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Ein Traum so fern

erhebt sich aus dem Schatten, bricht das Joch.

Ein Hauch von Freiheit, endlich nah und doch.

Gefangen in des Schicksals schwerem Kern.

 

Die Käfigtür, sie öffnet sich so leis',

Der Panther schreitet aus ins Fremde, reist

zuerst entzückt und taumelnd, wie ein Kind, das zählt

die Sterne, die ihm scheinen wie Geleit.

 

Er schleicht und spürt der Erde unbekanntes Leben,

die Flüsse, Berge, Wälder, Gräser, Seen.

Doch fremd die Dinge, die sich in die Augen heben;

die Schöpfung in ihn bricht in Bildern, unbesehen.

 

Verstört von jenem, was er auf dem Spiegel eines Sees erblickt:

Der Schwan, der stolz und gleichsam königlich

auf Wassern zieht die edlen Bahnen,

und Affen, die den Spiegel schlagen

aus Angst vor seinem

Angesicht

 

Geht’s weiter und im Herzen blau,

unsicher, zweifelnd, wem er trau,

singen ihm Vögel bunt in ihren Träumen;

doch Schönheit kann den Gram kaum räumen.

 

Die Welt, sie blendet zwar mit wildem Reigen,

Unendlichkeiten, Freiheiten, die zeigen,

dass sie, so grenzenlos sie sind, den Geist verwirren

doch bloß zur Kette alter Fesseln führen

 

Die Flucht vor Gleichmut, die er suchte, weicht,

zurück zum Käfig, wo das Schicksal gleicht

sich aus, und still der Panther seine Runden dreht,

Die Tür steht offen, doch er bleibt, denkt, glaubt

versteht:

 

In Freiheit liegt der Schrecken, nun gewogen,

Das Unbekannte, was ihn hat bewogen.

Der Panther wählt die Zwänge, die er kennt,

und kehrt zurück, wo die Idee des Käfigs ihn

abtrennt: Von dem da unten, dem da oben

 

Bleibt in dem Kreise eingewoben, 

dem allerkleinsten Kreis, 

in dem der weiche Gang sich

dreht, in dem der müde Blick ihm steht,

so wie ein Tanz von Kraft

um eine Mitte

geht:

 

Als sei er ganz

betäubt

 

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Eine schöne Weiterführung von Rilkes Panther hast du hier verfasst, lieber Dio. Du stellst dabei ein bekanntes Phänomen vor: Die Überforderung mit plötzlich eintretender "Freiheit". Man sagt, Menschen seien Gewohnheitstiere, und es stimmt wohl, dass wir uns in unseren Gewohnheiten und Mustern recht wohl fühlen. Doch viele meiner Mitmenschen - das sehe ich bei vielen - scheinen mir unzufrieden mit ihren Gewohnheiten. Sie müssen ja so viel tun und machen und sein...  Dieses Müssen: Die seuche dieser Welt. Doch durch dieses (zumindest in der westlichen Welt) weit geöffnete Tor zu schreiten und es "anders" zu machen...; da fehlt eben doch weithin der Mut. Dann doch lieber in die Kneipe und sich über "die Merkel" oder wer auch immer gerade "an der Macht" ist beschweren; über Klimakleber und diese Linksgrünversifften und die Kinder, die keinen richtigen Beruf mehr erlernen. Das ist so schön bequem: Recht zu haben und sich dabei schlecht zu fühlen.

 

Doch das Leben ist schön. Und ich wünsche jedem Panther, der den Mut hat, etwas aus seinem Käfig herauszutreten, dass er oder sie diese Erkenntnis zulässt. 🙂 

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Hi @Patrick

 

herzlichen Dank für Deine Auseinandersetzung zum text. Dein Beitrag hebt eine interessante Frage hervor, nämlich die Überforderung durch neu gewonnene Freiheit. Tatsächlich gibt es wissenschaftliche Erkenntnisse, die dieses Phänomen bestätigen und erklären. Die Anpassung an eine plötzliche Veränderung, wie zum Beispiel die neu gewonnene Freiheit, kann sowohl psychologisch als auch sozial herausfordernd sein.

In der Psychologie gibt es das Konzept der "kognitiven Dissonanz", welches besagt, dass Menschen ein inneres Bedürfnis verspüren, ihre Überzeugungen, Einstellungen und Handlungen in Einklang zu bringen. Eine plötzliche Veränderung der Umstände kann zu einer Diskrepanz zwischen diesen Elementen führen und somit eine kognitive Dissonanz erzeugen. Die Anpassung an diese Veränderung erfordert Zeit und Mühe und kann in einigen Fällen sogar Angst und Stress verursachen.

 

Um diese Überforderung zu bewältigen, ist es wichtig, die neu gewonnene Freiheit als eine Chance für persönliches Wachstum und Entwicklung zu begreifen. Eine Möglichkeit, dieses Dilemma zu lösen, ist die Anwendung von Resilienzstrategien. Resilienz bezieht sich auf die Fähigkeit, sich an Veränderungen anzupassen und Schwierigkeiten zu bewältigen. Einige Strategien, um Resilienz aufzubauen, umfassen Themen, die unse r Panther nicht in seinem Handwerkskasten hatte:  Akzeptanz: die Realität der neuen Situation anerkennen und anzuerkennen, dass es normal ist, sich zunächst überfordert zu fühlen,  Soziale Unterstützung: der Panther hätte ja auch andere Tiere befragen können, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben oder die Ihnen helfen können, die neuen Herausforderungen zu bewältigen und zueletzt Flexibilität, Zielsetzung und der Glaube an die Selbstwirksamkeit, an die Fähigkeit, die Herausforderungen zu bewältigen und die neuen Umstände erfolgreich zu meistern.

 

Völlig zu Recht weist Du darauf hin, wie wichtig es ist,  sich bewusst zu machen, dass Veränderungen und Unsicherheiten Teil des Lebens sind und dass es möglich ist, sich erfolgreich an sie anzupassen. Indem wir Resilienzstrategien anwenden und die neu gewonnene Freiheit als eine Chance begreifen, können wir uns besser auf die Herausforderungen einstellen und unsere Lebensqualität verbessern. 


Dein vielschichtiger Kommentar hat auch noch eine Referenz in das Leben mit Vorurteilen und Projektionen. Beides sind Themen, die auch bei unserem Panther anklingen. Mir scheint nach Deinem Kommentar, er habe sich wirklich noch nicht genug "getraut" und sollte es vielleicht später nochmal probieren. Womöglich erscheint alles viel weniger bedrohlich. 

 

Merci

 

mes compliments


Dio

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Moin Dio. 

 

Eine schöne und lehrreiche Geschichte über plötzliche Veränderungen und den Umgang mit ihnen. 

Dein gewähltes Bild vom Panther im Käfig finde ich sehr gelungen. 

Ich selbst habe ein gefallen daran gefunden, mich in neue und ungewohnte Situationen zu begeben. Das löst so ein Gefühl aus von Neuanfang und irgendwie auch paradoxerweise: vertrauter Fremde. 

Wie immer hängt alles eben von der Bewertung ab, auf dem zweiten Blick, wie wir es betrachten wollen. 

 

vor einer Stunde schrieb Dionysos von Enno:

Tatsächlich gibt es wissenschaftliche Erkenntnisse, die dieses Phänomen bestätigen und erklären. Die Anpassung an eine plötzliche Veränderung, wie zum Beispiel die neu gewonnene Freiheit, kann sowohl psychologisch als auch sozial herausfordernd sein.

In der Psychologie gibt es das Konzept der "kognitiven Dissonanz", welches besagt, dass Menschen ein inneres Bedürfnis verspüren, ihre Überzeugungen, Einstellungen und Handlungen in Einklang zu bringen. Eine plötzliche Veränderung der Umstände kann zu einer Diskrepanz zwischen diesen Elementen führen und somit eine kognitive Dissonanz erzeugen. Die Anpassung an diese Veränderung erfordert Zeit und Mühe und kann in einigen Fällen sogar Angst und Stress verursachen.

 

Um diese Überforderung zu bewältigen, ist es wichtig, die neu gewonnene Freiheit als eine Chance für persönliches Wachstum und Entwicklung zu begreifen. Eine Möglichkeit, dieses Dilemma zu lösen, ist die Anwendung von Resilienzstrategien. Resilienz bezieht sich auf die Fähigkeit, sich an Veränderungen anzupassen und Schwierigkeiten zu bewältigen. Einige Strategien, um Resilienz aufzubauen, umfassen Themen, die unse r Panther nicht in seinem Handwerkskasten hatte:  Akzeptanz: die Realität der neuen Situation anerkennen und anzuerkennen, dass es normal ist, sich zunächst überfordert zu fühlen,  Soziale Unterstützung: der Panther hätte ja auch andere Tiere befragen können, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben oder die Ihnen helfen können, die neuen Herausforderungen zu bewältigen und zueletzt Flexibilität, Zielsetzung und der Glaube an die Selbstwirksamkeit, an die Fähigkeit, die Herausforderungen zu bewältigen und die neuen Umstände erfolgreich zu meistern.

 

Völlig zu Recht weist Du darauf hin, wie wichtig es ist,  sich bewusst zu machen, dass Veränderungen und Unsicherheiten Teil des Lebens sind und dass es möglich ist, sich erfolgreich an sie anzupassen. Indem wir Resilienzstrategien anwenden und die neu gewonnene Freiheit als eine Chance begreifen, können wir uns besser auf die Herausforderungen einstellen und unsere Lebensqualität verbessern. 


Dein vielschichtiger Kommentar hat auch noch eine Referenz in das Leben mit Vorurteilen und Projektionen. Beides sind Themen, die auch bei unserem Panther anklingen. Mir scheint nach Deinem Kommentar, er habe sich wirklich noch nicht genug "getraut" und sollte es vielleicht später nochmal probieren. Womöglich erscheint alles viel weniger bedrohlich. 

 

Finde ich interessant diesen Kommentar. Und sehr wertvoll wenn es um die Verarbeitung von bestimmten Bewusstseinszuständen nach Einnahme gewisser Substanzen geht, die das Potential haben, die eigenen Glaubenssätze radikal auf den Kopf zu stellen. 

 

LG JC

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