Zum Inhalt springen

Cheti

Autor
  • Gesamte Inhalte

    425
  • Benutzer seit

Alle erstellten Inhalte von Cheti

  1. Nach sehr langer Arbeitsphase endlich ein Werk in einer Sprache, die mehr zu meinem Namen passt: „ib secheni“ – ein Gedicht in mittelägyptischer Sprache. Wie immer mit mehreren Versionen. Es folgen eine Variante mit der ungefähren Aussprache, eine wörtliche Übersetzung, deren lyrische Übertragung, die Visualisierung des Gedichtes in Hieroglyphen sowie (der Vollständigkeit halber) deren wissenschaftliche Transkription. _______________________________________________________________________ ib secheni iú achin en re ibi ro ris hem mar su im sarefef em ta at anef her bibi chenu menadschi hem su sedefef ma dschaden enif re sa'a jir abik hetep hem anch aúi hihik merut gimik ma'as ahan dschaden ibi cher nen schaúi cher ni rechenef aset en merut iú jadetwe ib en samut iú nudschenef iterwu hem tschaú ahan nudschenef ja hem sebaú cher hem ni rechensin anch merut tschani ahan dschaden ibi schani iú heneki eni netscheru sechar hem sadschemitschen seperu mechet habensin eni tschin satscheneti cher nebu neferet hem rechen ibi kanet wat gabit her meruti tschin mini en matschin _______________________________________________________________________ Das suchende Herz Es flog mein Herz zur Sonne, Damit es wach wird durch ihre Wärme. Nun kehrt es (aber) zurück – mit einem Jauchzen – In meine Brust und kettet sich an. Denn die weise Sonne sagte zu ihm: „Wenn du Glück und ein frohes Leben wünscht, Suche die Liebe, finde ihren Anblick!“ Darauf sagte mein Herz: „Sodann ist dies mein Schicksal!“ Aber es wusste nicht, wo die Liebe sich aufhielt. Gequält war das Herz von Trauer. Es fragte die Flüsse und den Wind, Dann fragte es Mond und Sterne. Jedoch wussten auch sie nicht, wo die Liebe lebt. So sagte mein leidendes Herz: „Götter schenkt mir (doch) Rat und hört das Flehen!“ Daraufhin schickten sie dich zu mir, Meine schöne Goldbekränzte. Und mein Herz wusste, dass der beschwerliche Pfad beendet ist, Weil du meine Liebe bist, das Ziel jenes Weges. _______________________________________________________________________ Das suchende Herz Zur Sonne flog mein armes Herz, Damit es wacht im Strahlentreiben. Doch wieder kehrte es mit Schmerz In meine Brust, um dort zu bleiben. Denn zu ihm sprach der weise Stern: „Ersehnst du Glück in diesem Leben, Such nach der Liebe nah und fern, Denn sie nur kann dir solches geben!“ Hernach sollt es sein Schicksal sein, Zu finden, was so schön und rein. Drum fragte es das Quell der Flüsse, Die Winde und die Mondesküsse. Doch keiner wusste, wo sie weilt, Wohin die Liebe einst geeilt. Da flehte es zu Götterchören, Sie mögen seinen Wunsch erhören. Und diese schickten dich zu mir, Mit Gold beschmückt, um es zu retten, Das Herz zu lösen aus den Ketten, Damit ich endlich Liebe spür. _______________________________________________________________________ _______________________________________________________________________ jb sḫn.j jw ˁẖj.n n rˁ jb=j r rjs ḥm mˁr sw m srf=f m tꜢ Ꜣ.t ˁn=f ḥr bjbj ẖnw mnḏ=j ḥm sw sdf=f m ḏd.n n=f rˁ sꜢꜢ jr Ꜣbj=k ḥtp ḥm ˁnḫ Ꜣwj ḥjḥj=k mrw.t gmj=k mꜢꜢ=s ˁḥˁ.n ḏd.n jb=j ḫr nn šꜢw=j ḫr n rḫ.n=f s.t n mrw.t jw jꜢd-tw jb n sꜢm.t jw nḏ.n=f jtrw.w ḥm ṯꜢw ˁḥˁ.n nḏ.n=f jˁḥ ḥm sbꜢ.w ḫr ḥm n rḫ.n=sn ˁnḫ mrw.t ṯnj ˁḥˁ.n ḏd.n jb=j šnj jw ḥnk.j n=j nṯr.w sḫr ḥm sḏm.j=ṯn spr.w mḫt ḥꜢb.n=sn n=j ṯn sṯn.t=j ẖr nbw nfr.t ḥm rḫ.n jb=j ḳn.t wꜢ.t gbj.t ḥr mrw.t=j ṯn mnj n mṯn
  2. Hallo J.W., sind nicht alle Bezeichnungen im – ob nun biologisch- oder mental-kategorisch – und alle anderen Begriffe in jedweden Bereichen seit jeher eine Form der im Hinblick auf ihre sprachliche Fixierung? Wer besitzt das Primat der (De-)Konstruktion des sozial geformten Konstrukts "Sprache" und was bewirkt sie? Diese Fragen werden mir – unabhängig von der Berechtigung der Kritik – persönlich zu wenig reflektiert. LG Cheti
  3. Hallo butterfly, willkommen hier im Forum Deinen Einstand finde ich sehr gelungen. Die Worte und Gedanken sind wunderschön, ebenso wie die Botschaft, die sie vermitteln. Ohne Selbstliebe kann niemand glücklich werden. Das ist eine wichtige Erkenntnis, die das LI glücklicherweise erlangt, selbst wenn es dazu Zeit braucht. Die Form des Gedichtes finde ich auch hervorragend. Sowohl die Repititiones als auch die Klimax innerhalb jeder Strophe machen es einzigartig. Ich freue mich auf mehr. LG Cheti
  4. Hallo Joashua, das Gedicht ist auf jeden Fall einer meiner Favoriten hier im Forum. Sehr lebendig und sehr nachempfindbar durch die wohlgewählten Worte. Manche Träume sollen aber wohl einfach Träume bleiben... allerdings findet man nicht selten auch in der Realität das, was man im Traum gesucht hat. Es offenbart sich einem nur nicht immer sofort. LG Cheti
  5. Hallo Sentimentalist, hallo Sophia, vielen Dank für euer Lob. Ich muss gestehen, dass mein Französisch auch ziemlich eingerostet ist. Zuletzt habe ich es vor ca. 5 Jahren gesprochen. Insofern ist es tatsächlich eine gute Gelegenheit, Fremdsprachen mit Gedichten zu lernen oder wieder aufzufrischen. Die Übersetzungsarbeit macht auch sehr viel Spaß, sofern man nicht gerade der Typ ist, der seine Gedanken bloß aufs Papier fließen lassen möchte, da es schon herausfordernd ist. Ich bekomme dabei immer Respekt vor den Übersetzern wirklich umfassender Werke wie Ilias, Göttliche Komödie etc. LG Cheti
  6. Hallo Peter, eine sonderbare und in meinen Augen wirklich hervorragende Form eines Gedichtes. Für die Beschreibung einer menschlichen Gemeinschaft finde ich die Wort-Triaden überaus gut gewählt – besonders weil sie überwiegend nicht auf die Notwendigkeit von zwei Gegensätzen hinauslaufen, die das Denken unserer Gesellschaft oft prägt. LG Cheti
  7. Hallo Peter, vielen Dank auch dir. Französisch ist tatsächlich eine sehr schöne Sprache. Ich habe leider nicht die nötige Ausrüstung, um das Gedicht zu vertonen. Insofern ist es schön, dass auch die Übersetzungen gut ankommen. LG Cheti
  8. Hallo Sternwanderer, hallo Kurt, auch euch vielen Dank für die lieben Worte. Dann hat sich die Mühe gelohnt. Wobei es mir einfach Spaß macht, auch mal in anderen Sprachen zu schreiben, selbst wenn es dann etwas länger dauert. LG Cheti
  9. Hallo Joshua, hallo Sonja, vielen Dank für das positive Feedback zum Gedicht und zu meiner Person Es ist schön zu wissen, dass man einen bleibenden Eindruck hinterlassen konnte. Im letzten halben Jahr hatte ich sehr viel mit meiner Abschlussarbeit zu tun. Das hat mir leider oft die Energie genommen zu schreiben. Aber ich versuche zumindest ab und an mal in die neusten Werke rein zu lesen und teile gerne mit euch das, was mir in lichten Momenten selbst an Versen einfällt. LG Cheti
  10. La Chapelle J'entends les cloches au loin, sans écouter la tempête. Et leurs voix crient strident, pour pénétrer dans ma tête. Les chants rugueux des moines sont enterrés par leur or; et il ne reste rien que le sourire de la mort. Derrière des lourdes portes un crâne repose sur l'autel. Il garde le lit des morts, le secret de la chapelle. Et moi, je suis piégé comme un fantôme de tristesse. Seuls trois mots abrégés chantent tranquillement ma jeunesse à l'ombre de la nuit: R·êve! – I·mplore! – P·éris! ____________________________________ Wörtliche Übersetzung: Ich höre die Glocken in der Ferne, ohne dem Sturm zu lauschen. Und ihre Stimmen schreien schrill, um in meinen Kopf zu dringen. Die rauen Gesänge der Mönche werden begraben durch ihr Gold Und nichts bleibt übrig außer dem Lächeln des Todes. Hinter schweren Toren ruht ein Totenschädel auf dem Altar. Er behütet das Bett der Toten, das Geheimnis der Kapelle. Und ich, ich bin gefangen als ein Geist der Traurigkeit. Nur drei gekürzte Worte besingen still meine Jugend im Schatten der Nacht: T·räume! – F·lehe! – S·tirb! ____________________________________ Lyrische Übertragung: Von weither tönt der Schrei der Glocken durch den Orkan und dringt ins Haupt wie Blei in seinem rasenden Wahn. Den letzten Mönchessang verscharrt ihr goldener Schein. Und was einst vif erklang, heischt nun der lachende Hein. Ein Totenkopf bewacht – verborgen hinter dem Tor – die fahle Leichenwacht, schaut trist zum Heiland empor. Ich selbst bin sein Lakai, ein Geist, von Trauer gebeugt. Die Jugend längst vorbei – mein Sturz durch Schatten bezeugt mit einer simplen Sentenz: R·einheit! – I·rrung! – P·utreszenz!
  11. Hallo Carlos, hallo Sonja, vielen Dank für das Feedback und schön, dass euch die Zeilen gefallen haben. Vor allem diese Worte empfinde ich als hervorragende Antwort: Nur manchmal ist das leider gar nicht so einfach. Aber auch lächeln kann man lernen LG Cheti
  12. Hallo Joshua, deine Interpretation gefällt mir sehr gut Die Hoffnung sollte man nie verlieren, egal wie grau alles wirkt. Denn spätestens am nächsten Morgen sind die Farben zurück. LG Cheti
  13. eigenes Bild Es wird Nacht Es wird Nacht und lila-orange Wolken ziehen am Himmel, Werfen ihre Schatten auf den Boden, Auf das matte Grün des blassgefrorenen Grases, Spiegeln sich in den Wellen des Teiches am Zwinger, Die die Lichter der Stadt tanzen lassen. Doch die Schatten sind grau, Trüb und grau wie die kalten Fundamente der Häuser, Trüb und grau wie die Pflastersteine, Über die der Wind vertrocknete Blätter schleift. Wie lieblich er doch in den Büschen raschelt, Die quakenden Enten zum Wasser entführt – Weg von den letzten Hagebutten mit ihrer Morgenröte, Denn es wird Nacht mit jeder Sekunde. Verschwiegen ziehen die Wolken ins Land – über die Dächer. Selbst wo einst zinnoberrote Ziegel, wacht nur noch Grau Und schläfert die Tauben ein, während Raben krächzen, Verächtlich wie Geister vergangener Tage. Und ich frage mich, wo die Schönheit der Welt geblieben ist, Wenn ich ihre Scharen dahin fliehen sehe. Vielleicht sollte ich weniger schreiben Und mehr aufschauen, viel mehr lauschen, viel mehr leben, Weniger sterben wie der achtlose Tag, Der mit einem Glockenschlag vergeht samt seiner Farben. Vielleicht sollte ich weniger erwarten – und wenn dann nur Grau!
  14. Hallo Letreo, ein wirklich berührendes Gesicht, das mich während des Lesens sinnbildlich gefesselt hat. Ich finde es beeindruckend, wie du die Motive in den Versen und im Refrain immer wieder aufgreifst und mit kleinen Nuancen so veränderst, dass sie sich stetig weiterentwickeln. In puncto Liebe und Hoffnung stimme ich ganz mit Anais überein. Solange noch Liebe im Herzen übrig ist, hat man die Chance alles zum Besseren zu wenden. Sehr gern gelesen LG Cheti
  15. Hallo milchmirzucker, deine Zeilen sind sehr interessant und wirken erst etwas kryptisch auf den Leser. Die Metaphern sind aber letztlich sehr schön gewählt und untermalen die bedrückende Stimmung. Nur die Frage des LI/LE, das "Warum?" vermag ich nicht zu beantworten. Aber auch Druckerschwärze kann mit den richtigen Mitteln wieder entfernt werden Gern gelesen LG Cheti
  16. Sturmnacht – ein Gedicht im skaldischen Versmaß Tøglag Tränen tanzen (tauben Staubes) in den engen Orcafjorden, wenn aus Winden Wellen quellen nach den Nächten nied‘rer Lieder: Aus dem Eise jüngster Hünen hallt des Helden helles Gellen, denn der Diener dunkler Junker fuhr zu Firnes fahlem Galgen. Bloß noch Blässe blitzt in glitzernd wildem Wallen, Wut von Fluten. Ganz am Grunde grüßt ein Flüstern Soges Segel, satt von Schatten. Nicht der Nächte Neumondträume können künden kühn von Sühne, denn im Dunkel düstrer Wüsten, barer Berge bricht ihr Lichte. Nicht der Nächte Neumondschäume holen Helden hin zum Sinne. Nur die Narben neuer Feuer weil‘nder Wolken wachen lachend. ________________________________________________________________________________________ Zur Erläuterung des Tøglag-Versmaßes: -> Beginn einer betonten Silbe -> Stäbe (Stabreim) -> Binnenreime -> {Kenningar; ~Metaphern} {Tränen tanzen (tauben Staubes)} *Gischt in den engen Orcafjorden, wenn aus Winden Wellen quellen nach den Nächten {nied‘rer Lieder:} *Todesschreie Aus dem {Eise jüngster Hünen} *Eisberge hallt des Helden helles Gellen, denn der Diener dunkler Junker fuhr zu {Firnes fahlem Galgen.} *Havarie durch Kollision mit Eisberg Bloß noch Blässe blitzt in {glitzernd wildem Wallen, Wut von Fluten.} *tobende Wellen Ganz am Grunde grüßt ein Flüstern {Soges Segel, satt von Schatten.} *Schiffswrack Nicht {der Nächte Neumondträume} *Sterne können künden kühn von Sühne, denn im {Dunkel düstrer Wüsten, barer Berge} *Lichtarmut am Meeresgrund bricht ihr Lichte. Nicht {der Nächte Neumondschäume} *neuerliche Gischt holen Helden hin zum Sinne. Nur die {Narben neuer Feuer weil‘nder Wolken} *Blitze wachen lachend.
  17. Hallo Fietje, dieses Epigramm war einer meiner ersten Versuche, mich den antiken Versmaßen zu widmen. Umso schöner, dass du dir die Mühe gemacht hast, es noch einmal zu analysieren. Hier gebe ich dir recht, dass die meisten wohl die erste Silbe des Wortes "diesem" betonen würden. Es wäre aber dennoch möglich, den Akzent auf das "Bei" zu setzen. Vielleicht finde ich aber auch noch eine schöne Alternative. In diesem Fall habe ich versucht, mit dem Wort "Handschmuck" einen Spondeus zu bilden, was im Deutschen nicht ganz einfach und adäquat zum Griechischen oder Lateinischen möglich ist, aber hier meinem Sprachempfinden nach gut funktioniert. So würde der Vers auch den Regeln eines Hexameters entsprechen. Auf jeden Fall vielen Dank fürs Wiederentdecken und Kommentieren LG Cheti
  18. Hallo Ponorist, deine Zeilen wirken erst einmal etwas pseudo-philosophisch und sind doch irgendwie tiefsinnig amüsant. Ich für meinen Teil möchte hoffen, nicht von einem im Zwinger eingesperrten Hund erdacht zu sein. Das hätte doch etwas sehr tristes an sich. gern gelesen LG Cheti
  19. Hallo panini, ich schließe mich Rhoberta in dem Punkt an, dass das Gedicht etwas schwer zu lesen ist. Ich persönlich finde diesen Umstand aber nicht störend und – auch wenn man die Verse sicher ein bisschen strukturieren könnte – passt der Stil doch irgendwo zu den fließenden Gedanken, die du mit den Worten ausdrückst. In diesem Zusammenhang fand ich diese Zeilen... ...ein wenig deplatziert, da es so geordnet wirkt. Als stilistischer Umbruch hätte es allerdings auch seinen Reiz, dann wäre aber eine Fortsetzung bis zum Ende empfehlenswert. gern gelesen LG Cheti
  20. Cheti

    Zirrus

    Hallo gummibaum, eine sehr schöne Momentaufnahme, kurz und knapp sowie metrisch gut verpackt. Das Gedicht schafft es perfekt, die Impressionen weiterzutragen. sehr gern gelesen LG Cheti
  21. Hallo Lichtsammlerin, vielen Dank für dein Lob und Feedback. Ja, jeder hat Themen, die sie oder er bevorzugt. Das macht auch ein bisschen den Reiz an der Poesie aus – ihre Vielfältigkeit. Hier kann ich dir leider auch nicht mehr genau sagen, was ich mit dieser Formulierung bezwecken wollte. Ist auch schon ein wenig Zeit vergangen, dass ich dieses Ghasel geschrieben habe. Ich habe den Vers jetzt einfach abgeändert. noch einmal vielen Dank fürs "Ausgraben" LG Cheti
  22. Hallo Sonja, vielen Dank für deine lobenden Worte. Ich hatte mich damals auch u.a. von Goethe zu diesem Gedicht inspirieren lassen. Auch wenn der Tod den meistens Angst macht, so hat er doch immer etwas mystisches. LG Cheti
  23. Der Reisende Es sehnt ein Mann sich nach der letzten Reise, Der viel zu lang in Bitterkeit geruht. Nun folgt er doch der Stimme, sanft und leise, Die ihn verlockt ins Land der Götterglut. Zum Haupt des Nils will er sich wagen, Der Reisende, durch Sand und Staub. Ob ihn die Füße dorthin tragen, Bevor der Körper matt und taub? Am ersten Tag gelangt er nach Swenu1 Durchs Inselreich der längst erlosch‘nen Tage – Von Pa-ju-rek2 zum glänzenden Abu3, Das schöner noch als in der reichsten Sage. Und als das Licht zum Horizont entflieht, Verbeugt sich tief der Fremde vorm Altar, Der hell entflammt durch rosigen Granit Die Götter schützt vorm Tod seit Tag und Jahr. Am zweiten Tag macht er in Djeba4 Rast, Wo kalter Stein vom einst’gen Prunk noch zeugt, Vom ehemals so strahlenden Palast. Der Zahn der Zeit hat seinen Stolz gebeugt – Hier, wo einst Hor5, dem jener Platz geweiht, Den Hass bezwang, den Chaosbringer Seth6. Und immer noch wird jedes Herz befreit, Auch das des Manns, der durch die Trümmer geht. Es wandelt seit nunmehr zwei Tagen Der Reisende durch wüste Glut. Ob ihn die Füße weitertragen, Bevor verronnen all sein Mut? Am dritten Tag gelangt mit Hab und Gut Der Wanderer entlang der Sphinx-Allee Zur gold‘nen Stadt, ins große Ipet-sut7 – Und er tritt ein ins Haus des Amun-Re8, Erblickt den Hof aus abertausend Säulen, Die lotosgleich aus feinen Dünen quellen. Der seichte Wind entlockt ein leises Heulen Und flieht davon durch Tore und Kapellen. Am vierten Tag verlockt er auch den Fremden Ins hohe Ried, um bald den Nil zu queren. Und jener lässt an den Papyrusstränden Allein zurück, was er denn kann entbehren. Sein Weg führt ihn ins mythenreiche Waset9, Vorbei am Glanz der Häuser der Millionen10, Am Kolosspaar des großen Amenhotep11 Zum weiten Tal, in dem die Seelen wohnen. Es wandelt seit nunmehr vier Tagen Der Reisende durch totes Land. Ob ihn die Füße weitertragen, Bevor die Sehnsucht ausgebrannt? Am fünften Tag erreicht er schon Abdju12, Wo er verharrt im kühlen Tempelschatten. Er legt am Schrein sich fiebrig wirr zur Ruh. Die Sonnenglut ließ seinen Leib ermatten. Schon sprießt ein Traum von Königen und Kriegen, Die heut nur noch ein Bild an spröden Wänden Und nicht ein Korn der Weltenuhr besiegen: Sie werden bloß als Schar dergleichen enden! Am sechsten Tag kniet er zum Trunk gesenkt Am kühlen Nass, das Herischef13 gebührt. Mit jedem Kuss, den eine Woge schenkt, Hat dieser neu des Mannes Herz verführt. Der ganzen Welt gibt er die Fruchtbarkeit, Die zwischen Staub und Asche sanft erwacht. Der Lotos blüht und auch das Schilf gedeiht, Die Schwalbe singt und selbst der Wand‘rer lacht. Es wandelt seit nunmehr sechs Tagen Der Reisende durchs Tal der Zeit. Ob ihn die Füße weitertragen, Bevor er flieht zur Ewigkeit? Am siebten Tag sieht er den süßen Frieden, Der still bezeugt den Stolz der Pharaonen, Die durch den Prunk der edlen Pyramiden14 Auch heute noch im Strahlenreigen thronen. Doch trotz der Zier verlässt er sie gen Norden, Wo einst das Reich des weisen Gottes Ptah15, Der sich als Stier versteckt in Rinderhorden: Noch nie war ihm der Wanderer so nah. Am achten Tag bricht jener auf zum Sphinx16, Der löwengleich die Könige bewacht Mit ernstem Blick; er schweift von rechts nach links Zum blauen Nil in seiner Schimmerpracht. Das Dreigestirn17 derweil reckt sich zum Himmel, Um mit dem Licht der Sonne eins zu sein Wie in der Nacht mit Mond und Sterngewimmel, Dass jedermann erfüllt von seinem Schein. Es wandelt seit nunmehr acht Tagen Der Reisende durch die Ruinen Ob ihn die Füße weitertragen, Bevor er selbst dem Tod wird dienen? Am neunten Tag gelangt ins Labyrinth Der Wanderer (aus kühlen Wasserschnellen), In dem verirrt so manches schöne Kind – Und doch genährt an seichten Saphirwellen. Den Reisenden begleiten sie zum Pfahl Aus Lichtgestein, der sich trotz tausend Narben Zum Himmel schwingt als Iunu‘s18 Sonnenstrahl, Um sich am Hauch der Göttinnen zu laben. Am zehnten Tag hat Alexandria19 Der Reisende nach langem Marsch erreicht, Das traute Ziel, das unerreichbar war Und nun dem Traum der Ewigkeiten gleicht. Doch keinen Blick wirft er zum Bücherschrein, Genießt auch nicht den Glanz der Marmorbüsten – Entkommen zwar dem heißen Feuerschein Des Sonnengotts am Scheideweg der Wüsten, Doch altersschwach, die Glieder endlich schwer, Senkt er das Haupt, ein letztes Mal zu trinken Vom Todesquell und fällt erlöst ins Meer, Um in dem Blau der Eintracht zu versinken. So wandelte mit stillem Lachen Ein Pilger, der stets stark geblieben. Und wird er auch nie mehr erwachen, So lebt er doch im Götterfrieden.
  24. Acht reine Weiden: In Ideen erwachte Wieder eine Nacht.
  25. Hallo Lightning, selbst wenn die Seele zerreißt, heißt es doch, dass sie ist und wieder zusammengefügt werden kann. Deine Zeilen finde ich wirklich schön. Sie sind emotional, aber dennoch nicht ausschweifend. Auch formal ist dein Gedicht sehr gelungen – sowohl metrisch als auch vom Reimschema her. Kettenreime liest man leider eher selten. gern gelesen LG Cheti PS: ...sollte eher "im Innersten leer" heißen, wenn es sich nicht um eine Wortneuschöpfung handeln sollte.
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.