten sich und ein leichter warmer Regen befeuchtete Wald und Flur. Manche der Regentropfen wurden vom Wind getrieben. Sie verloren sich irgendwo. Zwischen den Wolken lugte die Sonne. Ihr Schein war noch schwach. Aber stark genug um gemeinsam mit der Feuchte einen Regenbogen zu malen. Der Wind flaute ab, um dem Regenbogen die Bühne zu überlassen. Es war alles in herrlichster Weise aufeinander abgestimmt. Bernd Tunn - Tetje
  25. Quasar

    Der Abschied fällt so schwer

    Der Abschied fällt so schwer. Das Spiegelbild in deinem Auge, eine Träne sich bildet, langsam aus dem Auge schwappt, perlt sodann ab, wie ein Tautropfen auf einer Lotusblüte. Der Abschied fällt so schwer. Schmetterlingsgewusel, mit ihren Flügeln, an den Nervenzellen kitzelnd, dann kribbelt es im Bauch, leichter Hauch mit Gänsehaut. Der Abschied fällt so schwer. Geschützt in einer weichen, weißen Wolke, nehmen wir Abschied, ein letzter Kuss, ein leichtes Drücken, sanft nieder schwebend und langsam hinab. © Quasar (05.01.2021)
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