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Cornelius

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  1. Cornelius

    Knut

    Liebe Seeadler, eine köstliche kleine Rhapsodie in K...jeder Schlag deiner Schwingen bringt frischen Wind ins Forum! Schmunzelnde Grüße Cornelius
  2. Lieber Gummibaum, welch ein Start in den Tag mit der Lektüre dieses kunstreichen, eindrucksvollen Sonetts nach biblischem Sujet... Laut NT war es Herodias, die ihrer Tochter einflüsterte, sie solle als Belohnung für den Tanz auf Herodes' Geburtstagsfeier das Haupt Johannes des Täufers verlangen (den sie wegen seiner lästigen Moralpredigten aus dem Weg zu räumen wünschte). Freilich ist Herodes mitschuldig, denn seine Lüsternheit ebnete der Gattin (zuvor mit seinem Bruder Philippus vermählt) den Weg zur Befriedigung ihrer eigenen Rachegelüste. Ein großer Opernstoff... ...und ich, der simple Paarreimschmied, verneige mich vor dir, dem Meister des Sonetts. Gruß Cornelius
  3. Danke, lieber Gummibaum. In der Bibel bleibt die Tochter der Herodias ja anonym...In der Heiligen Schrift wird eine Jüngerin Jesu namens Maria Salome erwähnt, die aber mit dem Tod Johannes des Täufers nichts zu tun hat. Salome war laut dem Historiker Flavius Josephus der Name einer Tochter der Herodias, die in späterer Überlieferung mit der jungen Frau identifiziert wurde, die auf dem Geburtstagsfest des Herodes vor den Gästen tanzte. Als Bibelkenner wirst du bemerkt haben, was ich hier nur der Vollständigkeit halber erwähnen möchte: Der Schluss meines Gedichtes - Salomes Kuss und ihre Hinrichtung - ist an die Tragödie "Salome" von Oscar Wilde angelehnt, die wiederum die Grundlage für die gleichnamige Oper von Richard Strauss bildete. In der Bibel wird davon nichts erwähnt. Die Geschichte scheint sich aber geradezu zwingend auf dieses effektvolle Finale hin zuspitzen zu wollen... Danke an euch alle fürs Lesen, Liken und Kommentieren! Grüße Cornelius
  4. Hallo Uwe, kurz, knapp und köstlich! Das erklärt im Übrigen Einiges... Grüße aus dem tiefsten Süden Hessens Cornelius
  5. I König David, frisch gekrönt und bislang vom Glück verwöhnt, möchte bei des Zephyrs Wehen auf dem Flachdach sich ergehen. Nebenan erfrischt gerade eine Dame sich im Bade. Einer Lotosblüte gleich ziert sie ihren Jadeteich. David ist schon nur noch Auge, überlegt, was ihm wohl tauge, unbemerkt von allen Spähern sich dem Wesen anzunähern. Wer sie sei, fragt er noch heute, und ihm sagen seine Leute: "König, das ist leicht zu raten. Einen Storch soll man uns braten, wenn das nicht Bathseba ist, welche ihren Mann vermisst, wisst: Uria, den Hethiter, unsern Blitz im Schlachtgewitter." David sitzt schon bald im Saal mit ihr beim vertrauten Mahl, spendet ihr mit aller Kunst seine königliche Gunst. Auch die Schöne, wie sich zeigt, ist durchaus nicht abgeneigt. Stunden, die hier leicht entfliehen, werden manches nach sich ziehen... II Bald nach diesem Stelldichein wohnt schon nicht mehr ganz allein des Hethiters schöne Frau. Sie besinnt sich nun genau, sendet ans royale Bett ein sehr zärtliches Billett und erklärt darin ganz frei, dass sie guter Hoffnung sei. David sinnt auf rasche Tat und auf wohlbedachten Rat, wie die Frucht der Liebesnacht zeitig man plausibel macht, lässt sogleich Uria rufen vor des Königsthrones Stufen: "Teurer Freund, wie schön! In Muße drück ich deine Hand zum Gruße! Du, auf den ich bauen kann, sag mir im Vertrauen an: Gibt es Neues von der Front? Wirst du selbst vom Glück besonnt?" "Rabba wird von uns bedrängt und im Kessel eingezwängt. Doch der Ammoniter Land hält noch unserm Angriff stand." "Bleibe heute Nacht zu Hause! Wohltun wird dir eine Pause. Geh zu deinem Eheweib zu vergnügtem Zeitvertreib. Macht euch ein paar schöne Stunden. Ruh und pflege deine Wunden." Doch Uria muss entgegnen: "Lass dein Lob auf andre regnen! Während Männer und auch Pferde schlafen auf der harten Erde, soll ich in den Kissen wühlen, meine Glut im Wissen kühlen, dass man mich im Kampf entbehrt? Wenig wäre ich dann wert!" Worauf David zu ihm spricht: "Du kennst wahrlich deine Pflicht! Willst du denn mit Ehefreuden deine Zeit hier nicht vergeuden, lass mit mir den Becher kreisen, und dann mache dich auf Reisen!" Und Uria mit Behagen lässt sich das nicht zweimal sagen. Dem Befehl folgt er nicht schüchtern, schläft dann, um sich auszunüchtern, tief den Schlummer des Gerechten, wahrhaft königlich Bezechten. David leitet ihn zur Pforte und entlässt ihn mit dem Worte: "Lass dein Ross die Hufe schwingen! Diesen Brief hier sollst du bringen Joab, meinem General, pünktlich vor dem Abendmahl." Frisch gestärkt und hoch geehrt steigt Uria auf sein Pferd, reitet an die Front zurück in das blinde Schlachtenglück. III Nach dem Ritt durch dunkle Nacht wird am Morgen überbracht jener Brief in Feindesland in des Feldherrn treue Hand, welcher auf dem Pergament wohl die Schrift sogleich erkennt: "Wie nun auch der Feind sich wendet und die Feuerpfeile sendet, soll Uria sich postieren, eure erste Reihe zieren. Wohl bedacht ist dieser Rat. Fragt nicht, schreitet rasch zur Tat!" Ohne lange nachzudenken und dem Zweifel Raum zu schenken, wird der Schlachtplan aufgestellt für den Kampf auf freiem Feld. Israel rückt zügig vor dicht bis an des Feindes Tor zu den dicken Festungsmauern, wo schon tausend Tode lauern. Hier, wo hell die Schwerter klirren, Schwärme spitzer Pfeile schwirren, endet auch Urias Leben, seinem König treu ergeben. Nun erwägt man mit Bedacht, wie man hiervon Meldung macht, schickt zum Ruhm des edlen Toten reitend einen schnellen Boten. Dieser bangt, wie er mit Würde sich entlade dieser Bürde, rezitiert mit matter Stimme, zitternd vor des Königs Grimme: "Einen Ausfall abzuwehren, rückten wir mit unsern Speeren alle Mann geschlossen vor bis vor Rabbas Felsentor. Doch des Krieges blinder Wut zahlten reichlich wir Tribut. Auch Uria, den Hethiter, raubte dort der arge Schnitter." Doch statt dass er sich erbost, spendet König David Trost: "Wohl, die Kunde von der Schlacht hast du treulich überbracht. Ruh ein wenig hier im Haus, und dann richte Joab aus: 'Tut es uns auch herzlich leid: Alle Zeit sei man bereit, solche Nachricht zu erhalten, wenn des Krieges Gräuel walten. Wenn das Schwert geschwungen ist, fragt es niemals, wen es frisst.'" Auf die kummervolle Kunde von des Gatten letzter Stunde hält Bathseba Totenklage sieben Nächte, sieben Tage. Dann, des Königs Braut zu sein, zieht sie im Palaste ein, wird von einem hübschen, runden kleinen Prinzen bald entbunden. Doch des Vaters Mordintrige lastet auf des Kindes Wiege unheilvoll und schicksalsschwer. Bald schon ist dieselbe leer...
  6. Guten Abend Gummibaum, ein würdiger Nachruf auf ein tragisches Genie. Hast du noch mehr von der Sorte? @Herbert Kaiser: Schönes Bild! Selbst gemalt?
  7. Lieber Herbert, poetisch, selbstironisch, gefühlvoll ohne triefende Sentimentalität...ein Gedicht! Findet jedenfalls Cornelius
  8. Hallo Ralf, wieder ein schönes Wortspiel für die Sammlung... Was kräht dort oben auf dem Turm aus voller Brust der Wetterhahn? Ereilt uns Regen oder Sturm? "Mir gleich", so denkt der Wetteran... Wetterfeste Grüße Cornelius
  9. Lieber Carolus, verflossene Erinnerungen wieder zurückholen zu wollen kann ein heikles Unterfangen sein. Manchmal gelingt es, aber die Gefahr ist groß, dass es in Ernüchterung mündet. Deine Zeilen fangen das sehr schön ein. Die äußere Bühne ist die gleiche geblieben, aber die Protagonisten haben sich gewandelt und können (oder wollen?) sich nicht zurück verwandeln. Die Zeile "Pünktlich der Zug" verleiht der Szene etwas Surreales. Gerne gelesen. Gruß Cornelius
  10. Lieber Perry, deine Gedichte im Allgemeinen und dieses im Besonderen sind wunderbare Stimmungsaufheller, auch prophylaktisch zu empfehlen. Auf meine Lieblingsmusik möchte ich dennoch nicht verzichten... Gruß Cornelius
  11. Hallo @Sidgrani und @Stavanger, auf euer Lob hin habe ich auch nur noch ein Wort: Danke! Auch für die Geduld beim Lesen... Gruß Cornelius
  12. I An des Toten Meeres Strand liegt ein ödes, heißes Land. Hier in diesem Tal des Todes herrscht seit Jahren Fürst Herodes, welchen jeder, der ihn kennt, einfach den Tetrarchen nennt. Er regiert mit schwacher Hand hier in seinem Niemandsland. Für Herodias, sein Weib, ist das Herrschen Zeitvertreib, und Johannes, dem Baptisten, Urbild eines frommen Christen - was auch immer dieses sei, ist ihr herzlich einerlei -, hofft sie, hinter feuchten Ziegeln bald die Lippen zu versiegeln. Jener wagt seit vielen Tagen, sie vermessen anzuklagen, weil sie mit dem eignen Schwager sich vergnügt im Ehelager. Mag man ihn auch heilig nennen: Fastend durch die Wüste rennen, Leute in den Jordan tauchen - so was kann sie nicht gebrauchen. Auf dem Grunde der Zisterne, abgeschirmt vom Licht der Sterne und von allem abgeschlossen, predigt er noch unverdrossen. Jeden Abend um halb Acht tönt es aus dem Brunnenschacht: "Gottes Wort will ich verkünden: Volk, bereue deine Sünden! Doch ihr Menschen wollt nicht hören, lasst euch eure Ruh nicht stören. Seht, nach mir wird Einer kommen, gegen den wird euch nichts frommen. Würdig darf ich mich nicht finden, die Sandalen ihm zu binden. Kommt erst jener Menschensohn, dann empfangt ihr euren Lohn für das Gute, für das Schlechte, ob Verworfne, ob Gerechte!" Darauf schweigt er wieder still, dem kein Ohr sich neigen will. Nur Herodes lauscht beklommen und er ahnt es ganz verschwommen: Jener, den man nicht versteht, ist womöglich ein Prophet... II Wenn des Mondes Sichel schimmert und der Kauz im Wadi wimmert, hört man meistens den Tetrarchen schon in seinem Bette schnarchen. Heute freilich wird die Nacht bis zum Morgen durchgewacht, denn in seinem Wüstennest feiert er sein Wiegenfest. Die illustre Gästeschar amüsiert sich wunderbar. Alle Speisen sind genossen, Wein ist reichlich schon geflossen. Zu des Festes Ausgestaltung fehlt noch leichte Unterhaltung. Schon erscheint vor ihren Blicken auf des Herrschers stummes Nicken seine Tochter, tief verhüllt, einer Göttin Ebenbild, und zum sanften Klang der Leier lüftet sie den ersten Schleier. Durch die Reihen geht ein Raunen. Auch Herodes kann nur staunen, wie sein Stiefkind fein und zierlich und dazu noch ganz manierlich taktfest beide Hüften schwingt, während süß die Leier klingt. Als das zweite Tuch sich hebt, fühlt er, wie sein Schoß erbebt. Fort fliegt Schleier Nummer Drei, und mit unterdrücktem Schrei sinkt Herodes in den Pfühl. Wie ist diese Nacht so schwül! Aus dem feinsten Stoff gewoben, wird der vierte angehoben. Auch der fünfte gleitet sacht von des schlanken Leibes Pracht. Seine Hand vor Augen hält, als der sechste Schleier fällt, der Tetrarch in süßem Bangen. Heiß erglühen seine Wangen. Wird am Ende hier vor allen auch der letzte Schleier fallen? Als sie just denselben lupft, wird der letzte Ton gezupft. Da erstarrt die Tänzerin von der Ferse bis zum Kinn, gleicht in ihrer stummen Pose einer zarten Wüstenrose. Und Herodes, der Tyrann, steht bezaubert wie im Bann. Seine Sinne sind benebelt, sein Verstand ist ausgehebelt: "Liebstes Kind, für dies Entzücken will ich fürstlich dich beglücken! Sage mir geschwind nun an, was dich wohl erfreuen kann!" Ihre Mutter sieht man lüstern in das Ohr des Kindes flüstern. Darauf wird die Bitte kund durch der Tochter Rosenmund: "Stiefpapa, es wäre nett, wenn auf silbernem Tablett, blank poliert und abgestaubt, läge: des Johannes Haupt. Dieses und ein Gläschen Punsch - das ist deiner Tochter Wunsch." Der Tetrarch greift sich ans Herz: "Lass den unbedachten Scherz! Fordre jeden Fisch im Teich, ja, mein halbes Königreich! Fordre meiner Augen Licht, aber dieses fordre nicht!" "Doch, versprochen ist versprochen! Ist dein Wort so leicht gebrochen?" Schmerzlich muss er jetzt empfinden, wie ihn seine Worte binden. Also spricht er resigniert, während er zum Monde stiert: "Meiner Tochter soll man geben, was sie forderte soeben." Kaum ist dieser Wink erteilt, als der Henker schon enteilt. Kurz darauf wird mit Bedacht die Bestellung überbracht. Doch den Gästen dünkt das Spiel nun an diesem Punkt zu viel. Selbst der Mond hüllt Wolkenfetzen um sich, die am Himmel hetzen, weigert sich, den mordverseuchten Schauplatz länger zu beleuchten. Nur das junge Königskind wandelt still im Abendwind, senkt verzückt die Augenlider, kniet vor jenem Antlitz nieder, um von seinen blassen Lippen scheu den ersten Kuss zu nippen. "Grauen häuft sich hier auf Grauen!" Der Tetrarch mag nicht mehr schauen, lässt die Wachen mit den Schilden zügig einen Halbkreis bilden und sein Töchterlein zermalmen. Nur der Wind rauscht in den Palmen. Grillen und Zikaden geigen ihren Chor. Der Rest ist Schweigen.
  13. Cornelius

    Die Kritik

    Hallo Gummibaum, zack, wumm! Mal salopp gesagt... Ein in der Idee wie der Ausführung geniales Gedicht - würdig, im "ewigen Brunnen" Wilhelm Buschs "Selbstkritik" an die Seite gestellt zu werden. Völlig hin und weg grüßt Cornelius
  14. Guten Morgen Delf und liebe Frühlingsnachtschwärmer, wie wäre es, wenn die Sterne ein funkelndes Kleid trügen: In himmlischer Ferne und funkelndem Kleid... Das ist vielleicht nicht rasend originell, würde aber gut mit dem "schimmernden Glänzen" zusammenpassen, außerdem hätten wir die (zeilenübergreifende) Alliteration Ferne/funkelnd. Ein "nachtblaues" Kleid gefiele mir auch, wäre aber metrisch nicht ganz nach Maß geschneidert: In himmlischer Ferne und nachtblauem Kleid... weil dann das eigentlich akzenttragende "blau" in die Senkung abtaucht. Das ist wieder einmal die amphibrachische Tücke. In einem Limerick erhöhen solche Tonbeugungen die gewollte Komik, aber du schreibst hier ja keinen Limerick... Sids Vorschlag bezüglich der flötenden Faune verdient es, ernsthaft in Betracht gezogen zu werden. Gruß Cornelius
  15. Hallo Delf, so, wie sie jetzt hier steht, klingt die "Alraunenstrophe" für mich richtig rund und harmonisch. Eventuell könnte ich mir die jetzige zweite Strophe auch als letzte vorstellen, so dass sie das Gedicht als "mystisches Fest" ausklingen ließe. Der Abschluss mit dem Ausruf "Der Frühling erwacht!" hat natürlich auch Einiges für sich. Im Übrigen bin ich der Meinung - nein, nicht dass Karthago zerstört werden muss - sondern dass ein Gedicht fertig ist, wenn man nichts mehr weglassen kann. Wobei die Szene, die du hier heraufbeschworen hast, sehr dazu verlockt, sie mit weiteren Details auszuschmücken. Raunende Grüße Cornelius P. S. Komme gerade von einem kleinen Nachtspaziergang zurück und habe auf der Wiese im Mondschein tanzende Rehe beobachtet...
  16. Guten Abend Delf und Kommentatoren, dieses Gedicht hat mich mit seiner Stimmung und nicht zuletzt dem federleichten Rhythmus völlig gefangen genommen. Ich halte ja den Amphibrachys für das am schwierigsten zu handhabende Versmaß (unter den mir bekannten - so viele sind das nicht...), eben wegen der schon von Claudi angesprochenen Gefahr, dass betonte "schwere" Silben hier sehr leicht in der (Ver-)Senkung verschwinden. Diese Klippen hast du sehr elegant umschifft, bis auf die beiden letzten Verse, für die ich zu gerne eine Alternative anbieten möchte, aber mir will bis jetzt auch nichts Besseres einfallen als: Im nächtlichen Raunen der Winde erklingt das Flöten von Faunen, harmonisch beschwingt. Die definitive Lösung ist das sicher noch nicht, aber wenn ich mir die bisher eingereichten Vorschläge betrachte, habe ich das Gefühl, dass wir uns gemeinsam (vielleicht auf dem Wege einer Fusion der besten Varianten) so langsam aber sicher dem Ziel nähern könnten... Faunische Grüße Cornelius
  17. Hallo und guten Abend...! @Zarathustra : Danke für deine lobenden Worte...Dein Wunsch sei mir Befehl: Beim nächsten Mal gibt's eine Story aus dem Neuen Testament. @Anaximandala : Uii, so ein dickes Lob...Ja, der Paarreim kann mehr als mancher denkt. 😉Meine erste biblische Ballade habe ich für ein bibelfestes befreundetes Ehepaar in der Nachbarschaft verfasst. Beide sind große Paarreimliebhaber. Nachdem sie Gefallen an meinem Werk gefunden hatten und Nachschub wünschten, bin ich dann der Einheitlichkeit des so entstehenden Zyklus zuliebe beim Paarreim (und beim Trochäus) geblieben... Grüße Cornelius
  18. Hallo @S. Athmos Welakis, welche Musik lief im Hintergrund, als diese Verse aus deiner Feder flossen? Ich möchte fast vermuten, etwas Klassisches (wegen des "furiosen Finales"), aber natürlich kann jede Art von Musik ein empfängliches Gemüt in den beschriebenen Rausch versetzen. Applaus für dein Gedicht! Gruß Cornelius
  19. I Gottes Volk trägt voller Würde schweigend seine schwere Bürde: Fremd und beinah wie verbannt fühlt es sich im Heimatland, denn der oberste Minister stammt vom Volke der Philister. Deren lästerliches Treiben lässt sich nüchtern kaum beschreiben. Niemand will es ihnen wehren, Dagons Fischkopf zu verehren. Für den einzig wahren Gott haben sie nur Hohn und Spott. Samson, der gerechte Richter, jedes Streites edler Schlichter, hat mit List und Muskelkraft manches aus der Welt geschafft, was die Fremden an Schikanen planten für die Untertanen. Doch selbst Helden seines Schlages können eines schönen Tages Herz und auch Verstand verlieren, müssen schmachtend vegetieren, wandeln wachend wie im Schlaf, wenn ein Liebespfeil sie traf. Bei des Abendwindes Fächeln grüßt ihn mit verschmitztem Lächeln eine Tochter der Gemeinde seiner so verhassten Feinde. Da ist böser Rat nicht teuer bei solch heißem Liebesfeuer: Diesen starken Mann zu zähmen soll Delila sich nicht schämen, ihn verführen und bezwingen. Würde ihr dies wohl gelingen, wollte ihren zarten Händen reichen Lohn man gerne spenden. II Wo die Turteltauben girren und Libellenflügel schwirren, steht Delilas Pavillon mit Terrasse und Balkon. Ihren Liebsten zu erwarten, sitzt sie schön geschminkt im Garten. Als er in die Laube tritt, weicht sie einen kleinen Schritt, legt die Stirn in Sorgenfalten, ihn ein wenig hinzuhalten: "Sage mir, geliebter Mann, wie man dich wohl binden kann! Dreimal in den letzten Tagen ist es uns schon fehlgeschlagen. Weil du dich verschlossen zeigst, dein Geheimnis mir verschweigst, sag ich dir ins Angesicht: Samson, nein - du liebst mich nicht!" "Da du so sehr in mich dringst und mich unter Tränen zwingst, will ich es dir offenbaren: Nur in meinen langen Haaren liegt die Quelle meiner Kraft und auch meiner Leidenschaft." Wie sein Herz zerfließen muss bei dem langen, heißen Kuss, den Delila hoch entzückt jetzt auf seine Lippen drückt! Kaum, dass er sie sprechen hört, schon vom süßen Rausch betört. Samson sinkt zu ihren Knien, lässt sich sanft zu Boden ziehen. Da - geschwind aus dem Verstecke einer wilden Rosenhecke stürzt sich die bestellte Meute wie ein Löwe auf die Beute. Die ihn lockte ins Verderben durch ihr holdes Liebeswerben, sie gewahrt es ohne Tränen, wie nun Samsons Lockensträhnen die geschärfte Klinge mäht - und kein Hahn, der nach ihm kräht. Noch im Augenblick erschlafft seine wilde Manneskraft. Zu vollenden seine Qual, fährt der kalte, blanke Stahl wie ein Blitzstrahl blendend nieder unter seine Augenlider. Aber die Geliebte spürt keinen Schmerz, bleibt ungerührt. In dem kühlen Schlafgemach zählt sie die Belohnung nach, zieht den Seidenvorhang zu und begibt sich still zur Ruh. III Tief im öden Kerker schmachtet Samson nun, vom Volk verachtet, muss gebeugt im Kreise gehen und den schweren Mühlstein drehen. Mit der letzten Kraft der Lunge fließt es von der schweren Zunge: "Herr, du kannst mein Elend sehen, so erhöre auch mein Flehen! Hab ein letztes Mal Erbarmen und verleihe meinen Armen ihre altgewohnte Stärke, dass ich zu gerechtem Werke sie noch einmal darf verwenden - und dann mag mein Leben enden." Als zum ersten Mal seit Wochen er mit seinem Gott gesprochen, hört er, wie mit leisem Schritt jemand ins Gewölbe tritt. Kaum hat er sich umgewandt, fühlt er eines Knaben Hand, welche ihn behutsam leitet, während er im Dunkel schreitet, ahnungsvoll, doch ohne Worte, durch des Dagontempels Pforte. Könnte unser Held noch sehen, würde es ihm jetzt vergehen. Nicht erspart wird ihm zu hören, wie in laut gegrölten Chören Dagons Lob man hier erhebt, und sein ganzes Ich erbebt. Eine Orgie ist im Schwang unter hellem Sang und Klang, welche lüstern und erregt sich zum Höhepunkt bewegt: Ihren Reigentanz beginnen halb entblößte Tänzerinnen. Zu verträumten Flötenweisen lassen sie die Hüften kreisen. Zu gepflegtem Pokulieren* soll dies Schauspiel animieren. Wer vergnügt sich hier mit wem? Hier und heute kein Problem - denn das reiche Festgedeck zielt auf einen hohen Zweck: Oft nach solchen Bacchanalen steigen die Geburtenzahlen, der Philister Volk zu mehren, dass sie sich noch besser wehren. Heute wollen sie sich weiden an des Lieblingsgegners Leiden, sehen ihn vor aller Welt öffentlich zur Schau gestellt. Auf des Tempels weite Bühne wird der hilflos schwache Hüne schwankend nun hereingeführt. Man ergötzt sich ungerührt, wie die auferlegten Qualen sich in seinem Antlitz malen. Zu dem Knaben flüstert er: "Ach, mir wird das Gehen schwer." Plötzlich fährt er sich durchs Haar, das schon nachgewachsen war, rüttelt kurz an zwei Pilastern, welche, schlank und alabastern, vor des Volks entsetzten Blicken gleich wie Schwefelhölzer knicken. Unter fürchterlichem Krach stürzt das ganze Tempeldach. Alle in dem frohen Reigen sind zerquetscht wie reife Feigen. Von dem ganzen Prunk und Tand bleibt nurmehr ein Haufen Sand. Samson hatte schon im Leben Tausenden den Tod gegeben. Mehr noch stürzen ins Verderben nun mit seinem frühen Sterben. Ist ein Held von Gott erkoren, lässt er niemand ungeschoren... (* Die Buchstaben p und k in dem Wort "pokulieren" dürfen gerne vertauscht werden)
  20. Cornelius

    In vino veritas

    Zwei honiggelbe Flammen tanzen im Roten aus der Lombardei. Ich schau durch Deko-Rankenpflanzen verstohlen in dein Konterfei. Wir treffen uns, zwei Unbekannte, zum ersten, wohl auch letzten Mal in Giannis Nobel-Ristorante, das uns die Agentur empfahl. Du siehst mich an, die Stirne runzelnd, an Umfang einer Seekuh gleich, dann wieder sibyllinisch schmunzelnd. O kehr zurück in Neptuns Reich! Zum Überfluss erscheinst du doppelt dem trunknen Blick im Kerzenschein. Mein Trost: Wir sind ja bald entkoppelt und ich werd morgen nüchtern sein.
  21. Hallo Patrick, falls du das Originalmanuskript dieser Erzählung mit einem Kugelschreiber zu Papier gebracht hast, dann hebe ihn bitte gut auf! Sehr gerne gelesen. Gruß Cornelius
  22. Hallo Carolus, "Schnee von gestern" - sehr schön! Traurig schön, diese bittere Ironie. Wer von uns fühlte nicht mit der bedauernswerten Kirschblüte? Frühlingsgrüße von Cornelius
  23. Moin Dio, was für ein poetisches Blutbad! Zugegeben: Ich habe mich von den betörenden Metaphern verführen lassen und bin dann doch in die Blutlache getappt. Jetzt fühle ich mich leichter... Gruß Cornelius
  24. I Auf des Landes höchstem Hügel wartet mit verhängtem Zügel, aufgestellt bei Tag und Nacht, der Philister Heeresmacht. Vis à vis im Eichengrunde sammelt Israel die Runde seiner allerbesten Streiter, doch bedrückt sind Ross und Reiter. Täglich tritt mit festem Schritte aus der stolzen Feinde Mitte polternd ein erzürnter Hüne schwer gepanzert auf die Bühne. Selbst dem jungen Morgen graut, wird des Riesen Rede laut: "Hört, ihr traurigen Gestalten, und vernehmt des Schicksals Walten! Wirft mich einer in den Staub, nur den Geiern noch zum Raub, soll er unser Land regieren, darf sein Haupt die Krone zieren. Wird er diesen Zweikampf wagen und vor meiner Kraft versagen, ist er füglich mit euch allen meinem Volk als Knecht verfallen. Wer von euch ist so verwegen, sich mit Goliath anzulegen?" Diese schicksalhafte Frage wiederholt er alle Tage. Schon der Anblick seiner Waffen und sein unbeherrschtes Blaffen bringen jedes Kind zum Weinen, sieht man diesen Mann erscheinen. II Eines Tages stößt zum Tross David, Isais jüngster Spross. Einen Schinken, zart und mager, liefert er ins Heereslager, denn es werden seine Brüder nun mit jedem Tage müder. Außerdem ein Brot mit Kümmel, um sich vor dem Kampfgetümmel noch ein wenig zu erlaben an des Vaters guten Gaben. Vor des Feindes Blick verborgen, sehn sie, wie auch heute morgen Goliath sich in Stellung bringt, die gewohnte Rede schwingt. David hat gut zugehört und ist gar nicht sehr verstört. Eifrig denkt er drüber nach, was der Riese eben sprach. Auch verheimlicht man ihm nicht, das, was König Saul verspricht: Wer den Feind besiegen kann, wird sogleich zum reichen Mann. Mit Prinzessin Michals Hand winkt ihm noch das halbe Land. David läuft zum Königszelt und bewirbt sich dort als Held: "Höre mich, o großer König! Gelte ich vor dir auch wenig, nimm doch meine Bitte an: Stellen will ich mich dem Mann drüben auf dem grünen Hügel, denn mein Mut verleiht mir Flügel." Auf dies Wort fällt König Saul um ein Haar von seinem Gaul: "Sage mir, verwegner Knabe, ob ich recht verstanden habe. Bist du wirklich drauf versessen, dich in solchem Streit zu messen? Deine Wangen deckt doch kaum deines Bartes erster Flaum..." "König, wenn es dich auch wundert: Einer schreckt mich nicht, noch hundert. Diese kleine Schleuder hier trag ich Schritt für Schritt bei mir. Konnte vor des Raubtiers Wüten meine Schafe sie behüten, wird es ihr dann nicht gelingen, einen Menschen zu bezwingen? Jener Riese ist ja bloß auch ein Mensch - wiewohl recht groß." Bangt er auch um Davids Leben - Saul bleibt nichts, als nachzugeben und, obschon mit flauem Magen, ihm zum Abschied noch zu sagen: "Wer erfüllt des Himmels Walten, der ist niemals aufzuhalten. In dem Streite dich zu schützen, wird dir meine Rüstung nützen." Um den Herrscher nicht zu grämen, muss sich David nun bequemen, in das Panzerkleid zu schlüpfen, doch er kann in ihm kaum hüpfen, nicht einmal drei Schritte gehen, höchstens unbeweglich stehen. Also schält er sich heraus, und zu seines Königs Graus eilt er in ziviler Kleidung zur finalen Schlachtentscheidung. III An des Baches Silberquell sammelt er fünf Kiesel schnell, lässt sie in den Beutel gleiten, sich zum Kampfe zu bereiten. Goliath gießt, bereits im Trott, auf den Gegner seinen Spott: "Mama weint gar viele Tränchen über dich, du halbes Hähnchen!" David, still und konzentriert, hat die Schleuder rasch justiert, schickt dann auf bewährte Weise einen Kiesel auf die Reise. Goliath sieht, nur leicht verwirrt, was ihm da entgegen schwirrt. Das Geschoss durchschlägt die Stirn, dringt dem Riesen bis ins Hirn. Diese ungewohnte Schwere in der sonst gefühlten Leere bringt ihn aus dem Gleichgewicht, und er fällt aufs Angesicht. Des gestürzten Gegners Schwert wird von David nun begehrt. Dessen Klinge ist nicht stumpf, separiert das Haupt vom Rumpf. Samt dem Kiesel, der dort steckt, wird es stolz emporgereckt. Kluger Kopf kann Vieles wenden. Kraft steckt nicht nur in den Lenden...
  25. Hallo Delf, deine Zeilen regen mich zum Nachdenken an - und dazu, ein paar Zeilen zu improvisieren, von denen ich nicht weiß, ob sie als Antwortgedicht passen, aber ich werfe sie hier einfach mal hin: Kritik schlägt oft mit Absicht tiefe Wunden, dieweil sehr oft, wer sie zu äußern wagt, im Schein von fremdem Geistesblitz empfunden: Das hätt ich gerne selber so gesagt. Der arme Tropf, der Lorbeerblätter schneidet, für die ich selbst die Sichel schon gewetzt, wird just für seinen Glücksgriff sehr beneidet. Er kam zuerst. Das ists, was mich verletzt. Gruß Cornelius
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