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Gedanken zu einem Foto


Empfohlene Beiträge

 

 

Wenn ich weinen möchte

schau ich mir das Foto des Babys an

welches einhundertachtundzwanzig Stunden nach dem Beben

in Syrien und der Türkei aus den Trümmern gerettet wurde

 

Die großen Augen

der wache Blick der gleichzeitig

zu danken und zu flehen scheint

der so viel erzählt

und ich verstehe alles und nichts


Finde deine Mama wieder

wünsche ich

irgend einen vertrauten Geruch

Stimmen die du kennst

und vergiss diese hundertachtundzwanzig Stunden

 

Ich liebe dieses Kind

als wäre es das letzte

welches je die Welt kennenlernen wird

 

 

 

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Oh ja, Vogelflug,

 

das hast du wirklich herzzerreißend geschrieben. Mir geht es ähnlich wie deinem L.I. nur umgekehrt.  Immer, wenn ich Scheißlaune habe, knipse ich im Kopf das Kino an und schaue Filme, in denen es Leuten noch viel dreckiger geht als mir. Und dann bin ich der Kameramann, der gerade dabei ist, als sie die zwanzig Nachbarn des Babys, zerquetscht, verstümmelt, schon leicht verwesend aus den Trümmern ziehen. Hach, denke ich dann. Noch mal Schwein gehabt. Jetzt gehts mir wieder super. Ich habe beste Laune. (Wird natürlich nicht gesendet, der Film)

Aber wenn ich weinen möchte, mach ich es natürlich genau wie dein LI. Das ist so ein wärmendes und erhabenes Gefühl. Ich liebe es und könnte mir  diesen Ausschnitt 1000 Mal hintereinander anschauen.

 

LG, Marvin

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  • 2 Wochen später...

Danke, @Marvin, für deinen sarkastischen Beitrag.

 

Ich habe natürlich vorher darüber nachgedacht, ob ich so einen Text öffentlich lesbar einstellen sollte.

Gefühlsduselei liegt sehr nahe. Man macht sich schnell lächerlich mit solchen Gefühlen, solcher Offenheit.

Ich wollte es schließlich wirklich. Weil das Foto einzigartig ist - natürlich im Zusammenhang mit dem Drama,

welches du freundlicherweise so deutlich ins Gespräch brachtest.

 

Es passieren so viel grausige Dinge überall und ständig.

Hab einen guten Tag damit.

 

LG zurück                                                       🦅

 

 

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Hallo Vogelflug,

 

da habe ich scheinbar innerhalb kurzer zeit zum zweiten Mal so richtig tief in den Fettnapf getreten. Mist. Ich hoffe, du nimmst mir ab, dass ich dich hier nicht  vorführen wollte.Im Gegenteil; nach dem Lesen, einiger, deiner Texte hatte ich den Eindruck, dass du ein guter Beobachter und Satiriker bist. Es sind ja schon einige, sehr zynische Beiträge, die ich von dir gelesen habe. Und in dem festen Glauben, dass du auch in diesem Text diese durch die Sensationsmedien gepuschte Rührseligkeit angesichts furchtbarer Tragödien anklagen wolltest, habe ich in in meinem Kommentar die gleiche Kerbe geschlagen. Ich finde sie nämlich zum Kotzen, die als Mitleid getarnte Sensationsgeilheit  durch die Medien zu fördern.

Glaube mir, lieber Vogelflug, wenn in den Medien Menschliches Elend in Großaufnahme gezeigt wird und ich vermute, dass es nur um Quote geht, schalte ich konsequent ab. Das  Zeigen solcher Ereignisse hat zum größten Teil mit Empathie nichts mehr zu tun, finde ich. 

Also nochmals; sollte ich dir mit meinem sarkastischen Kommentar zu nahe getreten sein, dann tut mir das echt Leid. So war es nicht gewollt.

 

VG, Marvin

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Hallo @Marvin,

ich habe keine Furcht, hier von jemandem "vorgeführt" zu werden.

Deinen ersten Beitrag habe ich auch nur als eine sarkastisch überformte Meinungsäußerung gelesen, die für mich absolut im Rahmen des Sagbaren liegt und keine Grenzüberschreitung enthält. Du hast deine Meinung gesagt, okay. Das darf auch wehtun. Ich kenne diesen Blickwinkel, ich kenne die kritische Sichtweise auf offiziell verbreitete Bilder und Informationen und Meinungen. Das teile ich auch zum Teil mit dir.

Bei dem konkreten Foto geht es mir tatsächlich so, dass ich durch den Blick des Kindes und durch das Bewusstsein der Begleitumstände eine sehr mächtige Heraushebung empfinde. Das Foto sagt nicht einfach: "Oh, hübsches Baby!" oder "Wie süß es guckt!" oder "Gott sei Dank hat es überlebt." - nein, es erzählt viel mehr und ruft eine irre Gefühlsmischung in mir hervor, von der abstrakten/ gedanklichen Erfahrung des Leids, über Reflexionen mit dem eigenen Leben/ vergleichende Gedanken, bis hin zu einer ungeahnten Zuneigung zu dem abgebildeten kleinen Menschen, der zum Hoffnungskeim für das Leben des Kindes selbst wie für die ganze noch kommende Menschheit wird. Es hat den Grat zwischen Tod und Leben erfahren - körperlich empfindend, und doch unbewusst. Und darin ist es eigentlich in einer ähnlichen Situation wie wir alle täglich.

Das ist ein wilder Mix an Gedanken und Empfindungen, und ich habe versucht, wenigstens einen Teil dieser Gedanken und Empfindungen offen zur Schau zu stellen, sprich: für andere lesbar zu machen. Aber das ist schwer.

 

 

 

 

In deinem zweiten Beitrag las ich dann:

 

Am 16.3.2023 um 19:41 schrieb Marvin:

Es sind ja schon einige, sehr zynische Beiträge, die ich von dir gelesen habe.

 

Und damit komme ich gar nicht klar. Das geht mir nicht aus dem Kopf. Das ist der Grund, weshalb ich hier überhaupt noch mal was hinzuschreibe.

Zynismus ist für mich eine Haltung, die auf Menschen-, vielleicht Lebensverachtung beruht. Das ist etwas, das mir ferner nicht liegen kann.

Wenn aber hier Beiträge zu lesen sein sollen, die man als zynisch empfinden oder begreifen kann, dann möchte ich dich bitten, mir diese vor Augen zu führen. Damit müsste ich mich auseinandersetzen.

Ich weiß, dass ich auch mal in Ironie und Sarkasmus übergehe. Und das meist in einer lächelnden Art, die den anderen nicht verletzen will, sondern eher anregt, gemeinsam über unser aller menschliche Schwächen zu lachen. Ich streite auch gern mal. Um Inhalte, um Form. Aber zynisch sein?

 

Weißt du, zu wissen dass das hier jemand so liest, wie du es da oben geschrieben hast, beunruhigt mich. Ich möchte um nichts in der Welt als Zyniker gelten. Nicht einmal als anonymer Nick-Name-User. Es ist mir nicht egal. Deshalb bitte ich dich, mit mir der Sache auf den Grund zu gehen. Ich denke, da liegt ein Missverständnis vor. Entweder in der Bewertung irgendwelcher meiner Äußerungen oder im Gebrauch des Begriffs.

 

Liebe Grüße                                  🦅

 

 

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Hallo Vogelflug,

 

 

 

 

auch  hier mein Fehler. "Zynisch" war der falsche Ausdruck. Ich las in einigen deiner Texte Verbitterung/Anklage. Das triffts wohl eher.

Zum Beispiel ein Text wie dieser:

"Zynisch" kann man auch als "abwertend" "böswillig" bezeichnen. Nein, das sind deine Texte nicht.

 

 

vor 5 Stunden schrieb Vogelflug:

ich habe keine Furcht, hier von jemandem "vorgeführt" zu werden.

 

 

nein, dass du dich davor fürchten könntest, hatte  ich auch nicht erwartet. Aber zu Recht verärgert hättest du sein können.

 

VG, Marvin

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